Hannover (pm). Zuhören, mitfühlen, Zeit und Ruhe geben, entlasten: Das sind die vier Säulen auf dem der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst (KiHo) des ASB Hannover ruht. Seit nunmehr 15 Jahren engagieren sich ehrenamtliche Familienbegleiter für Kinder und Jugendliche, die unheilbar und lebensverkürzend erkrankt sind, und unterstützen deren Familien.
Die zurückliegenden Monate der Corona-Pandemie waren auch für den KiHo eine Herausforderung. Aus Infektionsschutzgründen war es vielen Begleitern nicht oder nur eingeschränkt möglich, ihre Schützlinge zu besuchen. Zwar haben sie kreativen Ersatz gefunden, Videotelefonie etwa, Geschenkpakete und Briefe oder Treffen an der frischen Luft mit Maske und Abstand. Doch der persönliche Kontakt habe gefehlt, berichtet Koordinatorin Brigitte Sudmann. „Berühren, Streicheln, im Arm halten, Singen: Das ist wichtig. Die Kinder werden ruhig und entspannen sich. Das fehlt einfach.“ Sudmann blickt dennoch optimistisch nach vorn. „Die Unterstützung des KiHo ist wichtig. Wir werden Wege finden, unseren Familien zu helfen.“
Die Hilfe des ASB-KiHo-Teams ist für die betroffenen Familien kostenlos. Der KiHo finanziert sich durch Fördergelder der Krankenkassen sowie durch Spenden. Spendengelder sind deshalb von zentraler Bedeutung für den Hospizdienst, weil weder die so wichtige Betreuung der Geschwisterkinder noch die Trauerbegleitung nach dem Tod eines Kindes von den Krankenkassen finanziell unterstützt wird. Auch begleitende Materialien wie die „Klangwiege“ und der „Gravity Chair“, die die Sinne der schwerkranken Kinder anregen und ihre Lebensqualität verbessern, wären ohne Spenden nicht denkbar. Dank der großzügigen Unterstützung der Bürgerstiftung Hannover konnten diese Hilfsmittel für 2 Heime angeschafft werden, in denen Ehrenamtliche des KiHo tätig sind.
Hauptamtlich sind für den KiHo Hannover zwei Mitarbeiterinnen zuständig. Sie sind mit jeweils einer vollen und einer halben Stelle tätig. Darüber hinaus engagieren sich insgesamt 34 Familienbegleiter und Familienbegleiterinnen ehrenamtlich – 21 sind aktiv, 13 pausieren zurzeit, weil sie sich verstärkt um ihren Beruf oder das Studium kümmern müssen.
Unterstützung erfährt der Ambulante Hospizdienst außerdem von Sabrina Hering-Pradler. Die Kanutin hat 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die Silbermedaille im Vierer-Kanu der Frauen geholt und ist seit 2017 Botschafterin des ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst vom ASB Hannovers.
Die Familienbegleiter sind das Herzstück des KiHo – zusammen mit den Familien bilden sie oft über Jahre hinweg eine feste Einheit. Sie besuchen ihre Schützlinge Zuhause, kümmern sich liebevoll um die schwersterkrankten jungen Patienten sowie auch um die Eltern und die gesamte Familie. Denn auch die Geschwisterkinder sind oft durch die schwierige familiäre Situation belastet und freuen sich, wenn sie es einmal sind, denen bei Spaziergängen, Ausflügen, bei Gesellschaftsspielen oder auf dem Spielplatz die ungeteilte Aufmerksamkeit zuteilwird.
Einige der ehrenamtlichen Helfer bringen bereits wertvolle berufliche Eignungen mit. So sind unter den Familienbegleitern zwei Trauerbegleiter, eine Trauma-Pädagogin, ein professioneller Coach sowie eine Seelsorgerin. Doch diese Qualifikationen sind keine Voraussetzung, um beim KiHo des ASB Hannover als Familienbegleiter tätig zu sein.
Jeder neue interessierte und geeignete Helfer durchläuft einen sogenannten Befähigungskurs. Inhalte des 80-Stunden-umfassenden Kursus sind die Auseinandersetzung mit eigenen Verlusten und die Sensibilisierung für die besondere Situation, in der sich Familien befinden, wenn junge Menschen lebensverkürzend erkrankt sind, sowie das Thema zugewandte und unterstützende Gesprächsführung und Kommunikation. Der Kursus findet einmal wöchentlich werktags am Abend oder ganztägig samstags am Hauptsitz des ASB in der Peterstraße statt und ist daher auch für Berufstätige geeignet.