Land Niedersachsen investiert 155 Mio. Euro / Gebäude erfüllt höchste Ansprüche
Hannover (pm). Tatkräftiger Einsatz für eine hochmoderne Polizeiarbeit: Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport, Gerald Heere, Finanzminister, Friedo de Vries, Präsident des LKA Niedersachsen, Alexander Schaub, Leiter des Staatlichen Baumanagements Hannover, und Michael Nusser, hauptverantwortlicher Architekt, griffen am heutigen Montag, 21.08.23, zum Werkzeug und setzten gemeinsam den ersten Spatenstich für den Neubau des Kriminaltechnischen Instituts (KTI) des LKA Niedersachsen. In den kommenden vier Jahren soll im rückwärtigen Bereich des LKA Hauptsitzes „Am Waterlooplatz“ in Hannover das modernste Kriminaltechnische Institut Deutschlands entstehen. Mit rund 155 Millionen Euro, zuzüglich 17 Millionen Euro für die Herrichtung der Infrastruktur und Außenanlagen, zählt das KTI zu den größten Bauvorhaben in Niedersachsen.
Innenministerin Behrens sagt: „Angesichts der wachsenden Aufgaben und Anforderungen an unser Landeskriminalamt ist es zwingend erforderlich, die räumlichen und technischen Bedingungen umfangreich zu verbessern und dem gestiegenen Flächenbedarf Rechnung zu tragen. Wir wollen das LKA räumlich bündeln und Hindernisse für die Erledigung der Aufgaben des LKA durch die unterschiedlichen Standorte auf ein Minimum begrenzen. Der Neubau des Kriminaltechnischen Instituts ist dabei ein zentraler Baustein: Mit Gesamtkosten in Höhe von mehr als 155 Mio. Euro ist es die größte Baumaßnahme für die Polizei Niedersachsen. Eine solches Projekt in den aktuellen Zeiten von Rohstoffknappheit und der angespannten Lage am Bau-Markt zu stemmen, bedarf nicht nur einiges an Mut, sondern ein nicht unerhebliches Mehr an Kraft- und Nervenaufwand. An dieser Stelle daher mein Dank und mein Zuspruch an alle Beteiligten!“
Der Neubau war nötig geworden, da die Räumlichkeiten und die technische Ausstattung am derzeitigen Standort des KTI an der Schützenstraße in Hannover den Anforderungen an eine moderne Polizeiarbeit nicht mehr gerecht werden.
Das neue KTI wird Platz für mehr als 420 Labore bieten und einige Besonderheiten aufweisen. Nach Fertigstellung wird es beispielsweise über einen Röntgenraum, einen Faradayschen Käfig, ein Wasser-Beschussbecken, eine Halle zur Bedampfung von u. a. PKW und ein Schulungszentrum mit Tatortwohnung verfügen.
„Dieser Spatenstich ist für die Mitarbeitenden des LKA ein Glückstag“, sagt Friedo de Vries, Präsident des LKA Niedersachsen. Ihm gingen mehr als 20 Jahre Planungen und Hoffnungen voraus, die sich nun erfüllen. „Der Neubau wird eines der modernsten KTI in Deutschland sein und den Mitarbeitenden, die einen unverzichtbaren, wesentlichen und wertvollen Beitrag für die Aufklärung von Straftaten leisten, ein ebenso professionelles Arbeitsumfeld bieten. Das KTI ist ein wesentlicher Baustein in der Sicherheitsarchitektur. Im Grunde entsteht mehr als ein Gebäude – hier entsteht eine Maschine, die, wenn die Mitarbeitenden sie mit Leben füllen, in der Lage ist, hohen Ansprüchen an die Kriminaltechnik gerecht zu werden“, sagt de Vries.
Bis die „Maschine“ ihren Betrieb Ende 2027 aufnimmt, gibt es noch viel zu tun. Das Staatliche Baumanagement Hannover baut sechs Geschosse mit einer Gesamtfläche von mehr als 21.000 Quadratmetern Fläche und zwei Innenhöfen (grüner Innenhof und Garagenhof). Im Inneren werden zusätzlich zu den Laboren rund 450 Räume entstehen, die unter anderem Platz für moderene und zeitgerechte Arbeitsplätze vorsehen. Auch über 2.000 Quadratmeter Asservaten- und Lagerfläche sind eingeplant. Dafür müssen im Laufe der Bauzeit allein knapp 900 Türen, 80 Toiletten und mehr als 7.000 Steckdosen verbaut werden.
Der für das Staatliche Baumanagement zuständige Finanzminister Gerald Heere sagt: „Ich danke allen am Bau Beteiligten, die mit großem Einsatz an diesem Vorhaben mitwirken. Wir arbeiten weiter engagiert daran, die dringend nötigen Landesmittel für unsere öffentlichen Gebäude bereitzustellen und den in den vergangenen Jahren entstandenen Investitionsstau aufzulösen. Denn zum einen ist eine moderne Infrastruktur eine wesentliche Voraussetzung für einen funktionierenden Staat. Zum anderen muss die Landesverwaltung auch in Sachen Klimaschutz und energetischer Sanierung mit gutem Beispiel vorangehen.“
Nicht nur in der polizeilichen Aufgabenerfüllung bedeutet der KTI-Neubau einen erheblichen Quantensprung. Das Gebäude wird auch wichtige Klima-Kriterien erfüllen. Durch die Nutzung von erneuerbaren Energien werden die Vorgaben nach dem Gebäudeenergiegesetz übererfüllt (140 Prozent). Dazu tragen insbesondere Fernwärme, Strom aus knapp 180 Photovoltaik-Modulen und Abwärme bei. Zusätzlich ist eine extensive Begrünung der gesamten unbebauten Dachfläche geplant.
„Das neue Kriminaltechnische Institut ist alles andere als ein 08/15-Bau“, sagt der Leiter des Staatlichen Baumanagements Hannover, Alexander Schaub. „Denn wir errichten hier ein Gebäude, das aufgrund seiner hochtechnisierten Ausstattung und hochmodernen Arbeitsumgebung bundesweit seinesgleichen sucht. Trotz der schwierigen Situation in der Baubranche liegen wir mit dem Projekt derzeit im Zeit- und Kostenrahmen.“
Rund um den Neubau ist auch die Herrichtung der Infrastruktur und Außenanlagen schon vorgeplant. Entstehen soll unter anderem eine Ladeinfrasturktur für E-Mobilität. Damit wird auch der Entwicklung Rechnung getragen, dass Kuriere zunehmend die Asservate von den Polizeidienststellen in Niedersachsen mit E-Autos transportieren. Und auch für die Mitarbeitenden des KTI wird die Logistik einfacher. Mit der neuen Gestaltung der Laborlandschaft des LKA Niedersachsen soll künftig eine fachlich noch enger verzahnte Bearbeitung der Asservate durch die Experten und damit weiterhin hochwertige, standardisierte Untersuchung gewährleistet sein. „Auch aus diesem Grund ist der Neubau ein Glücksfall“, sagt de Vries. „Dafür nehmen wir in der kommenden Zeit den Baulärm und -schmutz in Kauf. Am Ende steht ein Quantensprung in der Kriminaltechnik.“
Wissenswert
Das Kriminaltechnische Institut des LKA Niedersachsen
Das Kriminaltechnische Institut (KTI) ist Teil des LKA Niedersachsen. Zentrale Aufgabe ist die Durchführung kriminaltechnischer, kriminalwissenschaftlicher und erkennungsdienstlicher Untersuchungen von Beweismitteln überwiegend in strafrechtlichen Ermittlungsverfahren. Untersuchungen zur Gefahrenabwehr, zur Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten und in Amtshilfe sind auch möglich. Die Beantragung erfolgt durch die ermittelnden Polizeidienststellen oder Staatsanwaltschaften. Jährlich werden mehr als 250.000 Gegenstände eingeschickt, dazu kommen 40.000 Untersuchungsanträge.
Untersuchungsergebnisse werden in Form von schriftlichen Gutachten festgehalten, der sachbearbeitenden Stelle zugesandt und dort in die Ermittlungsakten aufgenommen. Weiterhin unterstützt das KTI die Polizeidienststellen des Landes durch die Entschärfung unkonventioneller Spreng- und Brandvorrichtungen, die Fertigung von Phantomzeichnungen sowie in besonderen Fällen durch die Untersuchung von Brand- oder Explosionsursachen und Beratung bei der Tatortarbeit und Spurensicherung.
Das KTI hat darüber hinaus die Aufgabe der Führung von Kriminalakten gemäß besonderer Regelung als Teil des kriminalpolizeilichen Erkennungsdienstes sowie die aufgabenbezogene Vertretung des Landes Niedersachsen in nationalen und internationalen Gremien, z.B. in der Kommission Kriminalwissenschaft und -technik/ Erkennungsdienst oder dem Europäischen Netzwerk der forensisch-wissenschaftlichen Institute (ENFSI).
Das KTI ist seit dem Jahr 2008 mit seinem Qualitätsmanagement und einer Reihe von Fachgruppen nach DIN ISO 17025:2005 akkreditiert.