160 Kinder und Jugendliche kamen am Wochenende zum Schulsanitätsdienst-Tag in die Johanniter-Akademie
Hannover (pm). Ihr Hobby heißt Helfen und zwar kompetent und jederzeit, wenn Hilfe benötigt wird. Am Sonnabend trafen sich an der Johanniter-Akademie in Hannover mehr als 160 Kinder und Jugendliche, die sich als Schulsanitäter*innen oder in der Johanniter-Jugend regelmäßig für andere einsetzen. Der Landesjugendverband hatte zu dem Tag voller Workshops und gemeinsamer Aktionen eingeladen. „Wir wollen, dass unsere Kinder und Jugendlichen sich kennenlernen und vernetzen können. Sie sollen hier ihr Interesse an der Ersten Hilfe und dem Blaulichtbereich vertiefen können und Johanniter-Jugend-Feeling erleben“, sagten Catharina Weißenborn und Tobias Busse aus der Landesjugendleitung.
Fast zwanzig Workshops hatten sie auf die Beine gestellt. Am Vormittag ging es unter anderem um Erste-Hilfe-Maßnahmen, Bevölkerungsschutz, Organspende, Feldküche und Digitalfunk. Nach dem Mittagessen lernten die Teilnehmenden „Achtung“ kennen, ein internes Programm der Johanniter zum Thema „Prävention und sexualisierte Gewalt“, das Kinder stärken und schützen soll. Aufregend fanden viele ein Fallbeispiel, bei dem sie die Versorgung von zwei Patienten nach einem Fahrradunfall aus der ersten Reihe beobachten und den Rettungskräften im Anschluss Fragen stellen konnten.
Erste-Hilfe-Maßnahmen noch Jahre später umsetzen
„Wir wissen, dass Kinder einmal gelernte Erste-Hilfe-Maßnahmen noch Jahre später umsetzen können. Und wir wissen auch, dass der überwiegende Teil von Unfällen im häuslichen Umfeld geschieht, weshalb insbesondere den Ersthelfenden aus der Familie eine besondere Rolle zukommt“, sagte Hannes Wendler, Mitglied im Landesvorstand: „Bilden wir also schon spielerisch im Kindesalter aus, werden bereits die Kleinsten zu selbstbewussten Helferinnen und Helfern und es kann eine Vielzahl von Menschen in Deutschland gerettet werden. Ein Best-Practice-Beispiel stellt hierbei Dänemark dar: Seit der Einführung von Erste-Hilfe-Trainings an Schulen im Jahr 2005 hat sich dort die Überlebensrate bei Notfällen in der Häuslichkeit mehr als verdoppelt.“ Dieses Ziel hat sich auch die Johanniter-Unfall-Hilfe gesetzt und fordert, das Fach Wiederbelebung in den Jahrgängen sieben bis zehn verpflichtend zu implementieren.
Proben für den Ernstfall
Und tatsächlich hat das eine oder andere Kind auch bereits konkrete Erfahrungen gemacht, die es zur Mitarbeit im Schulsanitätsdienst motivierten: „Mein Opa hatte einen Herzinfarkt, da habe ich gemerkt, dass es wichtig ist, helfen zu können“, erzählte Ronja vom Ortsverband Cloppenburg. Die 11-Jährige ist deshalb seit der 3. Klasse an ihrer Grundschule Bühren aktiv. Die Erste Hilfe–Challenge im Eingangsbereich der Johanniter-Akademie zog sie an und so rettete sie hier schon mal dem Dummy mit einer Herz-Lungen-Massage das Leben. In dieser Runde probten auch Lena (15) und Paula (16) den Ernstfall. Die beiden waren aus Bösel vom Ortsverband Cloppenburg angereist und sind seit der siebten, beziehungsweise neunten Klasse sowohl bei der Johanniter-Jugend als auch im Schulsanitätsdienst tätig. Wie viele andere sind sie über die entsprechende AG in ihrer Schule aufmerksam geworden. „Ich helfe gerne Menschen, deshalb ist das ein schöne Gelegenheit“, erklärte Lena und Paula kann sich durchaus später auch eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin vorstellen.
Emily und Fabienne haben den Schulsanitätsdienst (SSD) vor einem Jahr an ihrer Schule entdeckt. Den beiden 14-Jährigen vom Geschwister-Scholl-Gymnasium in Garbsen ist die Möglichkeit zur Hilfe ebenfalls ein Anliegen, in ihrer Schule konnten sie bereits bei einem ernstzunehmenden Asthma-Anfall alles Nötige einleiten: „Wir haben Blutdruck gemessen, den Schüler angesprochen und beruhigt und auch den Notruf 112 gerufen, weil es schon ziemlich schlimm war“, berichteten die zwei Schülerinnen. Ganz altersgerecht stieß auch das Thema Alkohol und Prävention auf großes Interesse bei den älteren Jugendlichen. In Zusammenarbeit mit dem HaLT-Projekt (Hart am LimiT) der Region Hannover wurden hier der Konsum, die Wirkung und die Risiken des Alkoholkonsums beleuchtet. Und so diskutierten Lilly und Malena vom Ortsverband Landesbergen mit Tanja Schiller von der Region Hannover über die Promille-Inhalte und Wechselwirkungen von Shots, Bier, Wein und Sekt.
Der Tag bot für alle Altersgruppen viel Raum, sich auszutauschen, zu unterstützen oder einfach mal vorsichtig in die Erste Hilfe reinzuschnuppern. Das galt natürlich besonders für die Jüngsten. In der Verpflegung engagierte sich beispielsweise die neunjährige Alea vom Ortsverband Deister mit darum, dass alle Gäste auch kulinarisch ausreichend versorgt wurden. Und für Felicia Dennis (7) und Lea-Sophie Heger (7) organisierte Lisanne Hoffmann (14) einen kleinen Rundgang, um im diesem vielfältigen Angebot die passenden, spannenden Themen zu entdecken – und den Nachwuchs dadurch ausreichend zu ermutigen.
Mit vielen Eindrücken, neuen Kontakten und reichlich Inspiration endete der SSD-Tag am späten Nachmittag. „Im Namen des Landesvorstands danke ich allen im Team, vor allem aber den Teilnehmenden. Ihr habt euch nicht nur heute hier engagiert, sondern tut das jeden Tag an euren Schulen oder in den Johanniter-Ortsverbänden“, sagte Uwe Beyes, Mitglied im Landesvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe in Niedersachsen und Bremen. Landespastorin Inge Matern hatte sich zuvor ebenfalls an den Retter-Nachwuchs gewandt: „Schaut eure Hände an. Sie alle können halten und heilen. Ihr macht etwas ganz Wichtiges.“