Einsatzbilanz der „Rocker-Retter“ und ein Überraschungsgast beim Deichbrand Festival

Ministerin Behrens im Gespräch mit Thorsten Ernst (mit Hut) und bei der Begrüßung durch Abschnittsleiter Maik Aumann von der notarztbesetzten Unfallhilfsstelle UHS 1.
Ministerin Behrens im Gespräch mit Thorsten Ernst (mit Hut) und bei der Begrüßung durch Abschnittsleiter Maik Aumann von der notarztbesetzten Unfallhilfsstelle UHS 1. - © JUH/Anette Thanheiser

Rund 700 ehrenamtliche Einsatzkräfte der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) stellten die sanitätsdienstliche Versorgung der 60.000 Gäste auf dem Festival in Cuxhaven sicher

Innenministerin Daniela Behrens schaute überraschend vorbei und konnte sich über Strategien und Strukturen informieren

Cuxhaven/Hannover (pm). Unter dem Motto „Ihr rockt. Wir retten.“ haben die Johanniter in der vergangenen Woche bis zum heutigen Montag das Deichbrand Festival in Nordholz bei Cuxhaven (Niedersachsen) sanitätsdienstlich betreut. Bereits bevor die Besucher ab Mittwoch auf das Gelände strömten, sicherten die ehrenamtlich Helfenden die Aufbauphase und die „Frühanreise“ auf den Camping-Arealen ab.

Überraschend für das Team um Gesamteinsatzleiter Thorsten Ernst vom Landesverband Niedersachsen/Bremen der Johanniter, hatte sich Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens am Freitagnachmittag zum Besuch angekündigt. Im Rahmen einer Führung konnte sie sich im Austausch mit unterschiedlichen Helfern vor Ort zahlreiche Eindrücke zu den Abläufen einer notarztbesetzten Unfallhilfsstelle verschaffen. Darüber hinaus erläuterte Thorsten Ernst den Gesamtumfang dieses Festival-Großeinsatzes hinsichtlich Technik, Logistik und Verpflegung. „Dieser Besuch hat uns natürlich sehr gefreut. Ein Austausch in diesem Rahmen und direkt im Geschehen trägt viel zum konkreten Verständnis aller Partner und ihrer Aufgaben bei. Das ist gerade im Hinblick auf die zunehmend vielseitigen Herausforderungen im Katastrophenschutz von Bedeutung.“

Ministerin Behrens im Gespräch mit Thorsten Ernst (mit Hut) und bei der Begrüßung durch Abschnittsleiter Maik Aumann von der notarztbesetzten Unfallhilfsstelle UHS 1.
Ministerin Behrens im Gespräch mit Thorsten Ernst (mit Hut) und bei der Begrüßung durch Abschnittsleiter Maik Aumann von der notarztbesetzten Unfallhilfsstelle UHS 1. – © JUH/Anette Thanheiser

In diesem Jahr kümmerten sich die Johanniter-Rocker-Retterinnen und -Retter um insgesamt 3.830 Patientinnen und Patienten. Davon wurden 1.700 Fälle im Rahmen von Prellungen, Stauchungen, Kreislauf- oder alkoholbedingten Problemen protokolliert. Bei 2.130 Vorfällen handelte es sich um Bagatellen wie Blasen, Schürfwunden oder Pflasterbedarf. In die umliegenden Krankenhäuser wurden 112 Transporte durchgeführt.

Einsatzleiter Thorsten Ernst zieht insgesamt ein positives Fazit: „Unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte haben sowohl bei Regenwetter und schwierigem Untergrund rund um die Anreise als auch an den heißen Tagen eine hohe Motivation und enorme Leistungsbereitschaft gezeigt. Es ist wichtig, sich als Team auf diese Umstände schnell einstellen zu können. Während wir zu Beginn vielleicht vermehrt mit den typischen Verletzungen beim Zeltaufbau beschäftigt sind, steigt bei diesen hohen Temperaturen natürlich der Behandlungsbedarf für Hitze- und Kreislaufpatienten. Auch präventive Maßnahmen wie ausreichend Wasser für Patienten und die eigenen Hilfskräfte müssen dann schnell sichergestellt werden.

Thorsten Ernst koordiniert bereits seit 2014 mit seinem Team den Sanitätsdienst beim Deichbrand Festival: „Dieses ehrenamtliche Engagement ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit und wir freuen uns jedes Jahr entsprechend darüber.“

Insgesamt acht Unfallhilfestellen standen rund um das Infield an den Bühnen sowie den angrenzenden Campingplätzen für die medizinische Versorgung der Gäste zur Verfügung. An diesen Stellen wurden Sanitätszelte aufgebaut und medizinisches Material vorgehalten, um die Erstversorgung sicherzustellen. Mehrere Fußtrupps waren zudem immer auf dem Gelände unterwegs, um kurzfristig vor Ort helfen zu können oder den Transport zur nächsten Unfallhilfestelle vorzunehmen. Ein entsprechendes Schichtsystem sicherte eine Betreuung rund um die Uhr und wurde aufgrund der hohen Temperaturen und zum Eigenschutz der Helfenden auch angepasst – die Fußtrupps liefen dann kürzere aber häufigere Schichten. Zusätzlich standen zahlreiche Johanniter-Rettungsfahrzeuge für den Patiententransport in die umliegenden Krankenhäuser zur Verfügung. Die Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Cuxhaven und der JUH wurde seit 2023 in diesem Bereich verstärkt.

Im Hintergrund waren zudem größere Aufgaben im Bereich der Einsatzleitung, Logistik, Technik und Verpflegung notwendig. Und auch hier wird den unterschiedlichen Bedürfnissen Rechnung getragen: Von den insgesamt 718 Helfenden erhielten100 Personen vegetarische Kost und zehn Personen vegane Angebote. Bei 20 Ehrenamtlichen mussten unterschiedliche Allergien oder Unverträglichkeiten berücksichtigt werden. Das Resultat waren 12.420 Mahlzeiten und 500 Tonnen benötigtes Material. Verbraucht wurden unter anderem 11. 000 Brötchen, 70 Kilogramm Reis, 150 Kilogramm Nudeln, 1.080 Kilogramm Wurstaufschnitt (auch vegan) und 560 Kilogramm Käseaufschnitt. Untergebracht wurden die Johanniter-Einsatzkräfte auf dem Gelände des angrenzenden Fliegergeschwaders.

Für alle Ehrenamtlichen der Johanniter ist dieses Festival immer ein besonderer Einsatz. Zahlreiche Einsatzkräfte aus dem Landesverband Niedersachsen/Bremen sowie aus anderen Landesverbänden nehmen Urlaub, um bei den umfangreichen Maßnahmen des Sanitätsdienstes zu unterstützen – und natürlich auch, um das eine oder andere Konzert zu genießen. Johanniter aus Würzburg waren ebenso vor Ort, wie Kolleginnen und Kollegen aus Mannheim, Kiel oder Kassel. Einige Helfende verbrachten auch ihre Geburtstage hier.

Das Deichbrand Festival ist darüber hinaus auch backstage jedes Jahr wieder ein kleines Event für alle Ehrenamtlichen, denn die gemeinsame Unterkunft bietet Möglichkeiten zum Austausch, einem Wiedersehen, dem gemeinsamen Chillen und der Vernetzung.

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