KOKIZWEI: virtuelles Kinoerlebnis mit dem Kommunalen Kino der Landeshauptstadt Hannover

Kino Filmrolle
Symbolbild - Quelle: Pixabay

Das Kommunale Kino (KoKi) hat sich ein zweites Standbein aufgebaut

Hannover (pm). Das Kommunale Kino (KoKi) hat sich ein zweites Standbein aufgebaut und lädt ab Anfang Mai zum virtuellen Kino ein. Dafür hat es eine speziell für den cineastischen Kontext konzipierte und kuratierte On-Demand-Plattform entwickelt, um das Kinoerlebnis intelligent zu bereichern und kreativ zu ergänzen. „Das virtuelle KOKIZWEI liefert in Lockdown-Zeiten ein anspruchsvolles Ersatzprogramm,“ kündigt Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf an. „Damit schaffen wir auch einen Kanal, um andere Besuchergruppen zu erreichen und fürs ‚richtige‘ Kino zu begeistern,“ beschreibt Kinoleiter Ralf Knobloch-Ziegan eine der Ideen hinter dem Konzept. „Denn das Koki Hannover bleibt ein ganz realer Ort, bleibt das Kino im Künstlerhaus!“

Das KOKIZWEI liefert ergänzende Filme einer laufenden Retrospektive, weitere Sprachfassungen eines Films aus dem regulären Programm, Interviews, Filmgespräche, Bonus-Materialien, Filmkritiken. Das KOKIZWEI basiert auf dem Projekt Cinemalovers – ist eine Kooperation mit anderen kommunalen und Programmkinos, mit dem Bundesverband Kommunale Filmarbeit und dem Hauptverband Cinephilie e.V.

Das Ziel ist es, das virtuelle (Kommunale) Kino Schritt um Schritt auszubauen – als Ergänzung und Bereicherung und nicht in Konkurrenz zum echten Kinoerlebnis. Damit zeigt sich das Koki offen für die Entwicklungen in der Medienlandschaft und reagiert auf das längst veränderte Freizeitverhalten der Menschen.

Nun freut sich das KoKi Team auf den Start von KOKIZWEI Anfang Mai, auch wenn die feste Überzeugung vorherrscht, dass ein Kinofilm auf die große Leinwand gehört. Und dazu zählen das große Bild, der dunkle Saal, das konzentrierte und gemeinsame Sehen, Hören und Fühlen. Für Knobloch-Ziegan ist klar: „Filmkunst und Filmgeschichte haben einzig im Kino ihren wirklich angemessenen Ort! Videos-on-Demand sind nur second best, aber zurzeit eine echte Alternative und in Zukunft eine tolle Ergänzung.“

Und so funktioniert das KOKIZWEI:

Zugang zu KOKIZWEI-Abos ab Mai: www.koki-hannover.de/kokizwei

Es gibt aktuell zwei Varianten:

  1. Halbjahres-Abo zum Einführungspreis von 15 Euro
  2. Der Zugang zum KOKIZWEI ist zurzeit im jährlichen Förderbetrag von 60 Euro enthalten – also: Ganzjahres-Abo und Förderung der herausragenden Kinoprogrammarbeit (inkl. weiterer Vorteile).

Das Programm ab Mai:

Like Father, like Son

Hirokazu Kore-eda, Japan 2013, japanische OmU, 115 Min.

„Ist Keita wirklich nicht unser Kind?“ Die Nonomiyas sind schockiert, als sie erfahren, dass der Sechsjährige nicht ihr leiblicher Sohn ist. Er wurde im Krankenhaus mit einem anderen Kind vertauscht. Als die wohlhabende, moderne Familie die armen, aber warmherzigen Eltern kennenlernt, die ihren biologischen Sohn aufziehen, treffen zwei Welten aufeinander.

Das merkwürdige Kätzchen

Ramon Zürcher, Deutschland 2013, 72 Min.

Die Kolleg*innen vom peripher Filmverleih in Berlin haben in der Tat ein „Händchen“ für außergewöhnliches Kino. Anfang 2014 brachten sie einen Debüt- und Hochschulabschlussfilm in die Kinos, von dem gar nicht so klar ist, worum es sich hierbei eigentlich handelt: ist das einfach nur ein Familienfilm oder doch so etwas wie eine audiovisuelle Skulptur oder schlicht ein Akt der Befreiung von dramaturgischen Konventionen oder …?

