
Pilotprojekt „albus“ startet als deutschlandweit einzigartiger Verkehrsversuch
Burgdorf/Region Hannover (pm/redk). In der Region Hannover beginnt in Kürze ein deutschlandweit einmaliges Pilotprojekt im Öffentlichen Personennahverkehr: Mit dem autonomen Linienbus „albus“ startet erstmals ein großformatiger, vollautomatisierter Elektrobus in den Testbetrieb unter realen Verkehrsbedingungen. Alle erforderlichen Genehmigungen liegen nun vor – ein bedeutender Schritt hin zu einer innovativen, klimafreundlichen Mobilität.

Im Rahmen des Projekts „albus“ wird das Modell „KARSAN autonomous e-ATAK“, ausgestattet vom Projektpartner ADASTEC mit moderner Sensorik und Software, in Burgdorf auf einer rund sieben Kilometer langen Strecke im Mischverkehr eingesetzt. Der Elektrobus, der bis zu 40 km/h fährt, bedient dabei 13 Haltestellen, durchquert zehn Ampelkreuzungen und meistert komplexe Verkehrssituationen wie Kreisverkehre und Fußgängerüberwege vollkommen autonom. Mit einer Länge von acht Metern bietet der Bus 22 Sitzplätze und eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern.
Ein Leuchtturmprojekt für autonomes Fahren im ÖPNV
„Ich freue mich, dass wir hier in der Region Hannover in Sachen ÖPNV-Innovationen erneut deutschlandweit vorangehen. Dass wir das können, haben wir zuletzt mit dem sprinti bewiesen. Nun machen wir mit dem albus-Projekt weiter. Kein anderes Projekt in Deutschland bringt einen autonomen Bus dieser Größe auf die Straße. Der ÖPNV ist ein Schlüssel zur klimafreundlichen Mobilität für alle Menschen, autonomes Fahren kann dabei eine Stütze sein. Wir erhoffen uns durch diesen wissenschaftlich begleiteten Verkehrsversuch Erkenntnisse darüber, ob und in welcher Form autonomes Fahren in Zukunft für unseren ÖPNV sinnvoll sein kann“, erklärt Regionspräsident Steffen Krach.
Das Projekt ist nicht nur bundesweit einzigartig, sondern reiht sich auch international in innovative Entwicklungen ein – vergleichbare Fahrzeuge sind bislang nur in Städten wie Stavanger in Norwegen im Einsatz.
Erste bundesweite Level-4-Genehmigung für großformatigen Bus
Für den Betrieb im öffentlichen Raum war eine spezielle Genehmigung durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) notwendig. Diese wurde für den Betrieb auf Level-4-Niveau erteilt. Das bedeutet, der Bus kann automatisiert fahren, wird jedoch stets von qualifiziertem Fahrpersonal und technischer Aufsicht an Bord begleitet.
Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz: „Wir haben in den vergangenen Monaten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die notwendigen Genehmigungen zu erhalten. Umso glücklicher sind wir jetzt, dass wir nun soweit sind, bald die ersten Messfahrten durchführen zu können. Diese sind notwendig, damit der Bus den zukünftigen Linienweg und dessen Umgebung hochgenau messen kann. Für ein solches Projekt gilt natürlich, dass Sicherheit vor Schnelligkeit geht. Deswegen werden wir die kommenden Wochen nutzen, die Messfahrten gründlich durchzuführen, um danach den realen Testbetrieb zu starten.“
Bürgerbeteiligung im Mittelpunkt der nächsten Projektphase
Der offizielle Testbetrieb für Bürgerinnen und Bürger soll im dritten Quartal 2025 starten. Interessierte ab 18 Jahren können sich im Vorfeld online oder per Formular anmelden. Rückmeldungen der Fahrgäste zur Nutzererfahrung, Barrierefreiheit und zum allgemeinen Fahrgefühl werden über Online-Umfragen wissenschaftlich ausgewertet. Eine erste Umfrage zur Akzeptanz des autonomen Fahrens ist bereits online unter uestra.de/albus verfügbar.
Nach Abschluss des Testbetriebs erfolgt eine zweite Erhebung zur Erfassung von Veränderungen in der Wahrnehmung und Akzeptanz.
Denise Hain, Vorständin und Arbeitsdirektorin der ÜSTRA, betont: „Wir freuen uns, mit albus Erfahrungen mit einer wichtigen Zukunftstechnologie sammeln zu können. Insofern ist die Erprobung eines vollautomatisierten Linienbusses in Burgdorf nicht nur ein Pilot-, sondern für uns auch ein Lernprojekt, auf dessen Erkenntnisse wir gespannt sind. Das Rückgrat der ÜSTRA bleibt unser Fahrpersonal, das mit Leidenschaft Bus oder Stadtbahn fährt. Daran wird sich in den kommenden Jahren nichts ändern. Das autonome Fahren kann, wenn die Technologie ausgereift ist, ein Puzzleteil zur Entlastung sein.“
Förderung durch Bundesministerium
Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit rund 3,7 Millionen Euro gefördert. Die Entwicklung läuft bis Ende 2025 weiter und wird kontinuierlich begleitet.
Quelle: youtube/ADASTEC Corp.