Auswertung der seit dem 1. August 2020 gültigen Entgeltregelung hat die Stadtverwaltung Hannover jetzt den politischen Gremien zur Verfügung gestellt
Hannover (pm). Die in 2020 eingeführte Entgeltreglung für Krippe und Hort hat die damit angestrebten Ziele erreichen können. Mit der Neuordnung sollten vorrangig Familien mit geringen oder mittleren Einkommen entlastet werden und die auffällige Ungleichverteilung der Beitragssätze aufgehoben werden. Dies ergibt eine Auswertung der seit dem 1. August 2020 gültigen Entgeltregelung, die die Stadtverwaltung Hannover jetzt den politischen Gremien zur Verfügung stellt.
Im März 2020 hat die Stadtverwaltung einem Ratsauftrag aus 2019 folgend eine neue Entgeltregelung für Kindertageseinrichtungen vorgestellt. Um deutlich mehr Familien zu entlasten wird das Kindergeld beim Einkommen nicht mehr angerechnet, die Einkommensstufen werden erhöht, sowie die Höchstbeträge einkommensabhängig ausdifferenziert und die Entgelte für den Hortbereich rechnerisch angepasst.
Bildungs-, Jugend- und Familiendezernentin Rita Maria Rzyski: „Wir haben zum einen unsere Ziele erreicht, deutlich mehr Familien in die Beitragsfreiheit zu bekommen und zudem Familien im mittleren und unteren Einkommensbereich weiter zu entlasten. Auf der anderen Seite verzeichnen wir aber durch die neuen, höheren Höchststufen Mehreinnahmen.“
Stadt übernimmt nach wie vor Löwenanteil der Finanzierung aller Kindertagesstätten
Die jährlichen Mehreinnahmen liegen nach aktueller Auswertung bei rund 1,9 Mio. Euro. Diese Summe mindert den nach wie vor erheblichen Zuschussbedarf der Landeshauptstadt Hannover jedoch nur geringfügig.
Von den insgesamt ca. 208,5 Mio. Euro Gesamtkosten für den Betrieb aller Kindertagesstätten übernimmt die Landeshauptstadt Hannover mit etwa 66 Prozent, in Summe ca. 137 Mio. Euro, den Löwenanteil. Mit den Einnahmen aus Elternentgelten werden etwa elf Prozent gedeckt (ca. 22,8 Mio. Euro). Der Finanzierungsanteil des Landes beträgt etwa 23 Prozent (48,9 Mio. Euro).
Sicherung des Qualitätsanspruchs
Die Mehreinnahmen ermöglichen es, die zusätzlichen Angebote in den Kitas auch weiterhin abzusichern. Die Landeshauptstadt Hannover finanziert ein weit über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehendes Angebot. Beispiele:
- Sprache ist mehr als sprechen – Die Programme Griffbereit und Rucksack KiTa
Der Rat der Stadt Hannover hat im Jahr 2004 beschlossen, ein Konzept zur flächendeckenden Sprachförderung im Elementarbereich einzuführen. Mittlerweile ist Hannover mit 57 beteiligten Kindertagesstätten, 66 Rucksackgruppen und 21 Griffbereitgruppen ein großer Standort in Niedersachsen für die Programme Rucksack KiTa und Griffbereit geworden. Viele Kinder in Hannover wachsen mit mehreren Sprachen auf. In den Programmen Rucksack KiTa und Griffbereit wird Mehrsprachigkeit als Ressource begriffen und findet als Zukunftsperspektive in den nachfolgenden Bildungsinstitutionen Anerkennung. Die Landeshauptstadt wendet hierfür etwa 2,4 Mio. Euro pro Jahr auf.
- Seit dem Jahr 2006 werden regelmäßig Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren (FZ) weiterentwickelt.
FZ sind Kindertagesstätten, die sich um einen familienunterstützenden, wohnortnahen Angebotsbereich erweitern. Diese Angebote sind partizipativ und in den Stadtteil wirkend ausgerichtet. Alle FZ arbeiten nach dem in Großbritannien entwickelten „Early Excellence Ansatz“. Hierbei werden Kinder als Expert*innen in eigener Sache in den Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit gestellt und die begleitende Zusammenarbeit mit den Eltern entsprechend ausgerichtet.
Mittlerweile wurden 50 Kitastandorte vornehmlich in Stadtgebieten mit besonderem Handlungsbedarf in das trägerübergreifende FZ-Programm aufgenommen.
In 42 FZ sind als angegliedertes Programm Stadtteilmütter/-väter beschäftigt, und 34 FZ bieten stadtteiloffene Angebote für Kinder von 0 bis 3 Jahren im Rahmen des Programms Gemeinsam Wachsen an. FZ werden mit mindestens 40.000 Euro bis maximal 55.000 Euro jährlich zusätzlichen Personal- und Sachmitteln von der Stadt Hannover gefördert. Die Stadt wendet hierfür insgesamt ca. 2,9 Mio. Euro pro Jahr auf.
- Kitas auf dem Weg zur Inklusion
Seit 2018 sind bereits neun Kindertagesstätten aus fünf Stadtbezirken in das Programm aufgenommen worden. Ziel ist es, in jedem Stadtbezirk zwei Kitas in das Programm aufzunehmen und auf dem Weg zur Inklusion zu begleiten. Die Landeshauptstadt wendet zur Förderung des Programms jährlich 460.000 Euro auf, um inklusive Bildung, Betreuung und Erziehung von Jungen und Mädchen mit und ohne Behinderung, gleich welcher Herkunft, welcher Sprache, welcher Ethnie und Religion, gleich welchen Geschlechts zu fördern.