Pieta

Kim Ki-duk, Südkorea 2012, Deutsche Fassung oder koreanische OmU, 104 Min.

Kim war einer der erfolgreichsten Regisseure des internationalen Autorenkinos. Seine mehr als 20 Filme fanden nicht nur in Asien, sondern weltweit große Beachtung. Kim ist im letzten Jahr – wohl in Folge einer Covid-19-Erkrankung – gestorben. Eine kleine Hommage!

Ein Fisch, der auf dem Rücken schwimmt

Eliza Petkova, Deutschland 2020, 103 Min.

Regisseurin Eliza Petkova stammt aus Veliko Tarnovo in Bulgarien. Nach ersten vor allem dokumentarischen Projekten als freie Filmemacherin studierte sie seit 2011 Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. – EIN FISCH, DER AUF DEM RÜCKEN SCHWIMMT ist ihr Abschlussfilm.

Der Film erzählt von „Andrea, einer Frau ohne Vergangenheit – verspielt, offen, voller Energie, ehrlich, unberechenbar. Sie ist impulsiv wie ein Kind. Philipp und Martin sind Vater und Sohn – beide lieben sie. Andreas Anwesenheit soll die Lücke der verstorbenen Hanna füllen. Es folgt ein Sommer der erfüllten Sehnsüchte. Doch die innere Leere beginnt nach Trost, nach Bindung und nicht zuletzt nach Sicherheit zu suchen. Sie will besitzen. Die Liebe wird durch Angst verdrängt und die Gegenwart verschwindet mit der Frage nach dem morgigen Tag.“ (Verleih)

What You Gonna Do When the World‘s on Fire?

Roberto Minervini, Frankreich/Italien/USA 2019, englische OmU, 123 Min.

Im August 2020 im Koki unter Corona-Bedingungen zu sehen. Jetzt noch einmal dieser Film im KOKIZWEI – unter der Überschrift Black Lives Matter! Junge Afro-Amerikaner*innen werden überproportional häufig Opfer von tödlicher Polizeigewalt. So auch im südlichen US-Bundesstaat Louisiana, aber hier haben sie noch einen weiteren Feind: der Ku-Klux-Klan ist auch im 21. Jahrhundert noch aktiv und terrorisiert die Schwarzen Communities. Als Regisseur Roberto Minervini Louisiana bereiste, um dort eigentlich eine Dokumentation über die Musik der 1930er Jahre zu drehen, verwarf er angesichts der omnipräsenten Gewalt gegen Schwarze seine ursprünglichen Pläne. So fokussierte er sich für „What You Gonna Do When the World‘s on Fire?“ auf einige Protagonist*innen, die er in intimen Schwarz-Weiß-Bildern zeigt.

Jahrgang 45

Jürgen Böttcher, DDR 1966, 91 Min.

In diesem Jahr feiert die DEFA ihren 75. Geburtstag. Wir werden dieses Jubiläum in den nächsten Monaten noch entsprechend würdigen. Hier ein erster retrospektiver Blick im KOKIZWEI.

Alfred (Al) und Lisa (Li) – er Automechaniker, sie Krankenschwester – leben in einer winzigen Altbauwohnung in Berlin, Prenzlauer Berg. Nach zweijähriger Ehe scheinen sie sich nichts mehr zu sagen zu haben. Das Scheidungsverfahren ist eingeleitet. Alfred nimmt ein paar Tage Urlaub, lebt ziellos in den Tag hinein und ist doch auf der Suche nach etwas Außergewöhnlichem… (Filmportal)

Der zweite Anschlag

Mala Reinhardt, Deutschland 2018, 62 Min.

