Fuhrberg/Celle/Lachendorf (pm). Er besiedelt das Land genau so gut wie das Wasser – kein anderes Tier verbindet diese beiden Elemente so gut wie der Fischotter. Im Jahr 2021 hat er es so zum Tier des Jahres geschafft. Der Fischotter liebt naturnahe und saubere Flussabschnitte. Im Bereich Lachendorf bei Celle auf den Flächen der Niedersächsischen Landesforsten hat der prominente Wassermarder einen solchen Lebensraum entlang der Lachte gefunden. Seit den 1990er Jahren zeigen Schutzbemühungen mehrerer Bundesländer Erfolge. Die Art breitet sich seither verstärkt aus dem Bereich der Elbe im Wendland Richtung Westen und Süden aus.
Jährlich wird die Natur des Jahres gewählt und dadurch auf besonders schützenswerte Tiere und Pflanzen aufmerksam gemacht. Die Deutsche Wildtierstiftung ist zuständig dafür, das Säugetier des Jahres zu wählen. Im Jahr 2020 ist das Reh Säugetier des Jahres geworden und in diesem Jahr hat der Fischotter zum zweiten Mal nach 1999 diese Auszeichnung bekommen. Die Auszeichnung zum Tier des Jahres hat allerdings negative Beweggründe, denn trotz aller Schutzbemühungen ist der Otter noch immer stark bedroht. Die Lebensräume, die er besiedelt, sind rar. Verschmutzte Gewässer, begradigte Flussufer und fehlender Strukturreichtum sind nur einige Hindernisse, die der Ausbreitung des Fischotters im Wege stehen. Renaturierungsmaßnahmen und laufende Schutzprojekte stellen solche Lebensräume aber wieder her und helfen der Otterpopulation.
„Neben der Seltenheit seiner Lebensräume wird der Fischotter auch häufig Opfer des Verkehrs, da er nicht gerne unter Brücken hindurchgeht, sondern lieber über die Straße wechselt. Auch hier an der Landstraße 282 wurde im Jahr 2016 ein Fischotter überfahren. Mit der Genehmigung des Landkreises Celle wurde das Tier präpariert und soll zukünftig für waldpädagogische Zwecke eingesetzt werden“, erklärt Kerstin Geier, Naturschutzförsterin des Forstamtes Fuhrberg.
Der Wassermarder meidet es, dunkle Tunnel und Brücken zu passieren. Vor allem dann, wenn er dafür schwimmen muss. Bei niedrigem Wasserstand oder otterfreundlichen Brücken, welche an den Seiten eine Art Stufe eingebaut haben, nutzen die Otter die trockenen Bereiche unter der Brücke, um diese gefahrlos zu passieren.
„Unter einer Brücke markieren die Otter häufig ihr Revier. So findet man dort am ehesten die Spuren und die Hinterlassenschaften“, sagt Geier, welche mit Gummistiefeln und einer Taschenlampe das sandige Ufer der Lachte absucht.
Ein Fischotterrevier kann sich etliche Kilometer an einem Fluss entlang ziehen. Auch weil er hauptsächlich nachtaktiv lebt, ist eine Sichtung sehr selten und meistens ein Zufall oder pures Glück. Zudem ist der Fischotter eine seltene Tierart, die in der Vergangenheit aufgrund seines Fells gejagt wurde. Denn dieser ist, mit rund 50.000 Haaren pro Quadratzentimeter, sehr dicht und warm. Wir Menschen hingegen haben durchschnittlich nur gut 200 Haare pro Quadratzentimeter auf dem Kopf.
Neben dem begehrten Fell war der Fischotter in längst vergangenen Tagen eine Speise in der Fastenzeit, denn das Fleisch des Otters galt als Fisch und der Verzehr war somit während der Fastenzeit zulässig. Als ausgezeichneter Fischjäger hat er sich zudem auch bei Fischwirten unbeliebt gemacht und dort in den Fischzuchtanlagen große Schäden verursacht. Solange also das Nahrungsangebot groß war, hielt sich der Fischotter in den Gebieten auf, wo er satt wurde und das war zum Frust der Fischwirte, in ihren Teichen.
Mittlerweile erholt sich die Population der Fischotter wieder, sodass der Wassermarder in naturnahen und sauberen Gewässern, wie in der Lachte bei Celle, ein immer noch seltener aber regelmäßiger Gast ist. Der in den letzten Jahren an einigen Stellen der Lachte im Flussbett eingebaute Kies sorgt für unterschiedliche Wasserfließgeschwindigkeiten und Wassertiefen – natürliche Strukturelemente, die neben Kleinstlebewesen, Fischen, auch Flusskrebsen und Bachmuscheln helfen, sich wieder anzusiedeln. Diese dienen wiederum als Nahrungsgrundlage für den Fischotter.