Rekord-Waldbrandsommer 2022: Fast 4300 Hektar Wald verbrannt

Waldbrand
Themenfoto: Waldbrand - Quelle: Pixabay

Waldeigentümer und Feuerwehren fordern finanzielle Unterstützung für Präventionsmaßnahmen – Engere Zusammenarbeit angekündigt

Berlin (ots). Die AGDW Die Waldeigentümer und der Deutsche Feuerwehrverband haben auf der Bundespressekonferenz ein staatliches Unterstützungsprogramm zur Waldbrandprävention gefordert. „Ein Feuersommer wie in diesem Jahr darf sich nicht wiederholen“, sagte AGDW-Präsident Andreas Bitter vor der Hauptstadtpresse. Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, sagte: „Die Feuerwehr hat schon in den Jahren 2018 bis 2020 viele Brände zu bekämpfen gehabt, 2022 gab es nochmal eine Steigerung insbesondere in der Parallelität der Brandereignisse. Regional hat die Feuerwehr ihre Belastungsgrenze erreicht, und es musste bereits mehrfach überregional unterstützt werden.“ Diese Entwicklung müsse gestoppt werden, forderten die beiden Verbände: „Wir müssen versuchen Waldbrände von vornherein zu verhindern“, sagte Banse. „Es gilt das Primat der Prävention“, sagte Bitter. „Das Risiko von Waldbränden kann durch einen gezielten Waldumbau deutlich reduziert werden.“

Im Waldbrandsommer 2022 sind per Mitte August allein in Deutschland fast 4300 Hektar Wald bei Großbränden von mehr als 30 Hektar verbrannt. Die verbrannte Fläche liegt damit um mehr als dem Fünffachen des jährlichen Durchschnittswerts von knapp 776 Hektar (seit 1991). Im bisherigen Rekordjahr 2019 brannten 2711 Hektar Wald ab. Der Schaden erreichte 2022 nach Berechnungen der AGDW mit 30 bis 40 Millionen Euro (reiner Holzschaden) ebenfalls einen Rekordwert. Der Gesamtschaden für Gesundheit (zum Beispiel Feinstaub), Natur (zum Beispiel Klima) und Wirtschaft (zum Beispiel Tourismus) dürfte bei deutlich mehr als 600 Millionen Euro liegen, schätzt die AGDW. „Wir können uns weitere Waldbrandsommer dieser Art nicht leisten“, sagte Bitter. Laut einer Studie der UN wird die Zahl der jährlichen Waldbrände weltweit schon bis 2030 um 14 Prozent zunehmen, bis 2050 sogar um 30 Prozent.

„Unser Wald hat vor allem als Mischwald eine Überlebenschance“, sagte Bitter. Dieser Mischwald müsse konsequent durch aktiven Waldumbau angelegt werden. Vorrangig sollten Fichten- oder Kiefernwälder durch gezielte Verjüngung mit Laubbäumen brand- und zugleich auch klimaresilient umgebaut werden. Standortabhängig sollte eine sinnvolle Mischung von Baumarten und Altersklassen entstehen. Auch Erschließung und Gliederung des Waldes müsse optimiert werden.

„Wir sehen das ganz realistisch: Der dafür in relativ kurzer Zeit nötige Aufwand ist immens“, sagte Banse: „Dies umzusetzen, erfordert erhebliche Mittel, die mit den Erträgen aus der Forstwirtschaft, insbesondere bei nachhaltiger Bewirtschaftung, in den nächsten Jahren nicht erwirtschaftet werden können.“ Der Waldeigentümerverband schätzt die Kosten für den notwendigen Umbau je nach Bestand auf 5.000 bis 15.000 Euro je Hektar.

Die beiden Verbände kündigten an, in der Waldbrandprävention und -bekämpfung künftig enger zusammenzuarbeiten. Die Walderschließung soll stärker auch auf die Gefahrenabwehr ausgerichtet werden. Die Tragfähigkeit und Lichtraumprofile der Forstwege sollen die Bedürfnisse der Feuerwehren berücksichtigen. Sogenannte Schutzstreifen („Schneisen“) oder Waldbrandriegel seien überall dort vorzusehen, wo eine besondere Gefährdung vorliegt. In einem Schutzstreifen findet sich kein brennbarer Bewuchs, ein Waldbrandriegel ist dagegen ein Bewuchs aus weniger brandgefährdeten oder brandgefährlichen Bäumen, der in der notwendigen Breite zwischen großflächigen Waldgebieten mit leichter brennbaren Beständen oder Siedlungen angelegt wird.

„Die Erfahrungen aus den letzten Jahren, insbesondere aber aus 2022, zeigen, dass falsch verstandener Naturschutz dazu führen kann, dass eine Bekämpfung von Bränden unnötig erschwert und verzögert wird“, sagte Banse. Durch die Brände gehe oft viel mehr Natur für viele Jahre und vor allem im Bereich von Hängen auch durch Erosion dauerhaft verloren als mit besserer Abstimmung vermeidbar gewesen wäre. „Ein Waldbrand vernichtet auch die mit jedem Hektar Wald verbundenen Ökosystemleistungen“, ergänzte Bitter.

Konkretes Beispiel ist laut Banse vor allem das Totholz im Wald, das in zu großer Menge die schnelle Brandausbreitung am bzw. im Boden begünstigt und die direkte Brandbekämpfung im Wald zu gefährlich und damit unmöglich macht. „Im Bedarfsfall ist ein integratives Totholz-Management zu entwickeln“, forderte Banse. Totholz sei zwar wichtig für die Rückgabe von Nährstoffen an den Waldboden und als Rückzugsräume insbesondere für Insekten und Kleintiere. In besonders gefährdeten Gebieten sei jedoch auch in Schutzgebieten eine Beschränkung im Sinne einer wirksamen Brandbekämpfung notwendig, so Banse. Auch die Verweigerung gegenüber dem Einsatz von Zusätzen zum Löschwasser, etwa Netzmitteln und Retardants erschwere und verlängere die Löschmaßnahmen, so dass sich Brandflächen unnötig ausweiten könnten.

Beide Verbände wiesen darauf hin, dass der Nutzen des Waldes weit über den rein wirtschaftlichen Ertrag des Holzes geht. Der Wald bringe viele Vorteile für die Gesellschaft und die Umwelt. Er sei Klimaschützer, Schadstofffilter, Sauerstofferzeuger, Schützer gegen Sonne und Wind, Wasserspeicher und Naherholungsgebiet in einem. „Die Erhaltung des Waldes ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, sagte Banse.

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