Norddeutsches Kompetenzcluster stärkt integrierte Drohnenabwehr im Norden

Gruppenfoto der Innenministerinnen und -minister sowie -senatoren mit den Kommandeuren der fünf Landeskommandos
Gruppenfoto der Innenministerinnen und -minister sowie -senatoren mit den Kommandeuren der fünf Landeskommandos. - Foto: GELHAUSEN/HSU/UniBwH

Fünf norddeutsche Küstenländer legen gemeinsame Strategie zur Erkennung und Abwehr unbemannter Flugobjekte fest

Hamburg (pm/redk). In Hamburg haben die Innenministerinnen und Innenminister sowie Innensenatoren der fünf norddeutschen Küstenländer gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von Polizei, Bundeswehr, Zoll, Wissenschaft und Wirtschaft den Startschuss für das „Norddeutsche Kompetenzcluster Drohnenabwehr“ gegeben. Ziel der neuen Initiative ist es, die Zusammenarbeit und Abstimmung in der Drohnenabwehr über Ländergrenzen hinweg zu stärken.

Hintergrund sind vermehrte Drohnensichtungen über Hafenanlagen, Kasernen und weiteren kritischen Infrastrukturen in Norddeutschland und bundesweit in den vergangenen Wochen und Monaten.

Fokus auf gemeinsame Lagebilder und technologische Weiterentwicklung

Im Zentrum der Auftaktveranstaltung standen neben den Anforderungen an ein gemeinsames norddeutsches Lagebild auch Fragen zu neuen Technologien der Detektion und Intervention sowie zu erweiterten Kooperationsmöglichkeiten von Polizei, Bundeswehr, Wirtschaft und Forschung – etwa durch gemeinsame Aus- und Fortbildungsmaßnahmen.

Das Cluster dient als Plattform und Ausgangsbasis für die weitere operative Zusammenarbeit und die Entwicklung einer gemeinsamen strategischen Ausrichtung.

Datenaustausch und Forschung im Fokus

Einigkeit bestand darin, Daten und Informationen der Sicherheitsbehörden und der Bundeswehr künftig stärker zu bündeln. Auf dieser Grundlage soll ein gemeinsames Lagebild entstehen, das als Entscheidungsgrundlage für operative Maßnahmen dient. Darüber hinaus wird der Austausch mit Wissenschaft und Forschung zu aktuellen Entwicklungen im Bereich der Drohnendetektion und -abwehr intensiviert.

Auch die Kombination bestehender Systeme und Fähigkeiten soll künftig verbessert werden, um einen wirksamen Schutz über Ländergrenzen hinweg sicherzustellen.

Hamburg richtet Auftaktveranstaltung aus

Die von Hamburg organisierte Auftaktveranstaltung geht auf eine Vereinbarung der Innenministerinnen und -minister sowie Innensenatoren im Rahmen der Nord-IMK im Juli dieses Jahres zurück.

Andy Grote, Senator für Inneres und Sport der Freien und Hansestadt Hamburg: „Der Norden geht beim Thema Drohnenabwehr voran, dafür ist heute die gesamte Expertise zusammengekommen. Das Norddeutsche Kompetenzcluster ist ein wichtiger Schulterschluss zur Entwicklung einer gemeinsamen, integrierten Drohnenabwehrstrategie für den Norden. Wir haben bereits eine wirksame Grundbefähigung zur Drohnenabwehr, aber wir wollen unsere Fähigkeiten gemeinsam weiterentwickeln und miteinander verzahnen. Um effektiv und zielgerichtet vorgehen zu können, brauchen wir ein klares Bild, womit wir es zu tun haben und ob im konkreten Fall eine Bedrohung vorliegt. Nur wenn wir diese Informationen teilen, unsere Vorgehensweisen abstimmen und technische Standards entwickeln, werden wir eine schlagkräftige Drohnenabwehr aufbauen können.“

