Pistorius: „Die vollen Straßen in den Sommerferien führen zwangsläufig zu problematischen Situationen. Hier gilt: Achtsam bleiben und sich nicht ablenken lassen. Denn im Notfall kann das richtige Verhalten dazu führen, dass Leben gerettet werden.“
Hannover (pm). In Niedersachsen sowie in Bremen und Sachsen-Anhalt beginnen morgen (14.07.2022) die Sommerferien, in einigen anderen Bundesländern haben sie bereits begonnen. In den nächsten Wochen ist darum auch auf den Straßen in Niedersachsen mit deutlich mehr Verkehr zu rechnen. Im Rahmen einer gemeinsamen Ferienanfangsaktion für mehr Achtsamkeit im Straßenverkehr möchten das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport sowie der ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, die Landesverkehrswacht Niedersachsen e. V. und die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. heute (13.07.2022) alle Verkehrsteilnehmenden daran erinnern, bei der Fahrt in den Urlaub besonders achtsam zu sein und auch bei langen Autofahrten oder stressigen Stausituationen Ruhe zu bewahren.
Der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, sagt: „Mit der heutigen Aktion möchten wir für mehr Achtsamkeit im Straßenverkehr werben. Mit Beginn der Schulferien werden gerade die Autobahnen in Niedersachsen immer voller werden. Damit erhöht sich auch das Risiko für Stausituationen, Pannen und Unfälle. In diesen Fällen zählt jede Sekunde. Darum ist es wichtig, sich vor dem Start in die Ferien auch mit dem richtigen Verhalten bei herannahenden Einsatzfahrzeugen zu beschäftigen. Dabei gibt es nur einige wenige Grundregeln zu beachten, die im Zweifel Leben retten können. Ein Schlüssel für das korrekte Verhalten in Notsituationen auf der Straße ist die optimale Wahrnehmung der eigenen Umgebung. Alles was ablenkt, muss deswegen auf ein Minimum beschränkt werden. Auch auf das Bedienen des Navigationsgerätes oder des Radios während der Fahrt sollte unbedingt verzichtet werden.“
Die gemeinsame Aktion für mehr Achtsamkeit im Straßenverkehr wird außerdem durch das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung sowie die Polizei Niedersachsen und den Landesfeuerwehrverband Niedersachsen unterstützt.
„Tagtäglich erleben wir im Straßenverkehr, dass Fahrzeugführende zu laut Musik hören oder einfach im Handschuhfach kramen. So sind sie abgelenkt und übersehen selbst Warnhinweise, wie das Blaulicht im Rückspiegel“, sagt Stefan Radmacher, ehrenamtliches Mitglied im Landesvorstand der Johanniter in Niedersachsen und Bremen. „Zudem nutzen viele Verkehrsteilnehmende innerorts die Wartezeit an Ampeln, um sich mit ihrem Mobiltelefon zu beschäftigen. Wer hat nicht schon selbst an der Ampel mal das Mobiltelefon zur Hand genommen und war unachtsam oder musste andere Verkehrsteilnehmende dezent mit einem kurzen Hupen auf die Weiterfahrt hinweisen. Handygebrauch, laute Musik und auch schlechte Sicht nach hinten durch den Rückspiegel sind alles Dinge, die die notwendige Achtsamkeit für den gesamten Straßenverkehr massiv einschränken. Teils auch mit schwerwiegenden Folgen. Gerade wenn Rettungskräfte entscheidende Minuten auf dem Weg zum Einsatzort durch fehlende Achtsamkeit verlieren“, so Radmacher weiter.
„Wir raten, die Fahrt in den Urlaub gut zu planen und ausreichend Pausen einzulegen – damit die volle Aufmerksamkeit der Fahrerenden auch tatsächlich auf den Verkehr gerichtet werden kann“, sagt Christine Rettig, Sprecherin des ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt. „Nur wer wahrnimmt, was um ihn herum passiert, kann frühzeitig und richtig auf Gefahrensituationen reagieren und z. B. korrekt eine Rettungsgasse bilden. Ablenkungen durch Smartphone, Tablet und Co sind eine weit unterschätzte Gefahr im Straßenverkehr. Aber auch Aktivitäten wie Essen, Trinken oder lautes Musikhören können die Konzentration auf die Fahrtätigkeit stören. Nach Schätzungen des ADAC ist Ablenkung Hauptunfallursache in 10 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden. Auch langjährige Fahrpraxis reduziert das Risiko in solchen Situationen nicht.“
Heiner Bartling, Präsident der Landesverkehrswacht Niedersachsen e.V. ergänzt: „Immer wieder hören wir in den Nachrichten oder lesen in der Zeitung: ‚… auf dem Weg in den Urlaub tödlich verunglückt.‘ Und immer häufiger steht in polizeilichen Ermittlungsberichten: ‚Kam aus ungeklärter Ursache von der Fahrbahn ab oder in den Gegenverkehr‘. Sommerferienzeit ist Reisezeit! Viele Niedersachsen wählen das Auto, um ans Urlaubsziel zu reisen. Ob Smartphone, Navigationssystem oder einfach nur das Autoradio – moderne Fahrzeuge verfügen über zahlreiche Informations- und Kommunikationssysteme. Doch was die Fahrenden unterstützen oder unterhalten soll, birgt mitunter ein erhebliches Gefahrenpotenzial. Am Steuer reicht ein kurzer Blick auf das Handy, um zu verunglücken: kurz mal antworten, kommentieren oder liken und schon ist es passiert. Jedem Verkehrsteilnehmenden sollte bewusst sein, dass Ablenkung eine große Gefahr für einen selbst und für andere Verkehrsteilnehmende darstellt – mehr noch: sie kann tödlich sein! Also Handy weg vom Steuer und den Urlaub sicher genießen.“
Die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. hat vor diesem Hintergrund gemeinsam mit dem ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt heute bei einem Vor-Ort-Termin im ADAC Fahrsicherheitszentrum Hannover/Laatzen zwei typische Verkehrssituationen simuliert, die die Gefahren durch mangelnde Aufmerksamkeit am Steuer demonstriert haben. Die Landesverkehrswacht Niedersachsen präsentierte zudem einen Ablenkungssimulator und einen sog. Blindflugteppich. Der 14 m lange Teppich führte den Anwesenden bildlich vor Augen, welche Strecke bei einer Sekunde Ablenkung „blind“ mit dem Auto zurückgelegt wird: bei Tempo 50 sind es 14 Meter. Der Simulator veranschaulicht, wie schwerwiegend die Auswirkungen einer Ablenkung sein können. In einer fiktiven Autofahrt, die durch Anrufe oder weitere Aktivitäten am Steuer gestört wird, wird ein Aufprall mit den gleichen physikalischen Kräften wie bei einem „echten“ Auffahrunfall simuliert. Die Polizei Niedersachsen hat in diesem Zusammenhang auf die aktuelle landesweite Sensibilisierungskampagne zur Fahrtüchtigkeit im Straßenverkehr #fahrKLAR hingewiesen und appellierte damit einmal mehr an die Vernunft und die Eigenverantwortung aller Verkehrsteilnehmenden, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Fortbewegungsmittel.