Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes in Frankfurt am Main

71. Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes in Frankfurt am Main.
71. Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes in Frankfurt am Main. - Foto: DVF/Silvia Oestreicher

„Feuerwehren leben in der Lage und sind handlungsfähig“

Frankfurt am Main (ots). Starke Botschaften aus der Politik gab es bei der 71. Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), am letzten Samstag, 09.11.2024, in Frankfurt am Main. Bundesinnenministerin Nancy Faeser, Hessens Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck und der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef sprachen zu den 173 Delegierten der Feuerwehrverbände aus ganz Deutschland. DFV-Präsident Karl-Heinz Banse legte den Vertreterinnen und Vertretern der DFV-Mitgliedsverbände Rechenschaft ab und nahm zu aktuellen Schwerpunkten Stellung. Fachvorträge zum „Operationsplan Deutschland“ sowie zu den aktuellen Wahlen ergänzten die Tagung, bei der auch ein neuer Vizepräsident gewählt und eine Bundesbeauftragte verabschiedet wurden.

„Ich ziehe meinen Hut vor Ihrem unglaublichen Einsatz!“, lobte Bundesinnenministerin Nancy Faeser das Engagement der Feuerwehrangehörigen, das vorwiegend ehrenamtlich getragen wird. „Wir müssen darüber nachdenken, dass man über Worte des Dankes hinaus Ihr Engagement anders würdigt“, erklärte sie. Faeser zeigte ihr Unverständnis über Gewalt gegen Einsatzkräfte: „Angriffe und Beleidigungen können wir in keiner Weise dulden. Als Staat stellen wir uns in Bund, Land und Kommune massiv dagegen.“ Sie appellierte an die politischen Repräsentanten, das Gesetz zur Verschärfung von Strafen bei Angriffen auf Einsatzkräfte gemeinsam im Bundestag zu verabschieden. Faeser bedankte sich für den Einsatz der Feuerwehren – unter anderem in den Projekten des Programms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ und in den Jugendfeuerwehren – für die Vermittlung demokratischer Werte.

„Wir müssen ein klares Zeichen in die Gesellschaft geben, wie verwerflich Angriffe sind – letztlich sind dies Angriffe auf uns alle!“, sagte der hessische Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck. Er betonte zudem, dass es wichtig sei, Überforderung durch Bürokratie vor allem in kleinen Feuerwehren zu verhindern. Poseck appellierte an die Feuerwehren, die „Potenziale der Vielfalt in unserer Gesellschaft zu nutzen“. Mike Josef, Oberbürgermeister von Frankfurt am Main, zeigte sich begeistert vom Engagement der Feuerwehren: „In fast keinem anderen Bereich habe ich solch tiefgründige Kameradschaft erlebt – die Feuerwehrfamilie ist füreinander da.“

DFV-Präsident Karl-Heinz Banse nutzte die Gelegenheit zum Appell an die Bundesregierung, die Mittel für die innere Sicherheit nicht zu kürzen: „Wir müssen die nötigen Gerätschaften haben, um in den Einsatz zu kommen. Sprechen Sie mit uns, mit den Feuerwehren, um gezielt und planvoll vorgehen zu können, um die Dinge anschaffen zu können, die wir auch benötigen!“ Die Feuerwehren würden in fast allen kritischen Lagen als erste Organisation gerufen: „Wir leben in der Lage, sind handlungsfähig und finden Lösungen“, konstatierte er. Gleichwohl sei eine höhere Resilienz der Bevölkerung nötig: Diese senke zum einen die Anzahl der Hilfeersuchen in einer Katastrophe und reduziere damit zum anderen auch die verbalen Attacken und Gewalt gegenüber Einsatzkräften, wenn Menschen ihre Hilflosigkeit an den Helfern ausließen. Der DFV-Präsident bekräftigte die Bedeutung eines gemeinsamen Museums der deutschen Feuerwehren und der Bundesvereinigung des Technischen Hilfswerks, um die Geschichte dieser wichtigen Teile der Gesellschaft und historisch auch demokratischen Bewegungen zu sichern – hier soll es im geplanten Bundeshaushalt Mittel aus dem Programm „KulturInvest“ geben.

Welche Herausforderungen auf die Feuerwehren im Rahmen des Operationsplans Deutschland auf die Feuerwehren zukommen können, erläuterte Generalleutnant André Bodemann, Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr, in seinem eindrücklichen Vortrag. Er bezeichnete die Feuerwehrangehörigen als „Kräfte der ersten Stunde“, deren Einsatz gebraucht werde, damit das Leben in Deutschland weitergehe. Von temporärer Unterstützung über mögliche Großschadenslagen und hybride Bedrohungen zeichnete er ein realistisches Bild der Aufgaben. „Was geübt wird, funktioniert. Was geübt wird, ist glaubhaft und schreckt ab“, resümierte der Generalleutnant.

Dr. Viola Neu, Expertin für Wahl-, Meinungs- und Parteienforschung der Konrad-Adenauer-Stiftung, analysierte in ihrem Referat „Deutschland nach den Wahlen“. „Wir müssen alles tun, damit nicht nur Pessimismus das Innere der Köpfe bewegt“, erklärte sie. Es sei wichtig, systematisch über Lebenschancen nachzudenken: Soziale Lagen führten zu bestimmtem Wahlverhalten.

Im Rahmen der 71. Delegiertenversammlung wurde durch den Verband öffentlicher Versicherer und den DFV der „IF Star“ als Preis für innovative Feuerwehren vergeben.

Im verbandlichen Teil der Veranstaltung betonte Teresa Tiszbierek, Vizepräsidentin des Verbandes der Freiwilligen Feuerwehren der Republik Polen, die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit auch vor dem Hintergrund der gemeinsamen Initiativen auf europäischer Bühne. Die langjährige DFV-Bundesbeauftragte für Feuerwehrseelsorge, Feuerwehrpastorin Erneli Martens, wurde mit einem „Feuerbären“ aus ihrem Amt verabschiedet. Da Karl-Heinz Frank, Vizepräsident für den Bereich der Berufsfeuerwehren, zum Jahresende seine Funktion abgibt, wurde ein Nachfolger für das Präsidium des Deutschen Feuerwehrverbandes gewählt: Axel Schuh, Leiter der Branddirektion Leipzig, übernimmt das Amt zum 1. Januar 2025. Frank wurde mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold ausgezeichnet und wird zum Ehrenmitglied des DFV ernannt. Im Rahmen der verbandlichen Formalien wurden Berthold Berenz, Antje Hertel und Maik Zinser für die Kassenprüfung gewählt. Die 72. Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes soll 2025 in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) stattfinden.

Bereits am Freitag hatte der durch den Landesfeuerwehrverband Hessen mit Unterstützung der Branddirektion Frankfurt am Main ausgerichtete Länderabend stattgefunden. Hier wurde DFV- und LFV-Vizepräsident Dr. Christoph Weltecke mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold ausgezeichnet. Beide Veranstaltungen wurden durch Feuerwehrmusik aus Hessen musikalisch begleitet. Vor der Delegiertenversammlung fand ein ökumenischer Gottesdienst statt.