Die Anlage bietet innovative Technik zur Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen. Für Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern steht eine neue Behandlungsmethode zur Verfügung.
Hannover (pm). An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gibt es jetzt nach aufwendiger Umbauphase ein neues Elektrophysiologie-Labor: Dabei handelt es sich um ein Herzkatheterlabor speziell für Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörungen. Die moderne Anlage bietet alle Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie. Darüber hinaus hält sie eine innovative Technik zur Behandlung von Vorhofflimmern, eine der häufigsten Rhythmusstörungen, bereit. Dabei veröden die Kardiologinnen und Kardiologen krankhafte Herzmuskelzellen mithilfe von elektrischen Impulsen. Das neue Labor gehört zum Hannover Herzrhythmus Centrum (HHC). Das HHC ist ein Bereich der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie unter der Leitung von Professor Dr. Johann Bauersachs.
Untersuchung mithilfe von Magnetfeldnavigation
Für Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörungen gibt es viele bewährte Therapiemöglichkeiten. Sie reichen von Medikamenten über Katheterablationen, also der Verödung krankhafter Herzmuskelzellen, bis hin zu operativen Maßnahmen wie beispielsweise der Implantation von Herzschrittmachern, Defibrillatoren oder kardialen Resynchronisationssystemen. Das Team des HHC hält die gesamte Bandbreite an Behandlungen bereit. Bei einer Untersuchung im Elektrophysiologie-Labor stellen die MHH-Rhythmologen und -Rhythmologinnen die Art sowie den Mechanismus der Herzrhythmusstörung fest und können – falls nötig – auch direkt eine Therapie vornehmen. Dafür führen sie einen Elektrodenkatheter über ein Gefäß in der Leiste bis in die betreffende Herzhöhle ein. Im Labor des HHC erfolgt die Untersuchung z.B. mithilfe von moderner Magnetfeldnavigation. „Der flexible Katheter tastet die Herzhöhle ab und erstellt eine dreidimensionale Landkarte von ihr“, erklärt Professor Dr. David Duncker, Leiter des HHC. Ein hochauflösendes 3D-Mappingsystem verschafft den Behandelnden ein klares Bild von den elektrischen Signalen im Herz. „Es hilft uns, die für die Herzrhythmusstörungen verantwortlichen Bereiche noch präziser zu lokalisieren und zu behandeln“, erläutert Professor Duncker. Auf einem großen Bildschirm über dem Untersuchungstisch kann das Team den Eingriff live verfolgen und weitere für den Vorgang wichtige Aufnahmen, beispielsweise CT-, MRT-, Röntgen- oder Ultraschall-Bilder, aufrufen.
Katheterablation mit elektrischen Impulsen
„Als zertifiziertes Vorhofflimmer-Zentrum sind wir besonders stolz, dass wir im Elektrophysiologie-Labor zur Therapie von Vorhofflimmern ein ganz neues Ablationsverfahren einsetzen können“, sagt Professor Duncker. Im Gegensatz zu den etablierten Therapieformen, bei denen zur Verödung des krankhaften Herzmuskelgewebes Wärme oder Kälte verwendet wird, kommen bei der sogenannten Pulsed Field Ablation elektrische Impulse zum Einsatz. „Mit dieser Methode können wir ganz gezielt nur die krankhaften Herzmuskelzellen bekämpfen. Die umliegenden Gewebe, Nerven und Gefäße werden geschont. So können wir auch ausschließen, dass der Zwerchfellnerv oder die Speiseröhre verletzt werden“, erklärt Professor Duncker. Der Kardiologe sieht das neue Verfahren als großen Gewinn. „Es ist schonender und schneller und bietet damit mehr Sicherheit für unsere Patientinnen und Patienten.“ Das HHC ist die erste Einrichtung in Hannover, die die Pulsed Field Ablation anbietet.
Neue Möglichkeiten zur kardiologischen Ausbildung
Neben innovativer Technik zur Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen bietet das Elektrophysiologie-Labor auch neues Potenzial zur Ausbildung des kardiologischen Nachwuchses. So ist es möglich, operative Eingriffe aufzuzeichnen und als Fallpräsentation live in den Studierendenunterricht einzubauen. Einen weiteren Vorteil bringt eine 3D-Brille, die der Untersucher oder die Untersucherin während des Eingriffs trägt. In die Brille können nicht nur zusätzliche Informationen wie beispielsweise CT-Aufnahmen angezeigt werden. Sie ist außerdem in der Lage, den Blickverlauf des Trägers aufzuzeichnen und ihn anderen Personen zu zeigen. „Das ist ungemein hilfreich bei der Ausbildung unserer Assistenzärztinnen und -ärzte sowie unserer Hospitantinnen und Hospitanten“, sagt Professor Duncker, dem die Ausbildung der Nachwuchskräfte sehr am Herzen liegt. Das HHC ist zertifiziertes Ausbildungszentrum für Spezielle Rhythmologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.