Resolution der KVN-Vertreterversammlung: Nie wieder Krieg!
Hannover (pm). Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) hat auf der digitalen Vertreterversammlung am vergangenen Freitag die aktuelle Situation in den rund 12.000 niedersächsischen Arzt- und Psychotherapeutenpraxen als „extrem angespannt und frustrierend“ bezeichnet.
„Zum täglichen großen Engagement der Praxisteams kommen seit gut zwei Jahren viele außerplanmäßige Aufgaben und zusätzliche Patientenfragen hinzu: Die Corona-Pandemie und die Bürokratie gehen dabei Hand in Hand. Zu mehreren Corona-Wellen, fehlender Schutzausrüstung und fehlendem Impfstoff kommen noch 16 Coronavirus-Testverordnungen, 16 Impfverordnungen und 36 niedersächsische Corona-Verordnungen hinzu. Keiner blickt mehr durch“, kritisierte KVN-Vorstandsvorsitzender, Marl Barjenbruch.
Im Fokus der Kritik des Vorstandsvorsitzenden stand die staatlich verordnete Telematikinfrastruktur (TI) in den Praxen. „Die Kartenzahlung im Supermarkt funktioniert und ist längst Alltag geworden. Davon ist die TI in den Praxen weit entfernt. Es gibt technische Umsetzungsprobleme und mangelnde Supportleistungen bei der eAU. Das eRezept musste seitens des Bundesgesundheitsministeriums sogar gestoppt werden. Beim elektronischen Arztbrief fehlen Komponenten und die Industrie verzögert die Umsetzung. Die TI muss den Praxen nutzen, die die Patienten versorgen. Die Digitalisierung bringt zurzeit nur den Krankenkassen, Arbeitgebern und der IT-Industrie etwas. Die TI muss vom ‚Kopf auf die Füße‘ gestellt werden. Die Praxen sind aktuell von Baustellen umgeben“, so Barjenbruch.
Dr. Jörg Berling, stellvertretender KVN-Vorstandsvorsitzender, ergänzte: „Patienten helfen ist das eigentliche Ziel der Kolleginnen und Kollegen. Die Sicherstellung der vertragsärztlichen Versorgung ist trotz der immensen Belastung durch die Pandemie in den vergangenen zwei Jahren gelungen. 8,6 Millionen Corona-Impfungen, zwei Millionen Corona-Tests und zusätzlich 2,7 Millionen Grippeschutzimpfungen in Niedersachsen sind ein eindrucksvoller Beleg dafür. Alle Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten haben Herausragendes in der Pandemie geleistet, obwohl es so viele Baustellen gibt. Leider haben die Praxen und die Praxisteams dafür keine echte Wertschätzung durch die Politik erfahren. So bleibt nach wie vor ein Corona-Bonus für die Medizinischen Fachangestellten aus. Das Ziel der guten Patientenversorgung ist in Gefahr“, so Berling.
Dazu trügen die Corona-Bürokratie, eine unzureichend entwickelte TI mit überbordenden Sicherheitsrichtlinien und immer kompliziertere Honorarregelungen bei. Weitere Hürden seien Qualitätssicherungsmaßnahmen, Arznei- und Heilmittelregresse sowie neue Kodierrichtlinien. „Die Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten werden von der Politik im Regen stehen gelassen. Auch der Schutzschirm der Kassenärztlichen Vereinigungen wird immer löchriger. Die Folge: Der Ärztemangel wird sich in Zukunft fortsetzen. Wir wollen die Niederlassung wieder attraktiver machen. Unnütze Bürokratie muss entfallen, Regeln müssen für Klarheit sorgen und nicht ins Chaos führen, die TI muss die Arbeit in den Praxen erleichtern und nicht erschweren. Die Tätigkeit als Arzt und Psychotherapeut zum Wohle des Patienten muss wieder im Fokus stehen. Lassen Sie uns gemeinsam aktiv werden“, so der Appell des KVN-Vize.
Resolution gegen Ukraine Krieg
Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN hat auf ihrer Sitzung einstimmig folgende Resolution verabschiedet:
„Mit Erschrecken sieht die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) die Entwicklung der Lage in Osteuropa.
Die russische Regierung unter der Führung von Präsident Putin beginnt 77 Jahre nach dem 2. Weltkrieg einen neuen Landkrieg in der Ukraine, mitten in Europa, mit unabsehbaren Folgen für die Menschen – auch in der medizinischen Versorgung. Wir sorgen uns darum, dass es zu großen Leiden der ukrainischen Bevölkerung kommen wird.
Die Vertreterversammlung bekennt sich im Namen aller Mitglieder, den rund 14.700 Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, zur Forderung: