Sechs Monate Krieg in der Ukraine

Der Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. und der Herrenmeister des Johanniterordens waren in den vergangenen Tagen in der Westukraine, um sich ein Bild über die Bedarfe und die laufenden Aktivitäten der Johanniter zu machen.
Der Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. und der Herrenmeister des Johanniterordens waren in den vergangenen Tagen in der Westukraine, um sich ein Bild über die Bedarfe und die laufenden Aktivitäten der Johanniter zu machen. - Foto: JUH/Eduard Hapich

Zwischenbilanz der Johanniter

Berlin (ots). Dank der enormen Spendenbereitschaft konnten die Johanniter bereits zehntausende Menschen in der Ukraine, in den Nachbarländern und in Deutschland versorgen. Der anhaltende Krieg und der nahende Winter machen eine langfristige Hilfe sowie weitere Nothilfeaktivitäten notwendig.

Auch sechs Monate nach Kriegsbeginn sind die Bedarfe für die ukrainische Bevölkerung sehr hoch, wenn auch unterschiedlich je nachdem wo die Menschen Zuflucht gesucht haben.

„In Deutschland versuchen sich die Menschen eine neue Heimat aufzubauen. Hier helfen die Johanniter mit Integrationsprogrammen und psychosozialer Notfallversorgung“, sagt der Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Volker Bescht, der gerade von einer Reise in die Westukraine zurückgekehrt ist. „In der Ukraine benötigen die Menschen dagegen weiterhin alltägliche Dinge wie Nahrungsmittel, Wasser, Hygieneartikel und medizinische Hilfe, um zu überleben. Ich bin zuversichtlich, dass wir Johanniter diesen unterschiedlichen Bedarfen mit unseren Hilfsaktivitäten gerecht werden können.“

Nahrungsmittel und medizinische Unterstützung für Vertriebene in der Ukraine

So unterstützen die Johanniter gemeinsam mit ihrem Partner ELEOS in 13 Städten der Ukraine Vertriebene mit lebensnotwendigen Grundnahrungsmitteln sowie Hygieneartikeln. Parallel werden landesweit Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen weiter mit Medikamenten und medizinischem Material unterstützt. „Diese Hilfe aus dem Ausland ist auch weiterhin dringend nötig, da viele Pharmaunternehmen vor dem Krieg in der Zentral- und Ostukraine ansässig waren und hier Medikamente und medizinische Verbrauchsgüter produzierten“, berichtet Hrushko Oleksandr, Direktor des Krankenhauses in Czernowitz, im Westen der Ukraine. „Durch den Krieg wird hier nichts mehr produziert, deshalb leiden die medizinischen Einrichtungen unter enormen Beschaffungsproblemen.“

Vorbereitungen für den Winter angelaufen

Sorge bereitet den Johannitern der nahende Winter. „Es ist wichtig, dass die hunderttausenden Vertriebenen in den nächsten Wochen vor Kälte und Nässe geschützt werden, damit der Winter nicht weitere Opfer fordert“, ergänzt Holger Wagner, Programmleiter der Johanniter-Auslandshilfe. „Gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort bereiten wir schon jetzt alles dafür vor, dass die Menschen gut versorgt über die kalten Wintermonate kommen.“ Hierfür haben die Johanniter zwei Millionen Euro Spendengelder eingeplant.

Integrationsangebote und psychosoziale Unterstützung in Deutschland

In Deutschland hingegen benötigen die Geflüchteten schnell eigenen und angemessenen Wohnraum, Unterstützung in der Bewältigung des Alltags, Sprachkurse sowie psychologische Angebote für die Aufarbeitung traumatischer Erlebnisse.

In mehr als 50 bundesweiten Projekten versuchen die Johanniter, finanziert durch eigene Spenden, Spendengelder der RTL-Stiftung und von Aktion Deutschland Hilft, bedarfsgerecht zu unterstützen. Mit insgesamt 5,8 Mio. Euro werden diese Angebote bis Mitte 2023 finanziert.

So betreiben die Johanniter in Schneeberg (Sachsen) nicht nur eine Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete, sondern bieten gleichzeitig Beratung, Unterstützung und Sprachmittlung in einer festen Beratungsstelle an. Zusätzlich besteht ein aufsuchendes Angebot, welches Unterstützung an den neuen Wohnorten ermöglicht. So kann ganz individuell auf die geflüchteten Menschen eingegangen werden.

In München werden Wohnraumangebote geschaffen mit gleichzeitiger sozialpädagogischer Begleitung. In Nürnberg findet psychosoziale Unterstützung durch Beratungs- und Begegnungsangebote statt und die Geflüchteten werden durch handwerkliche Schulungen und gemeinsame Freizeitaktivitäten gestärkt.

Eine starke Johanniter-Gemeinschaft in der Ukraine-Hilfe

„Das Engagement unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden in Deutschland sowie unserer Partner in der Ukraine ist bemerkenswert. Nur dank ihnen ist es möglich, so umfassend zu helfen“, so Johanniter-Präsident Volker Bescht.

Um dies zu stützen, bieten die Johanniter ein eigens aus dieser Situation heraus entwickeltes und öffentlich zugängliches E-Learning-Angebot an. „Die Onlineschulung `Flucht & Trauma` ist für alle Mitarbeitende und Unterstützende, egal ob haupt- oder ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe tätig, konzipiert. Die Helfenden lernen hier Basiswissen für die praktische Arbeit mit Geflüchteten. Aber auch die eigenen Fähigkeiten zu stärken, eigene Grenzen zu erkennen und Angebote für weiterführende Hilfen sind Teil des Kurses“, sagt Anne Ernst, Geschäftsbereichsleiterin für Krisenmanagement und Nothilfe der Johanniter-Unfall-Hilfe.

Wissenswert

Für die Ukraine-Hilfe haben die Johanniter Spenden in Höhe von rund 16,3 Millionen Euro erhalten. Zusätzlich bekommen sie Mittel von Aktion Deutschland Hilft und der RTL Stiftung. Bis zum Sommer nächsten Jahres sind davon insgesamt rund 13,6 Millionen Euro für Projekte in der Ukraine, den Nachbarländern sowie für die Unterstützung ukrainischer Geflüchteter in Deutschland ausgegeben oder verplant.

Die Johanniter sind aufgrund des enormen Bedarfs weiter auf Spenden für die Ukraine-Hilfe angewiesen.

Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.

Stichwort: „Ukraine“

IBAN: DE94 3702 0500 0433 0433 00 (Bank für Sozialwirtschaft)

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