Gelebte Digitalisierung – Ministerpräsident Stephan Weil an der BBS-ME

Stephan Weil erkundet eine von Schüler*innen entwickelte und programierte virtuelle Landschaft - BBS-ME
Stephan Weil erkundet eine von Schüler*innen entwickelte und programierte virtuelle Landschaft - Quelle: BBS-ME

Der Niedersächsische Ministerpräsident informiert sich an der Berufsbildenden Schule Metalltechnik

Hannover (pm). Am Mittwoch, den 03.11.2021 besuchte der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil die BBS-ME, um sich vorrangig über die folgenden Themen Robotik, speziell die Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) und die (Spät-)Folgen des pandemiebedingten Distanzunterrichts zu informieren. Ebenfalls zu Gast waren der Regionsdezernent Ulf-Birger Franz und der Bundestagsabgeordnete Knut Gerschau (FDP).

Innovations- und Zukunftszentrum für Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK)

Vor drei Jahren verabschiedete die Landesregierung den Masterplan Digitalisierung, mit dem unter anderem Robotik-Projekte an Schulen gefördert werden. Die BBS-ME ist eine von sechs niedersächsischen Berufsbildenden Schulen, die als Innovations- und Zukunftszentrum für Robotik an dem Programm teilnehmen. Für das Kooperationsprojekt “Integration der Robotik in die Pflege” haben Lehrkräfte der BBS-ME und der Anna-Siemsen-Schule (BBS7) gemeinsam ein Unterrichts- und Ausbildungskonzept entwickelt. Für die praktische Umsetzung des Konzeptes erhalten die beiden kooperierenden Schulen ein Budget von über 500.000 Euro.

Cobots – Roboter assistieren und entlasten

Die neuesten Generationen der Roboter werden „Cobots“ genannt, weil sie mit dem Menschen kollaborieren. Cobots sind konstruktiv an den menschlichen Arm angelehnt, daher ist der Einsatz nahezu unbegrenzt. So ist die Erprobung neuer Anwendungsbereiche, wie z. B. in der Pflege, sehr vielversprechend. Der Einsatz von Robotern in der Pflege bedeutet hierbei aber nicht, dass die Menschen in Zukunft nur noch durch Roboter gepflegt werden. Wir zielen auf eine Entlastung bei wiederkehrenden Tätigkeiten, außerhalb des Einsatzes am Menschen, z. B. beim Packen von Patientenboxen, Spül- und Desinfektionsvorgängen ab, und möchten neue Einsatzbereiche, wie die Bewegungsanimation durch einen Roboter erproben.

Um diese vielfältigen Aufgaben umzusetzen, bedarf es einer flexiblen Schulungsanlage, die eigens an der BBS-ME geplant wurde und sich momentan in einer europaweiten Ausschreibung befindet. Bis es soweit ist, wird mit Cobots gearbeitet, die die Region der Schule zur Verfügung gestellt hat. „Wir schaffen für die Ideen-Expos Cobots an und übergeben sie danach an die Berufsbildenden Schulen in Hannover und Neustadt,“ so Regionsdezernent Franz. Nach der Vorstellung der Kernpunkte des Robotik-Konzeptes stellten Schüler*innen dem Ministerpräsidenten ein Projekt vor, bei dem es um die Entwicklung einer Taschenlampe geht, deren Einzelteile durch Roboter zusammengebaut werden. Stephan Weil nutzte die Gelegenheit, spielerisch mit den Robotern zusammenzuarbeiten, indem er bei einem Cobot-unterstützten Tipp-Kick Wettbewerb gegen Schüler*innen antrat:

„Tipp-Kick habe ich schon häufiger gespielt, allerdings noch nie mit einem Roboter. Das konnte ich heute bei meinem Besuch der BBS ME nachholen. Und siehe da: Mit der richtigen Programmierung können Cobots sogar Tore schießen! Mensch-Roboter-Kollaborationen werden nicht nur in der Industrie, sondern auch in vielen anderen Bereichen zukunftsweisend sein. Und auch die an der BBS von Schülerinnen und Schülern mit Virtual Reality geschaffenen neuen digitalen Räume spielen im Berufsleben eine immer größere Rolle.

