Von Organoiden bis Wildtierschutz – Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler präsentieren Projekte für Tiergesundheit und Tierschutz
Hannover (pm/redk). Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) öffnete am Donnerstag, 24. April 2025, ihre Türen für den ersten Tierschutztag. Unter dem Motto „Tiere für Tiergesundheit“ präsentierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre vielfältigen Forschungsprojekte – von der Überwachung von Wildtieren über die Ausbildung von Spürhunden bis hin zur Entwicklung künstlicher Miniaturdärme im Labor. In Vorträgen und Poster-Präsentationen erhielten Besucherinnen und Besucher Einblicke in die innovativen Ansätze zur Förderung des Tierschutzes und zur Verbesserung des Tierwohls. Ein besonderer Programmpunkt war der Gastvortrag der Landestierschutzbeauftragten Dr. Julia Pfeiffer-Schlichting zu aktuellen Tierschutzfragen.
„Die TiHo nahm den diesjährigen Internationalen Tag des Versuchstiers am 24. April zum Anlass, um die Vielfalt ihrer Forschungsinitiativen zur Stärkung des Tierschutzes und zur Verbesserung des Tierwohls vorzustellen“, erklärte Professor Dr. Bernhard Hiebl, Tierschutzbeauftragter der TiHo. „Wir möchten damit die Arbeit unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Mittelpunkt stellen und zeigen, welche Rolle Tiere in der Forschung für die Tiergesundheit einnehmen.“
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war die Entwicklung von Alternativen zu Tierversuchen. Drei Preisträgerinnen und Preisträger des VZET-Symposiums 2024 (Virtuelles Zentrum für Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch) stellten ihre ausgezeichneten Projekte vor.
Innovative Forschungsansätze für das 3R-Prinzip
Tim Christer vom Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie zeigte Methoden auf, mit denen die Wechselwirkungen von Implantaten mit Blut künftig ohne Tierversuche getestet werden könnten. Dabei verfolgte er die Suche nach einem Schlüsselmolekül, das als Grundlage für tierfreie Untersuchungen dienen könnte – insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Alterung von Mensch und Tier.
Dr. Verena Jung-Schroers aus der Abteilung für Fischkrankheiten und Fischhaltung demonstrierte die Kultivierung schlagender Herzzellen in der Petrischale. Diese Organoide ermöglichten es, Reaktionen auf Viruskrankheiten oder Umweltstress ohne den Einsatz lebender Tiere zu untersuchen.
Auch dreidimensionale Darmmodelle vom Schwein wurden vorgestellt: Pascal Benz, PhD, präsentierte Miniatur-Därme, die im Labor gezüchtet wurden und wichtige Erkenntnisse über die Nährstoffaufnahme sowie mögliche Ersatzmethoden für Tierversuche liefern sollen.
Alle vorgestellten Projekte folgten dem international etablierten 3R-Prinzip: Replace, Reduce, Refine – das Ersetzen, Reduzieren und Verbessern von Tierversuchen. An der TiHo wurde dieses Prinzip durch das VZET maßgeblich gefördert und wissenschaftlich weiterentwickelt.
Schutz von Wildtieren und One Welfare im Blick
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung präsentierten Projekte zur Erhaltung der Biodiversität. Dazu zählten etwa das Telemonitoring von ausgewilderten Wildtieren und die Überwachung von Wildtierpopulationen an der Nordseeküste. „Diese wissenschaftlichen Untersuchungen sind ein genehmigungspflichtiger Tierversuch“, erklärte Professor Dr. Bernhard Hiebl. „Aber: Sie liefern den Forschenden wichtige Informationen für den Wildtierschutz.“
Zudem wurden Themen rund um Zoonosen und Tier-Mensch-Gesundheit vorgestellt: Professorin Dr. Asisa Volz zeigte die Entwicklung eines Impfstoffes gegen das MERS-Virus bei Kamelen. Professor Holger Volk, PhD, erläuterte die Rolle von Spürhunden bei der Diagnostik. Dr. Birgit Spindler thematisierte in ihrem Projekt „Schlupf im Stall“ das Tierwohl in der Nutztierhaltung.
„Die TiHo beschäftigen die vielfältigsten Forschungsthemen der Tiergesundheit und des Tierwohls. Im Sinne der One-Welfare-Strategie haben sie das Ziel, eine moderne Tiermedizin zur Verbesserung der Lebensqualität von Tier und Mensch in einem gesunden Ökosystem zu entwickeln“, betonte Professor Dr. Gerhard Breves, Direktor i.R. des Instituts für Physiologie und Zellbiologie der TiHo.