Dach-Solar-Richtlinie als Baustein der Solar-Offensive der Region Hannover
Region Hannover (pm). Am Jahresanfang 2020 ist die Dach-Solar-Richtlinie der Region Hannover in Kraft getreten. Mit dem Programm werden seitdem Eigentümerinnen und Eigentümer unterstützt, die die Dächer ihrer Liegenschaften energetisch modernisieren wollen und zugleich auf die Nutzung erneuerbarer Energien setzen. Der vorgesehene Fördertopf von 1,5 Millionen Euro für die Jahre 2020 bis 2022 wurde von der Regionsversammlung schon im vergangenen Jahr wegen der großen Nachfrage um 1,2 Millionen Euro aufgestockt. „Bei der federführenden Klimaschutzleitstelle der Region Hannover sind bis Ende 2020 118 Anträge mit einer beantragten Fördersumme von rund 1,1 Millionen eingegangen“, freut sich Regionsdezernentin Christine Karasch angesichts der Bilanz des ersten Förderjahres.
Auf den doppelten Nutzen – eine hochwertige energetische Sanierung und den Zubau von erneuerbaren Energien – setzen zurzeit vor allem private Immobilienbesitzerinnen und -besitzer. Überraschend beliebt ist die Kombination von Solarstrom- und Solarwärme-Gewinnung. Gut 10 Prozent der Antragstellenden wollen beide Solarsysteme auf dem eigenen Dach installieren. „Würde das beantragte Fördervolumen in Gänze bewilligt, hätte die regionalen Handwerksbetriebe noch vollere Auftragsbücher. Jeder von uns im Rahmen der Richtlinie bewilligte Euro löst eine Investition in Höhe von weiteren 8,45 Euro aus“, so die Rechnung der Dezernentin: „Die regionsweite Klimaschutzarbeit wird so insbesondere in den Bereichen Gebäude, Solar und Wärme verstärkt“.
Rike Arff, Leiterin der Klimaschutzleitstelle der Region Hannover, setzt auf das Anreiz-Programm: „In der Region Hannover erreichen wir bei der Solarenergie erst 4,2 Prozent dessen, was als Zielmarke in unserem ‚Masterplan 100% für den Klimaschutz‘ definiert ist. Stand Ende 2020 wäre es mit dem Förderprogramm möglich, auf weiteren rund 25.000 Quadratmetern gedämmter Dachfläche Solaranlagen zu installieren. Zukünftig würden fast eine Million Kilowattstunden Solarstrom jährlich erzeugt und Solarwärme mit einem Äquivalent von 115.000 Kilowattstunden.“ Unter dem Strich stehe eine CO2-Einsparung von 1.140 Tonnen jährlich. Noch mehr Energie spart eine gute Dach-Dämmung: Die Klimaschutzleitstelle geht allein bei den beantragten Sanierungsmaßnahmen von einer Einsparung von fast vier Millionen Kilowattstunden jährlich aus.
Kraft vom eigenen Dach
„Die Förderung setzt an der richtigen Stelle an“, bestätigt Henning Hanebutt. Der Neustädter Dachdeckermeister spricht aus Erfahrung: „Oft sollen wir schlecht isolierte Dächer aus den 1960er- und 1970er-Jahren mit Photovoltaikanlagen ausstatten. Wirklich nachhaltig wird das Gebäude aber nur, wenn es nicht nur selber Strom produziert, sondern gleichzeitig auch möglichst viel Energie einspart.“ Der Fachmann empfiehlt seinen Kundinnen und Kunden in solchen Fällen deshalb, Solaranlagen und Dämmung im Paket nachrüsten zu lassen. „Dann können sie gelassen in die Zukunft schauen – schließlich hält die PV-Anlage auf dem Dach über 20 Jahre.“
EEG-Novelle
Auch wichtig zu wissen. Betreiberinnen und Betreiber kleiner Photovoltaik-Anlagen müssen für ihren Solarstrom, den sie selbst verbrauchen, seit dem Jahreswechsel keine Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bezahlen. Damit kostet die Kilowattstunde selbst erzeugten Solarstroms bei den derzeitigen Anlagenpreisen nur acht bis elf Cent, während die Versorger oft mehr berechnen. Bislang galt die Befreiung von der EEG-Umlage nur für Anlagen mit einer Leistung von weniger als zehn Kilowatt. Mit der Gesetzes-Novelle hat die Bundesregierung diesen Grenzwert nun auf 30 Kilowatt erhöht.