Norddeutsche Länder fordern stärkere Unterstützung des Bundes

Daniela Behrens, Niedersächsische Ministerin für Inneres, Sport und Digitalisierung: „Die stark gestiegene Zahl der Sichtungen zeigt sehr deutlich, wie dringend wir in Deutschland eine effektive Drohnenabwehr brauchen. Deshalb treiben wir im Verbund der norddeutschen Länder den Aufbau unserer Abwehrfähigkeiten voran – mit Technik zur Detektion, Verifikation und Abwehr. Niedersachsen hat dafür im Haushalt für das kommende Jahr bereits rund 7 Millionen Euro eingeplant. Klar ist aber auch: Gegen militärische Drohnen und hybride Bedrohungen reichen regionale Lösungen nicht aus. Deshalb muss der Bundesinnenminister jetzt zügig ein mit der Bundeswehr abgestimmtes Konzept zur Drohnenabwehr vorlegen und mit den Ländern abstimmen.“

Gemeinsame Verantwortung und Kooperation über Grenzen hinweg

Christian Pegel, Minister für Inneres und Bau des Landes Mecklenburg-Vorpommern: „Die norddeutsche Initiative zur Drohnenabwehr ist ein entscheidender Schritt hin zu einer abgestimmten, gesamtstaatlichen Reaktion auf neue sicherheitspolitische Herausforderungen. Wir dürfen nicht länger nebeneinander arbeiten, wenn Bedrohungen längst über Landesgrenzen hinweg wirken. Erforderlich ist eine integrierte Herangehensweise, die Kompetenzen bündelt, Wissen teilt und die Verantwortlichkeiten von Polizei, Betreibern, Forschung und Bundeswehr klar verknüpft. Die Sicherheitskooperation zwischen Bund und Ländern hat bereits in maritimen Fragen, etwa am Beispiel des Maritimen Sicherheitszentrums in Cuxhaven, eindrucksvoll gezeigt, wie effektiv gemeinsame Strukturen funktionieren. Diese Zusammenarbeit im norddeutschen Verbund zeigt, wie Fortschritt gelingen kann, durch Austausch, gemeinsame Verantwortung und den politischen Willen, weiterzukommen.“

Schleswig-Holstein und Bremen betonen strategische Bedeutung

Dr. Sabine Sütterlin-Waack, Ministerin für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport des Landes Schleswig-Holstein: „Wir stehen alle vor neuen komplexen Herausforderungen und Schleswig-Holstein steht dabei besonders im Fokus. Als Küstenland mit kritischer Infrastruktur, militärischen Einrichtungen und maritimer Vernetzung kommt uns eine besondere Verantwortung zu. Mit dem norddeutschen Kompetenzcluster Drohnenabwehr setzen wir einen strategisch wichtigen Meilenstein. Wir bündeln Kompetenzen im Norden, verbessern die Erkennung und Abwehr von Drohnenaktivitäten und bauen eine verlässliche Verteidigung gegen neue Bedrohungen auf. Nur durch eine enge Zusammenarbeit von Bund, Ländern, Sicherheitsbehörden und Bundeswehr können wir unsere Einsatzfähigkeit und Verteidigungsfähigkeit stärken und unsere Resilienz nachhaltig erhöhen. Wir müssen besonnen, aber auch entschlossen handeln.“

Ulrich Mäurer, Senator für Inneres und Sport der Freien Hansestadt Bremen: „Bei der Drohnenabwehr sind wir auf enge Zusammenarbeit angewiesen. Alleingänge helfen nicht weiter. Wir müssen als norddeutsche Innenressorts eng zusammenarbeiten, um Drohnen zuverlässig zu identifizieren und zu bewerten. Dabei geht es auch darum, Klarheit über unsere rechtlichen Befugnisse und technischen Möglichkeiten zu schaffen. Nur durch abgestimmtes Vorgehen und erhebliche Unterstützung durch den Bund können wir die Sicherheit in Norddeutschland gewährleisten.“

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