Traumjob gefunden: Nach Einstieg über ein Freiwilliges Soziales Jahr beginnt der 27-Jährige in diesem Jahr seine Ausbildung zum Notfallsanitäter
Langenhagen (pm). Die Arbeit im Rettungsdienst ist anspruchsvoll. Schichtdienst, belastende Einsätze, körperliche Anstrengung und Stress, Arbeit an Feiertagen und der zunehmende Fachkräftemangel… Zahlreiche Umstände erschweren die Arbeit im Rettungsdienst. Dennoch gibt es selbst trotz dieser Herausforderungen Menschen, die entschlossen jeden Tag wieder für Kranke und Verletzte bereitstehen und ausrücken. Darunter Malik Qasim Ahmad, der im Rettungsdienst seine Berufung gefunden hat.
Seit vier Jahren arbeitet Ahmad als Rettungssanitäter bei den Johannitern in Langenhagen.
Er gehört zu der ersten Generation seiner pakistanischen Familie, die in Deutschland geboren ist. Der 27-Jährige sieht es als seine Bestimmung, anderen in Not zu helfen. „Menschen sehen mich mit großen Augen an, wenn ich ihnen sage, dass mein Ziel im Leben ist, anderen zu dienen und dass ich genau das im Rettungsdienst gefunden habe“, sagt der gebürtige Nordrhein-Westfale. Diese Überzeugung wurzelt in seiner muslimischen Erziehung und seinem Glauben. „Schon als Kind und Jugendlicher besuchte ich mit meiner Gemeinschaft kranke Menschen in Pflegeheimen und organisierte Sportprogramme für Kinder“, sagt der Johanniter.
Mit sechs Jahren zog seine Familie von Nordrhein-Westfalen nach Hannover in den Sahlkamp, damals ein Hotspot für Gewalt. Zumindest erinnert sich Ahmad so an den Ort: „Wir Kinder hatten nach der Schule nicht viele Beschäftigungsmöglichkeiten und es kam oft zu Auseinandersetzungen. Manchmal wurde auch ich geschlagen.“ Als Rettungskraft wird er nun ebenfalls mit Gewalt konfrontiert, insbesondere von Menschen unter Alkoholeinfluss. „Die Arbeit mit Menschen ist nicht immer leicht. Man lernt schnell, seinem Teampartner zu vertrauen und bei solchen Situationen gelassen zu bleiben. Mir hilft immer, so normal wie möglich mit den Patienten zu agieren.“ Rassismus hat er bisher selten bei Einsätzen erlebt: „Ich wurde bislang nicht wegen meines Aussehens oder meiner Herkunft beleidigt. Es sind meist ältere Menschen, die wissen wollen, woher ich ursprünglich komme oder warum ich so gut Deutsch spreche.“
Als Malik Qasim Ahmad in der 10. Klasse war, wusste er noch nichts über die Möglichkeit, im Rettungsdienst zu arbeiten. „Ich hätte mir gewünscht, dass der Rettungsdienst als Beruf vorgestellt worden wäre. Mir war nicht klar, dass Menschen wie ich in diesem Bereich arbeiten könnten.“ Daher schloss er zunächst eine Ausbildung zum Pflegeassistenten ab, doch er hatte schnell gemerkt, dass die Pflege nicht das Richtige für ihn war. Ahmad ging danach auf ein Gymnasium und erlangte sein Abitur. Seine heutige Frau wies ihn auf ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei den Johannitern im Ortsverband Wasserturm hin. Nach einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch begann er ein FSJ im Bevölkerungsschutz. Es folgten eine Ausbildung zum Rettungssanitäter und vielfältige Einsätze im Rettungsdienst, Hausnotruf und dem Organtransport. Ahmad fand seinen Platz: „Wie man so schön sagt: Einmal Johanniter, immer Johanniter. Ich wollte in der Hilfsorganisation bleiben und weil es zu dem Zeitpunkt in Hannover keine freie Stelle gab, bewarb ich mich in Langenhagen.“
Besonders den Einstieg in den Rettungsdienst empfindet der 27-Jährige im Rückblick als herausfordernd. „Das FSJ hat mich auf die Arbeit in der Rettungswache vorbereitet. Es gab viel zu lernen und für Anfänger ist es sehr wichtig, Interesse zu zeigen.“ Auch Offenheit für alles und das Sich vorstellen bei allen Kolleginnen und Kollegen könne den Einstieg erleichtern. Die frühen und langen Schichten sowie emotional belastende Einsätze machen die Arbeit im Rettungsdienst anspruchsvoll. „Ich gehe gerne zur Arbeit, deshalb stört es mich nicht, früh aufzustehen oder an Tagen zu arbeiten, an denen viele Geschäfte geschlossen sind. Alles was wir erleben, können wir untereinander besprechen und miteinander verarbeiten. Dafür sind viele in Langenhagen mit einem offenen Ohr bereit“, so Ahmad. Er sieht den Rettungsdienst mit seinen nicht so zeitintensiven Umschulungsmöglichkeiten als ideal für alle, die sich neu orientieren wollen und medizinisch interessiert sind: „Für den Rettungssanitäter benötigt man mindestens einen Hauptschulabschluss und drei Monate, um die Qualifizierung vollständig abzuschließen. Besser geht es kaum.“
Ab August 2024 wird Malik Qasim Ahmad den nächsten beruflichen Schritt wagen und eine Ausbildung zum Notfallsanitäter bei den Johannitern in Langenhagen beginnen. „Ich bin schon aufgeregt und werde an manchen Tagen wieder acht Stunden in der Schule sitzen. Aber ich freue mich sehr auf neue Begegnungen, viel neues Wissen und frischen Wind.“ Für den Rettungsdienst, für den sein Herz schlägt, hat er nur einen Wunsch: „Ich würde mich freuen über mehr Wertschätzung durch die Menschen und über eine stärkere Wahrnehmung von der Bundespolitik.“