Industrie 4.0 und die HANNOVER MESSE sind eng miteinander verbunden
Hannover (pm). Industrie 4.0 ist eine Dachmarke, unter der sich Sensorikhersteller, Automatisierer, Robotikbauer, Softwarehersteller und Anwender versammeln. Mit dem Begriff entstand eine neue Begeisterung für die Automatisierung und damit auch für die Digitalisierung von industriellen Prozessen. Das lockte viele junge Menschen in die Industrieunternehmen.
Die Versprechen waren groß. Aber ist schon alles erreicht? Sicher nicht. Die Kritik an dem Terminus „Industrie 4.0“ kommt auch daher, dass er politisch sehr stark aufgeladen wurde, dass am Anfang jede Komponente „intelligent“ gemacht werden sollte, was sich oft nicht rechnete, und dass die Produktivität nicht nach oben schnellte. In den Anfangsjahren versuchte man, den Silicon-Valley-Konzernen nachzueifern. Das Fieber der Digitalisierung war ansteckend. Mittlerweile besinnt man sich auf seine eigenen Stärken und ausgerechnet die Tech-Konzerne suchten in den zurückliegenden Jahren verstärkt Kontakt zum deutschen Mittelstand und zur Industrie 4.0. Die ersten Früchte ernten Unternehmen in diesen Jahren und zeigen das auf der HANNOVER MESSE.
Die Verwaltungsschale war und ist ein Vorzeigeprojekt und liefert eine standardisierte Beschreibung von Komponenten, auf die viele Aussteller auf der HANNOVER MESSE mit ihren Produkten jetzt aufbauen und ihren Kunden Mehrwert anbieten. Die Verwaltungsschale ist thematisch eng verknüpft mit dem digitalen Zwilling. Am ersten Messetag diskutieren Industrievertreter über den „standardisierten digitalen Zwilling für eine nachhaltige Industrie.“ Der digitale Zwilling ist auch für Lenze ein entscheidendes Element auf der Plattform NUPANO. Die Idee: Maschinen- und Anlagenbauer wollen neue Erlösquellen erschließen. Der Druck auf sie wächst, denn sie müssen sich durch digitale Zusatzangebote differenzieren. Dafür fehlt es jedoch häufig an den passenden Ressourcen und dem notwendigen Know-how. Lenzes Open Automation Platform NUPANO soll dabei unterstützen. Sie bietet einen Raum für digitale Innovationen auf Maschinen- und Anlagenebene und schafft den Zugang zu neuen Geschäftsmodellen – und das ganz ohne Kenntnisse der Informationstechnologie (IT) aufseiten des Anwenders. Die Niedersachsen setzen dabei auf offene, bewährte IT-Architekturen und -Technologien. Der Aussteller schlägt damit die Brücke von der OT- zur IT-Welt.
Die HANNOVER MESSE ist das perfekte Schaufenster für Industrie 4.0. Es geht immer noch um vernetze Maschinen, Sensorik, Daten und Informationen, neue Geschäftsmodelle, aber auch um eine neue Denkweise in der Industrie: Unternehmen müssen auf Plattformen präsent sein, müssen eigene Plattformen entwickeln oder bespielen, Automatisierer müssen mit den Kunden kollaborieren, müssen auch in Open Source (ROS2 in der Robotik) denken, gemeinsam Produkte entwickeln, junge Unternehmen, neue Branchen wie die Gaming-Industrie (Gaming Engines in der Robotik) einbinden, voneinander lernen, in neuen Konstellationen zusammenarbeiten (Coopetition) und mit anderen Business-Cases Geld verdienen (Subscription). Das ist nicht immer leicht und Industrie 4.0 ist damit auch ein Kultur- und Bildungsthema.
Umfassende Trainings- und Qualifizierungsangebote für die Industrie 4.0 bietet beispielsweise Festo Didactic mit der CP-Factory, der universellen Industrie 4.0 Forschungs- und Lernplattform, an. Festo CTO Ansgar Kriwet unterstrich unlängst auf einer internen Veranstaltung, dass die Digitalisierung ein großes Bildungsthema sei. Gleichzeitig gab er einen Ausblick auf die Produkte von morgen. Vereinfacht zusammengefasst: eine „multipurpose Hardware as a software defined product packed with AI“.
Dass Open Source und die Industrie zusammenpassen können, beweist Kunbus mit seiner auf einem Raspberry Pi basierenden Hardware. Mit der S- und SE-Serie bekommt der Revolution Pi Zuwachs bei seinen Basismodulen RevPi Core, RevPi Connect und RevPi Flat. Ausgestattet mit dem Raspberry Pi Compute Module 4 S besitzen die Module nun den leistungsstarken 4-Kern-Prozessor Broadcom BCM2711 Arm Cortex-A72.
Aber wie geht es weiter? Manche sprechen schon von der Industrie 5.0. Doch den realistischen Blick auf die Fertigung von morgen hat sicher die SmartFactory aus Kaiserslautern. Mit ihrer Production Level 4 Demonstratorlandschaft sind die Macher vielleicht auch der ManufacturingX-Initiative schon einen Schritt voraus. Viele Ideen der ManufacturingX seien in der SmartFactory-KL bereits umgesetzt, verkündeten die Rheinland-Pfälzer im Vorfeld der Messe selbstbewusst. In Hannover lernen alle voneinander. Coopetition ist eben gefragt.