„Das Boot ist voll!“, „Ausländer raus!“, „Deutschland den Deutschen“. Die Parolen der Rechten sind mittlerweile unüberhörbar geworden. Genauso die Gewalt, die sich gegen jene Menschen richtet, die als „fremd“ wahrgenommen werden. Mit erschreckender Kontinuität wiederholen sich seit Jahrzehnten rassistisch motivierte Ausschreitungen, Angriffe und Morde in der Bundesrepublik Deutschland. DER ZWEITE ANSCHLAG dokumentiert die bisher kaum beachtete Perspektive der Betroffenen dieser Gewalt und stellt sie in den Mittelpunkt.

Delphine et Carole, insoumuses

Callisto McNulty, Frankreich 2019, französische OmU, 71 Min.

Filmgeschichte als politische Geschichte.

Die legendäre Schauspielerin Delphine Seyrig war in den 1970er-Jahren als singende Fee, lesbische Vampirin, ätherische Botschaftergattin und Kartoffeln schälende Hausfrau im Kino zu sehen. Gleichzeitig engagierte sie sich als Feministin und nahm als solche selbst die Kamera in die Hand. Zusammen mit Carole Roussopoulos gehörte sie zu den ersten Videoaktivistinnen in Frankreich, die nicht nur Demonstrationen der französischen Frauenbewegung dokumentierten, sondern das neue Medium auch nutzten, um die dominante Darstellung von Frauen im TV und anderswo mit eigenen Bildern und Kommentaren zu kontern. Beachten Sie bitte hierzu das Filmgespräch mit Erika und Ulrich Gregor, das wir Ihnen ebenfalls im KOKIZWEI anbieten.

Filmgespräch zu Delphine et Carole, insoumuses, mit Erika und Ulrich Gregor

Deutschland 2021, 55 min.

Erika und Ulrich Gregor, die 1971 mit den Freunden der Deutschen Kinemathek e.V.

(seit 2008: Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.) das Internationale Forum des Jungen Films der Berlinale gründeten, haben gleichermaßen Filmgeschichte gemacht und geschrieben. Seit bereits neun Jahren präsentieren sie im Filmhaus Nürnberg in ihrer Carte blanche Filme, die ihnen wichtig sind, ihr Verständnis von Kino verkörpernd, welches „Kunst, Wiedergabe der Wirklichkeit und politisches Statement umfasst“. In diesem Fall nun eine virtuelle Ausgabe dieses Veranstaltungsformates der Kolleg*innen in Nürnberg. Erika und Ulrich Gregor stellen im Gespräch mit 0Christiane Schleindl, Leiterin des Filmhauses und dem Kurator Matthias Fetzer DELPHINE ET CAROLE vor.

Birds of Passage: Das grüne Gold der Wayuu, OT: Pájaros de Verano

Ciro Guerra und Cristina Gallego, Kolumbien, Dänemark/Mexiko 2018,

spanische OmU, 125 Min.

Kolumbien 1968: Lange bevor der Name Pablo Escobar in aller Munde ist, legt eine Familie des matriarchalisch geprägten Wayuu-Stammes den Grundstein für den Drogenhandel, für den das Land später so berühmt-berüchtigt werden wird. Der junge Rapayet verkauft etwas Marihuana an Amerikaner des Friedenskorps. Das Geschäft boomt und er steigt bald zum reichsten Mann der abgelegenen Steppenregion auf. Doch der Reichtum ist mit einem hohen Preis verbunden. Ein brutaler Krieg um Macht und Geld bricht aus und setzt nicht nur das Leben des Stammes, sondern auch ihre Kultur und Traditionen aufs Spiel.

Félicité

Alain Gomis, Frankreich/Senegal/Belgien/Deutschland/Libanon 2017,

französische OmU, 123 Min.

Félicité ist Sängerin und tritt jeden Abend in einer Bar in Kinshasa auf. Sie ist eine Frau in der Mitte ihres Lebens, stolz und unabhängig, doch sobald sie singt, scheint sie die Welt um sich herum zu vergessen. Es sind rauschhafte Nächte, denn Félicités Musik hypnotisiert und bewegt ihr Publikum. Als ihr Sohn nach einem schweren Unfall im Krankenhaus liegt und dringend operiert werden muss, versucht Félicité, das dafür nötige Geld aufzutreiben. Sie begibt sich auf eine atemlose Reise durch die kongolesische Metropole zwischen Armut und dekadentem Reichtum.