Umweltminister besucht Niedersachsens größtes Moorprojekt

Beginn der dritten Bauphase – Bagger bauen Dämme in die Hochmoorflächen.
Beginn der dritten Bauphase – Bagger bauen Dämme in die Hochmoorflächen. - Foto: A. Schad/ NLWKN

Christian Meyer informiert sich über Fortschritte beim Wasserrückhalt in der Hannoverschen Moorgeest

Hannover/Kaltenweide (pm). Im Moorquartett vor den Toren Hannovers rollen seit Ende 2021 die Bagger und setzen umfangreiche Maßnahmen zur Wiedervernässung um. Erste Erfolge sind in drei von vier Mooren bereits deutlich sichtbar. Zeit für eine Zwischenbilanz. Am 22. August bietet sich die passende Kulisse für einen Ministerbesuch – die dritte Bauphase hat begonnen. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer zeigt sich beeindruckt: „Mit diesem Leuchtturmprojekt steuern wir aktiv gegen den Trend. Die Zeit drängt – wir werden in Niedersachsen die Aufwertung unserer letzten verbliebenen Hochmoore weiter voranbringen. Nur nasse und intakte Moore sind ein Gewinn für den Natur- und Klimaschutz. Moorschutz hat für uns höchste Priorität.“

Bissendorfer Moor

Im Bissendorfer Moor arbeiten aktuell zwei Baufirmen mit Spezialmaschinen auf schwierigem Terrain. Sie verschließen Entwässerungsgräben, entnehmen Gehölze auf den Arbeitstrassen und setzen Dämme aus Torf auf. Nur so kann das Regenwasser nachhaltig in den Hochmoorflächen gehalten werden.

Umweltminister Christian Meyer: „Zwei Drittel aller noch verbliebenen Hochmoore Deutschlands liegen in Niedersachsen. Die FFH-Richtlinie nimmt Niedersachsen daher besonders in die Pflicht, aktiv etwas für diese Lebensräume zu tun, deren Erhaltungszustand überwiegend schlecht ist. Dieses LIFE+-Projekt ist ein „Best practice-Beispiel“ für gelungene großräumige Wiedervernässung und zeigt auf, was möglich ist, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.“

„Zahlreiche Hürden in den Genehmigungsverfahren und bei der Flurbereinigung wurden gemeinsam mit der Projektpartnerin Region Hannover und dem Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) genommen. Viele weitere Akteure haben zum Projekterfolg beigetragen“, betont Susanne Brosch, Projektleiterin Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft Küsten- und Naturschutz (NLWKN). „Jetzt zahlt sich der lange Atem aus. Wir haben enorme Fortschritte erzielt – bereits ein Drittel der Maßnahmen sind umgesetzt.   Auf diesen Flächen verzeichnen wir schon jetzt deutlich höhere Wasserstände. Das ist der Schlüsselfaktor für das Torfmooswachstum und den Erhalt der Biodiversität in diesem einzigartigen Lebensraum.“

Mammutaufgabe für Flurbereinigungsbehörde

Die Flächenverfügbarkeit im 2.243 Hektar großen Projektgebiet liegt aktuell bei 94 Prozent. Über 800 Einzelverhandlungen wurden mit den ehemaligen Grundstückseigentümern in den vier Mooren erfolgreich abgeschlossen: Grundstücksverkäufe, Flächentausch und Abschluss von Gestattungsverträgen waren mögliche Optionen. Frauke Patzke, Landesbeauftragte ArL Leine-Weser: „Diese Projektdimension mit 900 Eigentümern und mehr als 2.200 Flurstücken war auch für uns als Flurbereinigungsbehörde eine Mammutaufgabe. Es ist mit akribischer Arbeit gelungen, individuelle Lösungen in jedem Einzelfall zu finden. Nun steht das Verfahren kurz vor der Aufstellung des Flurbereinigungsplans und ist damit fast abgeschlossen.“

Insgesamt vier Bauunternehmen arbeiten aktuell vom Spätsommer bis ins Frühjahr 2024 hinein mit umfangreichem Maschineneinsatz im Bissendorfer und Otternhagener Moor. Die Umsetzung der Baumaßnahmen erfolgt in vielen einzelnen Bauabschnitten und wird noch bis 2027 dauern.  Im Projektgebiet werden 37 Kilometer Entwässerungsgräben verschlossen und 63 Kilometer Moordämme gebaut. Hinzu kommen Staubauwerke und regulierbare Überläufe. Sie ermöglichen die bedarfsgerechte Steuerung der Wasserstände. Der NLWKN achtet besonders darauf, dass die wertvollen FFH-Lebensraumtypen und -arten so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Die Maßnahmenumsetzung ist im Schwarzen Moor bereits abgeschlossen, im Helstorfer Moor wird sie im Spätsommer 2024 beginnen.

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