Schülerinnen entdecken neues Schneckenvorkommen in Südostniedersachsen

Mit 1,5 Zentimeter Länge ist diese im Schulwald Bevenrode gefundene Kurze Glasschnecke ausgewachsen. Die Tiere leben den Großteil des Jahres im Boden - Foto: Walter Wimmer/NLWKN

„Kurze Glasschnecke“ erstmals in Braunschweig nachgewiesen

Bevenrode/Braunschweig (pm). Teresa Maier und Tuula Olbert fiel sofort auf, dass diese Tiere anders aussahen: Mit ihrer Entdeckung einer „Kurzen Glasschnecke“ im Braunschweiger Norden zeigen die beiden schneckenbegeisterten Schülerinnen, dass sich die Natur im ständigen Wandel befindet. Die in Norddeutschland seltene Art ist bisher in Niedersachsen kaum nachgewiesen.

Gut einen Zentimeter lang, ganz schwarz und nur mit einem winzigen Gehäuse im Gepäck: so begegnete das erstmals in Braunschweig gesichtete Exemplar den beiden Schülerinnen der IGS Franzsches Feld. „Wir wussten erst gar nicht, ob es Nacktschnecken sind oder nicht“, erinnert sich Teresa Maier. Die jungen Braunschweigerinnen untersuchen und vergleichen im Rahmen ihrer Facharbeit die Schneckenvorkommen in verschiedenen Schulwäldern. Die Idee dazu hatte ihr Lehrer Thomas Baptist.

Schneckenkundlich wird die Arbeit von Walter Wimmer betreut, dem Leiter der Betriebsstelle Süd des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Braunschweig. Der Experte erkannte die Schnecken schnell und zeigte sich überrascht vom außergewöhnlichen Fund: „Bei der Kurzen Glasschnecke (Vitrinobrachium breve) handelt es sich um eine sogenannte Halbnacktschnecke. Diese Art kommt in Deutschland vor allem am Alpenrand und im Rheintal vor. In Niedersachsen wurde sie erst Ende des letzten Jahrhunderts im äußersten Südwesten erstmals gefunden“. In den vergangenen Jahren wurden auch einzelne Nachweise in anderen Bundesländern erbracht, die wohl durch Verschleppung entstanden sind.

Der Fund zeige einmal mehr, dass die Natur ständig im Wandel sei. „Zugleich wird aber auch deutlich, dass selbst Laien immer mit spannenden Funden rechnen können, wenn sie naturkundlich forschen“, glaubt Walter Wimmer. Lehrer Thomas Baptist sieht das Projekt seiner Schülerinnen als Beispiel für einen fruchtbaren Austausch von Schule und Wissenschaft: „Wir als Schule sind bei solchen Projekten auf externe Fachkompetenz angewiesen. Wenn wir bei den Schülern anhaltende Begeisterung für bestimmte Themen wecken können, kann Schule aber auch einen Beitrag zur Bekämpfung des Expertenmangels von morgen leisten“.

Ob Teresa Maier und Tuula Olbert sich auch weiterhin der Erforschung der Schnecken widmen werden, ist offen. Walter Wimmer und seine Fachkollegen werden auf jeden Fall im Auge behalten, ob und wie sich das Vorkommen der Kurzen Glasschnecke im Braunschweigischen entwickeln wird. Das geht gerade jetzt gut: Die kurzlebige Art ist im Spätherbst und Winter erwachsen, pflanzt sich fort und ist deshalb derzeit besonders gut zu entdecken.

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