Projekt „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“

Symbolbild - Quelle: Pixabay

In 2019 wurden laut Polizeistatistik 15.936 Kinder als Opfer von sexuellem Missbrauch erfasst.

Hannover (pm). In 2019 wurden laut Polizeistatistik 15.936 Kinder als Opfer von sexuellem Missbrauch erfasst. Dies entspricht einem Anstieg von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 10 Prozent der Tatverdächtigen von sexuellem Missbrauch waren selber unter 14 Jahre alt.

„Dies sind erschreckende Zahlen, die zum konsequenten Handeln auffordern“, so Niedersachsens Kinder- und Jugendministerin Carola Reimann. „Wir haben in Niedersachsen landesweit hervorragend spezialisierte Beratungsstellen und Kinderschutz-Zentren, die Betroffene beraten, das Umfeld sensibilisieren und Präventionsarbeit leisten, um sexueller Gewalt an Kindern entgegenzuwirken“.

Seit September 2019 führt außerdem die Landesstelle Jugendschutz mit großem Erfolg das Projekt „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ durch. In 2021 werden hierfür Landesmittel in Höhe von 93.200,- Euro zur Verfügung stehen. Ein Schwerpunkt des Projektes sind Inhouse- und Teamfortbildungen für Kitas, Jugendarbeit und Schulen.

Aktuell hat die Landesstelle Jugendschutz ein Erklärvideo entwickelt (auch mit Gebärdensprache), das pädagogische Fachkräfte in ihrer Beratungs- und Präventionsarbeit unterstützen soll. Aufklärung über sexuellen Missbrauch ist wichtig. Kinder brauchen Erwachsene, die klar und sicher über Missbrauch sprechen können – ohne dabei Angst zu machen und ohne das Problem zu verschleiern. Denn informierte Kinder sind besser geschützt. Allerdings gilt auch: Hundertprozentige Sicherheit gegen sexuelle Übergriffe gibt es nicht. Erwachsene, die Kinder sexuell missbrauchen, nutzen ihre Machtposition, die Abhängigkeit oder die Unwissenheit von Kindern aus, um sie unter Druck zu setzen, auszubeuten und zu isolieren. Aufklärung mit altersangemessenen Informationen ist deshalb ein wesentlicher Aspekt der Prävention.

Christine Eichholz, Koordinatorin des Projekts, betont: „Der Film kann pädagogischen Fachkräften helfen, mit Kindern einen Gesprächseinstieg zu dem sensiblen Thema zu finden. Er geht unkompliziert und ohne Umschweife an das Thema heran, und er bietet Vertiefungsmöglichkeiten für weitere Themen der Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt.“

Das Video erklärt mit einfachen Bildern und in kindgerechter Sprache, was sexueller Missbrauch ist. Kinder werden bestärkt, ihren eigenen Gefühlen zu vertrauen, „Nein“ zu sagen, wenn jemand ihre persönlichen Grenzen überschreitet und ermutigt, sich Hilfe zu suchen, wenn sie sich alleine nicht zur Wehr setzen können. Die Kernaussagen des Films – „Kinder haben nie Schuld, wenn ein sexueller Missbrauch passiert“ und „Kinder haben ein Recht auf Hilfe“ – werden mit kurzen Beispielen erläutert. Sie sollen junge Zuschauerinnen und Zuschauer dazu motivieren, sich an Vertrauenspersonen zu wenden, die so in einer Notlage unterstützen können, z.B. an die Eltern, an eine Lehrkraft oder an die in der Sozialarbeit Tätigen.

Der Film ist für Kinder im Grundschulalter konzipiert. In dieser Altersgruppe ist das Risiko, sexuelle Übergriffe durch ältere Jugendliche oder Erwachsene zu erleiden, relativ hoch. Andrea Buskotte, Leiterin des Projekts: „Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher und in der Sozialarbeit Tätige sind neben den Eltern die wichtigsten Bezugspersonen für Kinder. Sie haben eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, mit Kindern über das Thema zu sprechen. Wir wünschen uns deswegen sehr, dass der Film die Fachkräfte gut bei ihrer Präventionsarbeit unterstützt.“

„Kinder verdienen immer und gerade in der Coronazeit unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit, kompetente Unterstützung und tatkräftiges Handeln. Ich bedanke mich bei allen Fachkräften, die sich haupt- und ehrenamtlich für Kinder und Jugendliche engagieren. Ich finde das vom Team der Landesstelle Jugendschutz entwickelte Erklärvideo ganz großartig. Kinder brauchen Ansprache. Ich bin überzeugt davon, dass dieser Film anspricht,“ erklärt Ministerin Carola Reimann.

Weiterführende Informationen:

2020 hat die Landesstelle Jugendschutz im Kontext des Projekts eine Broschüre veröffentlicht: „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch – Handlungsorientierungen für Intervention und Prävention“. Der Leitfaden erklärt, bei welchen Anhaltspunkten pädagogische Fachkräfte aufmerksam werden sollten, wie ein Gespräch mit einem betroffenen Kind verlaufen kann und welche Interventionsschritte anschließend sinnvoll sind. Ein zweiter Schwerpunkt der Broschüre sind Anregungen für die Präventionsarbeit mit Kindern. Mit Hinweisen für die praktische Umsetzung im Alltag sowie Literatur- und Materialtipps bietet die Broschüre eine gute Basis für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Broschüre kann kostenfrei bei der Landesstelle Jugendschutz bestellt werden.

Link zum Film und für die Bestellung von Broschüren:

Allgemeine Informationen zum Kinderschutz:

www.kinderschutz-niedersachsen.de