Gutes Beispiel
Ein altes Haus langfristig energetisch fit machen: Das war auch das Ziel von Martin Töllner und seiner Frau Andrea, als sie im vergangenen Jahr einen Bungalow in Hannover gekauft haben. Bei der Internetrecherche stieß er auf die Dach-Solar-Richtlinie der Region Hannover. Nun sind 160 Quadratmeter Flachdach frisch gedämmt, auch eine thermische Solaranlage steht bereits. Wenn im Frühjahr die PV-Anlage fertig wird, winken 8.000 Euro aus dem Fördertopf. Neben der finanziellen Unterstützung war dem 53-Jährigen aber auch etwas anderes wichtig: „Selber Solarstrom zu erzeugen und ins Versorgungsnetz einzuspeisen, ist leider noch mit vielen bürokratischen Hürden verbunden. Aber mit Hilfe der Klimaschutzleitstelle ist aus der Idee ein Konzept geworden, das nun umgesetzt wird.“
Solar-Offensive
Die Richtlinie ist Teil der Solar-Offensive der Region Hannover. Sie bietet finanzielle Unterstützung für eine hochwertige Dachdämmung an, wenn gleichzeitig eine Solaranlage auf dem Dach errichtet wird. Die Förderung der Solaranlage ist wiederum mit den vorhandenen Bundesprogrammen möglich. Der Eigentümerin oder dem Eigentümer ist es freigestellt, ob eine Solarstrom- oder eine Solarwärme-Anlage im Rahmen der Dachsanierung gebaut wird. Auch die Förderung von Solarwärme-Anlagen nach der regionseigenen Förderrichtlinie ist möglich.
Dächer dämmen – Sonnenstrom produzieren
Gemäß der Dach-Solar-Richtlinie beträgt die Förderung je Quadratmeter gedämmter Dachfläche 50 Euro – maximal pro Gebäude 50.000 Euro -, wenn gleichzeitig eine Solaranlage auf dem Dach errichtet wird. Die Förderung der Solaranlage ist wiederum mit den vorhandenen Bundesprogrammen möglich. Der Immobilienbesitzerin oder dem -besitzer ist es freigestellt, ob eine Solarstrom- und/oder eine Solarwärme-Anlage im Rahmen der Dachsanierung gebaut wird. Auch die Förderung von Solarwärme-Anlagen nach der regionseigenen Förderrichtlinie ist möglich. Zudem sind mit dem neuen Landesförderprogramm auch PV-Speicher förderfähig. Weitere Informationen: www.hannover.de/solaroffensive
Solarkataster
Gut 400.000 Gebäude eignen sich in der Region Hannover für die Nutzung der Solarenergie. Dies entspricht einer Gesamtfläche ca. 45 Millionen Quadratmetern – mit einer durchschnittlichen Produktionsleistung von 7.000 Gigawattstunden pro Jahr. Aktuell beträgt der installierte Ertrag rund 110 Gigawattstunden.
Ob sich eine Dachfläche – privat oder gewerblich zur Installation einer Solarenergieanlage eignet, lässt sich mit einem Schnell-Check über das Solarkataster der Region Hannover feststellen: www.hannover.de/solarkataster. Allein in den ersten beiden Monaten nach Freischaltung, haben mehr als 10.000 Bürgerinnen und Bürger auf das Solarkataster zugegriffen. Zurzeit erfolgen pro Tag ca. 100 Zugriffe auf das Kataster. „Aus der Rückmeldung von Energieberatern und Handwerksbetrieben wird deutlich, dass sich viele Interessierte im Vorfeld im Solarkataster informieren und mit den dort erstellten Berichten zu einer Beratung erscheinen“, so Rike Arff.