Ich freue mich deshalb sehr darüber, dass technische Innovationen zunehmend zum Unterrichtsalltag in Niedersachsen gehören. Das große Engagement und die Begeisterung der Lehrkräfte und der Schülerinnen und Schüler an der BBS haben mich sehr beeindruckt. Dafür und für die interessanten Einblicke bedanke ich mich sehr herzlich“, so der Ministerpräsident.

Virtual Reality

Im Beruflichen Gymnasium der BBS-ME haben Schüler*innen die Möglichkeit mit einer VR-Brille zu arbeiten, Erfahrungen in der VR-Programmierung zu sammeln und damit eine besondere Möglichkeit, zukunftsorientierte Technik zu erleben. Die Projektideen sind dabei vielfältig an den unterschiedlichen Interessen der Schüler*innen ausgerichtet und fördern damit das intrinsische Lernen. So hat eine Gruppe ein virtuelles Modell der O2-Arena in Hamburg erschaffen und so programmiert, dass sich dort ein Konzert von Michael Jacksons Abschiedstournee miterleben lässt. Das Konzert hat 2009 zwar nicht mehr stattfinden können, doch dank der Kreativität der Schüler*innen und der VR-Technik können sie live mit dabei sein, mittanzen und sogar auf der Bühne mitsingen. Da bekommen Micheal Jackson-Fans sogar eine Gänsehaut. In der Industrie wir die VR-Technik zum Beispiel dazu eingesetzt schon in der Planung die Montage von Produkten zu testen und sicherzustellen, dass z.B. die Antriebskomponenten eines neu entwickelten E-Fahrzeugs platzsparend montiert werden können.

Mit Hilfe von VR sollen zukünftig auch Treffen im virtuellen Raum mit den Partnerschulen in Schweden und in den USA ermöglicht werden. Die technischen Voraussetzungen sind hierbei von Seiten der Schüler*innen der BBS-ME geschaffen worden. Ministerpräsident Weil, setzte sich die VR-Brille auf und betrat die von den Schüler*innen entworfenen und programmierten virtuellen Räume und ließ sich von der Kreativität der Schüler*innen begeistern. “Hier ist es schön, hier bleibe ich”, sagte Stephan Weil als er über eine farbenprächtige Blumenwiese spazierte.

Der Ministerpräsident im Austausch mit Lehrkräften und Schüler*innen

Distanzunterricht

Im Gespräch über das Thema Distanzunterricht während der Pandemie stellten Schüler*innen der Energie- und Gebäudetechnik sowie der Fachschule für Technik Ihre eigenen Erfahrungen im Lockdown dar. „Bitte weiter am Online- und Distanzunterricht arbeiten und diesen vorantreiben“ haben sie in einer Umfrage zurückgemeldet. Trotz technischer Schwierigkeiten und fehlendem direkten Kontakt erkennen die Schüler*innen im digitalen Unterricht große Chancen für die Zukunft von Schule. Zu den aktuell bestehenden größten Schwächen zählen sie u.a. die nachlassende Konzentration durch monotone Arbeitsbedingungen und ein hohes Ablenkungspotential.

Medienbildung

Wie mit geringen finanziellen Mitteln mehr Schüler*innen für Robotik, aber auch Medienbildung begeistert werden können, stellte Herr Müller dem Ministerpräsidenten an einem 3D-gedruckten voll funktionsfähigem Roboterarm vor. Durch den konsequenten Einsatz von Open Hard- und Software und der Einbindung von Open Educational Resources (OER) konnten Kosten und Entwicklungszeit extrem gesenkt, die Flexibilität und Skalierbarkeit sehr erhöht werden. Zu den Gelingensbedingungen hier wie auch zum Distanzunterricht gehört, dass geeignete Schulungen für Lehrkräfte systematisch angeboten werden. Davon profitieren alle Schüler*innen auch die, die mehr Unterstützung benötigen. . „An dieser Stelle setzt auch die Initiative Robonatives an“, ergänzt Herr Franz.

Zukunftsweisende Veränderungen

Zum Abschied erklärte Ministerpräsident Weil, dass sich seitdem er die BBS-ME vor 25 Jahren zum ersten Mal besucht hat, sehr viel verändert hat. Er bestärkte die Schüler*innen und Lehrkräfte, dass Sie an einer guten Schule lernen und arbeiten. Er forderte die Schule auf, finanzielle Mittel aus dem Digitalpakt in Anspruch zu nehmen, um den erfolgreichen Kurs weiterzuentwickeln.