Arbeiten des Instituts für Parasitologie der TiHo zeigen, dass Zecken in Deutschland auch im Winter aktiv sind
Hannover (pm). Forschende des Instituts für Parasitologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) beobachten, dass Zecken in Deutschland mittlerweile ganzjährig aktiv sind. Institutsleiterin Professorin Dr. Christina Strube sagt: „Die milden Winter sorgen dafür, das Zecken auch während der kalten Jahreszeit auf Wirtssuche gehen. Das bedeutet, dass Haustiere nunmehr ganzjährig vor Zecken geschützt werden sollten. Und natürlich sollten auch Menschen im Winter achtsam sein und sich nach Aufenthalten im Freien auf Zecken absuchen.“
Durch die Klimakrise steigen die Durchschnittstemperaturen seit Jahrzehnten ganzjährig kontinuierlich an. Die milden Winter und der damit verbundene geringe oder häufig gänzlich ausbleibende Schneefall beeinflussen die Aktivität der Zecken. Die durchschnittliche Temperatur im Winter war laut dem Deutschen Wetterdienst während der Monate Dezember bis Februar in den vergangenen Jahren bis zu 3,1 Grad Celsius höher als in der klimatischen Referenzperiode von 1961 bis 1990.
In Deutschland sind vor allem zwei Zeckenarten verbreitet: der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) und seit einigen Jahren zunehmend auch die Wiesen- oder Buntzecke (Dermacentor reticulatus). „Wir konnten die winterlichen Aktivitäten dieser beiden Zeckenarten jeweils in drei verschiedenen Ansätzen beobachten: Im Freiland, mit sogenannten Zeckenplots und anhand von Zecken, die Tierärztinnen und Tierärzte uns schickten und die wir auswerteten“, berichtet Strube. Für die Freilandbeobachtungen fingen die Forschenden die Zecken mit der sogenannten Flaggmethode. Dafür ziehen sie ein Baumwolltuch über den Boden. Aktive Zecken klettern auf die Unterseite des Tuchs und können anschließend abgesammelt und gezählt werden. Die Zeckenplots sind ein quasi-natürliches Habitat im Freien, in dem Zecken an dünnen Holzstäben emporklettern können. An diesen Stäben können sie einfach gesehen und gezählt werden. Für die einjährige Einsendungsstudie erfassten die Forschenden knapp 20.000 Zecken und dokumentierten, wie viele Holzböcke und Wiesenzecken in den Wintermonaten Hunde und Katzen gestochen hatten.
Die Wiesenzecke ist über den Winter konstant aktiv – außer wenn es schneit. „Von einer geschlossenen Schneedecke lässt sie sich stoppen“, sagt Strube, „aber auch der Gemeine Holzbock ist inzwischen in milden Wintern von Dezember bis Februar aktiv. Vor allem im Februar können wir einen deutlichen Anstieg der Aktivität beider Zeckenarten beobachten.“
Da Zecken als sogenannte Vektoren fungieren und verschiedene Infektionskrankheiten übertragen können, besteht für Menschen und Tiere inzwischen ein ganzjähriges Infektionsrisiko mit von Zecken übertragenen Krankheiten. Für Tiere sind dabei die Babesiose und Anaplasmose, in geringerem Maß auch die Borreliose von Bedeutung. Die häufigsten zeckenübertragenen Erkrankungen des Menschen sind in Deutschland Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis.