TiHo-Forschende starten Umfrage zum Umgang mit Neozoen am Beispiel von Nutrias.
Hannover (pm). Immer wieder siedeln sich gebietsfremde Arten in unserer heimischen Natur an und breiten sich aus. Ein Beispiel ist die Nutria. Das Nagetier ist inzwischen an zahlreichen Gewässern in Deutschland zu finden und zum Teil nicht gern gesehen. Die Tiere graben im Uferbereich von Gewässern und Deichen ihre Bauten und gefährden damit den Hochwasserschutz. Außerdem können sie als Pflanzenfresser Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen verursachen oder so beträchtlich die Ufervegetation abfressen, dass sie die Brut- und Schutzräume für Wasservögel, Fische und Amphibien dezimieren.
Dr. Friederike Gethöffer und Franziska Schöttes aus dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) möchten wissen, wie verschiedene Interessensgruppen und die Öffentlichkeit zum Umgang mit neu eingebrachten Arten, und insbesondere der Nutria, und den damit gegebenenfalls verbundenen Problemen stehen. Dazu haben sie eine Umfrage erstellt und hoffen auf rege Teilnahme. Die Umfrage ist online zu finden unter: www.tiho-hannover.de/nutria-umfrage . Finanziert wird das Projekt vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur in der Förderlinie Zukunftsdiskurse.
Neozoen sind Tierarten, die durch menschliches Zutun in Lebensräume gelangt sind, aus denen sie nicht ursprünglich stammen. Ihre Ausbreitung kann negative Folgen für einheimische Arten und auch für menschliche Infrastruktur haben. Eine Verordnung der Europäischen Union sieht Maßnahmen zum Management von invasiven gebietsfremden Arten vor. Auf dieser sogenannten Unionsliste stehen derzeit 66 Tier- und Pflanzenarten, die als invasiv angesehen werden. Seit 2016 befindet sich darunter auch die Nutria. Der Umgang mit Neozoen ist eine große Herausforderung für den Naturschutz, den Artenschutz und den Tierschutz.
Nutria (Myocastor coypus) stammen ursprünglich aus Südamerika. Sie leben in Familienverbänden und wurden 1867 erstmals für die Zucht und der anschließenden Gewinnung ihres Pelzes nach Deutschland eingeführt. Sie können vier bis acht Kilogramm schwer und bis zu 63 Zentimeter groß werden. An Ufern von Gewässern graben sie, ähnlich den Bisamratten, ihre Bauten und ernähren sich von Wasserpflanzen sowie von Würmern, Muscheln und Schnecken. Auffällig sind ihre orangefarbenen Nagezähne. In Deutschland sind sie inzwischen in der Natur und auch in Städten weit verbreitet und stehen deshalb mitten im Spannungsfeld zwischen Artenschutz, Tierschutz, Jagdrecht und Schädlingsbekämpfung.