LIFE+-Projekt „Hannoversche Moorgeest“: Bauvorbereitende Gehölzentnahme am Bissendorfer Moor

Karte geplante Arbeiten am Achtmiutenweg
In diesem Bereich außerhalb des Naturschutzgebietes soll die Gehölzentnahme in den kommenden Wochen stattfinden. - © (NLWKN) Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz

Entlang des Achtminutenweges wird teilweise ein neuer Graben gebaut

Hannover (pm).  Moortypische, naturnahe Wasserstände im Bissendorfer Moor sind eines der Ziele des LIFE+-Projekts „Hannoversche Moorgeest“. Zur Vorbereitung von hierfür erforderlichen Baumaßnahmen östlich des Moores bei Hannover müssen in den kommenden Tagen mehrere Bäume entnommen werden, teilt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit.

Um das Regenwasser künftig effektiv im Bissendorfer Moor zurückzuhalten, wird der Kaltenweider Hauptvorfluter im Bereich des Moores verschlossen. Der teilweise bis zu vier Meter tiefe Graben entwässert das Moor massiv. Als Entlastungsgewässer zur Sicherung der Vorflut rückwärtig liegender, landwirtschaftlicher Flächen wird entlang des Achtminutenweges teilweise ein neuer Graben gebaut. Der Bau des neuen Grabens soll im Spätsommer 2022 beginnen. „Da eine weitläufige Umgehung eines wegbegleitenden Baumbestandes aus Platzgründen nicht möglich ist, werden zur Vorbereitung dieser Arbeiten bis Ende Februar mehrere Birken, Pappeln, Weiden und kleinere Eichen gefällt werden“, erklärt Jessica Timm, Projektbetreuerin beim NLWKN in Hannover.

Achtmitungenweg

Die Maßnahmen am Achtminutenweg finden außerhalb des Naturschutzgebietes „Bissendorfer Moor“ statt. Grundlage für die Umsetzung ist der Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2020. „Die Maßnahme wurde im Vorfeld mit den Wasser- und Bodenverbänden, dem Unterhaltungsverband und der Stadt Langenhagen einvernehmlich abgestimmt“, berichtet die Projektmanagerin des NLWKN, Susanne Brosch und ergänzt: „Die Umsetzung der gesamten Maßnahmen schafft einen großen Mehrwert für den Natur- und Klimaschutz. Daher ist die Entnahme der Baumreihe durch die positiven Wirkungen des Gesamtprojektes aus naturschutzfachlicher und -rechtlicher Sicht weit überkompensiert.“

Interessant zu Wissen

Niedersachsen hat innerhalb Deutschlands den größten Flächenanteil an Hochmooren. Sie haben jedoch fast alle durch Entwässerung, Abtorfung und Kultivierung ihren ursprünglichen Charakter verloren. Das Bissendorfer, Helstorfer, Otternhagener und Schwarze Moor in der „Hannoverschen Moorgeest“ gehören zu den wenigen weitestgehend erhaltenen naturnahen Hochmooren Niedersachsens. Aufgrund ihrer starken Gefährdung und der großen ökologischen Bedeutung stehen sie unter dem Schutz der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU und sind Bestandteile des europäischen Netzwerkes „Natura 2000″. Sie haben das Potenzial, sich wieder zu lebenden Hochmooren mitwachsenden Torfmoosen zu entwickeln. Das Naturschutzprojekt dient aber auch dem Klimaschutz. Die renaturierten Moore werden laut Schätzung etwa 2.700 Tonnen CO2-Äquivalente jährlich einsparen.

2012 hat die EU-Kommission das LIFE+-Projekt „Hannoversche Moorgeest“ mit einer Laufzeit von elf Jahren bewilligt, damit vier Hochmoore in der Region Hannover wiedervernässt werden können. 58 Prozent der Gesamtkosten von 14,75 Millionen Euro trägt die EU, 35 Prozent das Land Niedersachsen und sieben Prozent die Projektpartnerin Region Hannover. Die Federführung für die Umsetzung des Projekts liegt beim Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU). Dieses hat den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit der Gesamtkoordination und Umsetzung des Projekts beauftragt. Bei der Planung und Umsetzung des Projekts arbeiten die Bereiche Naturschutz und Wasserwirtschaft des NLWKN Hand in Hand. Die Region Hannover bringt sich personell, finanziell und im Zuge der Maßnahmenumsetzung ein.

Das Projektgebiet – das sind das Bissendorfer, Otternhagener, Helstorfer und das Schwarze Moor – umfasst 2.243 Hektar. Zur Wiedervernässung sollen Entwässerungsgräben zurückgebaut und Dammbauten (Ringwälle) aus vorhandenem Torf errichtet werden, welche das Regenwasser auf den Moorflächen zurückhalten. Ergänzt werden diese baulichen Maßnahmen durch zahlreiche weitere Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen.

Seit Ende 2012 läuft begleitend das Flurbereinigungsverfahren „Hannoversche Moorgeest“ mit etwa 900 Grundeigentümern und über 2.200 Flurstücken. Aktuell sind etwa 89 Prozent der Flächen im Besitz der öffentlichen Hand.

In allen Phasen des Projekts wird großer Wert auf die Einbindung der örtlichen Bevölkerung und Nutzergruppen gelegt. Ein 2012 gegründeter Projektbeirat begleitet das Vorhaben über die gesamte Laufzeit. Dieser ist als Praktikerforum konzipiert, in welchem unter anderem die Forstwirtschaft, die Jagd, die Landwirtschaft sowie die Unterhaltungsverbände der Wasserwirtschaft und die Naturschutzverbände vertreten sind.