Total digital: Vom „Digitalen Zwilling“ bis zur Leitstellentechnik

INTERSCHUTZ 2022
INTERSCHUTZ 2022 - © Deutsche Messe

Halle 16 steckt voller Innovationen

Hannover (pm). Feuerwehren, Katastrophenschützer und Rettungsdienste stehen vor Herausforderungen, die es früher in dieser Bandbreite nicht gab. Denn die Einsatzzahlen und die Schwere von Ereignissen nehmen zu: Unwetterkatastrophen, Vegetationsbrände, Corona-Pandemie und Flüchtlingskrise. Das sind nur einige Beispiele. Das Leitthema der INTERSCHUTZ 2022, „Teams, Taktik, Technik – Schutz und Rettung vernetzt“, bringt es auf den Punkt: Die Weltleitmesse für Feuerwehr, Rettungswesen, Bevölkerungsschutz und Sicherheit (20. bis 25. Juni 2022) wird zu einem riesigen Schaufenster für die Anbieter innovativer Lösungen für Gegenwart und Zukunft – zum Beispiel in Halle 16.

Eine Umfrage im Rahmen einer Studie unter 650 Teilnehmenden bei Feuerwehren, Hilfsorganisationen und Technischem Hilfswerk hatte vor einiger Zeit erst ergeben, dass die Einsatzkräfte mit der digitalen Entwicklung in ihren Organisationen unzufrieden sind. Als notwendig wurden aus Sicht der Studienteilnehmer unter anderem übergreifende Schnittstellen für kompatible IT-Systeme und Hardware angesehen.

Die INTERSCHUTZ liefert einen umfassenden Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten. Als spektakuläres Beispiel für digitale Innovationen nennt Stefan Truthän, einer der Geschäftsführer des Brandschutz-Ingenieurbüros hhpberlin, einen „digitalen Zwilling“ der Gefahrenabwehr. „Dabei geht es nicht um den Zustand der Feuerwehr, sondern um den Zustand einer ganzen Stadt“, so der Experte. „Wir werden damit sozusagen zu einer digitalen Tankstelle, wo bei einem Einsatz die Feuerwehr Informationen über den genauen Zustand zum Beispiel eines Gebäudes erhalten würde.“ Wie das in der Praxis aussehen könnte, zeigt das Unternehmen in Halle 16 am Stand F42.

5G-Technologien in der Anwendung live erleben

Eine der Voraussetzungen, damit solche und andere Pläne Wirklichkeit werden und Daten in Echtzeit liefern können, ist der neue Mobilfunkstandard 5G. Das Thema wird auf der INTERSCHUTZ breiten Raum einnehmen. So werden in der Halle 16 und auf dem Freigelände verschiedene 5G-Anwendungen demonstriert – etwa die Fahrt eines Sondersignalfahrzeugs im Stadtverkehr der Zukunft, in dem sich neben menschlichen Verkehrsteilnehmern auch automatisierte Fahrzeuge bewegen werden.

Auf dem Weg zur vernetzten Feuerwehr

Auch bei der Fortentwicklung von Führungsunterstützungstools und -software sind Digitalisierung und Vernetzung wesentliche Herausforderungen. Eurocommand zum Beispiel bietet mit seiner Führungsunterstützungssoftware der 5. Generation – CommandX CX5 – eine innovative Plattform an, mit der die am Markt bekannten Funktionalitäten um mobile Anwendungen um Live-Daten-Transfer, Dashboards, Wachendisplay und der Einbindung von Drohnendaten erweitert werden. Aber auch die Vernetzung untereinander mit verschiedenen Systemen ist ein Bestandteil der Entwicklungen (Halle 16/F16).

Die Digitalisierung macht aber auch andere Problemlösungen möglich. Dazu Eurocommand-Geschäftsführer Sascha Pomp: „Wenn ein Einsatzleiter heutzutage in seinem eigenen Zuhause die Raumtemperatur mit seinem Smartphone überwachen und steuern kann, warum sollte er dann nicht auch über intelligente Lösungen Informationen bekommen über den Wasserstand im Löschfahrzeug oder wo sich die anrückenden Fahrzeuge befinden?“

Geodaten spielen eine immer wichtigere Rolle. Das zeigte nicht zuletzt die Starkregenkatastrophe im vergangenen Sommer im Ahrtal. Dort, wo sie verfügbar waren, konnten Führungskräfte schnellere und genauere Entscheidungen treffen. Aber auch unabhängig von Großeinsätzen können Geodaten nützlich sein. Zum Beispiel, wenn über den Standort einer neuen Feuerwache entschieden werden soll, wie das Unternehmen Esri betont. Wie so etwas funktionieren kann, zeigt Esri in Halle 16 am Stand H15. Übrigens werden Esri-Produkte weltweit zur Visualisierung der aktuellen Corona-Lage genutzt, unter anderem vom Robert-Koch-Institut (RKI).

Drohnen als Einsatzunterstützung

Und noch ein Thema rückt immer mehr in den Mittelpunkt: Drohnen. Die sogenannten unbemannten Flugobjekte haben sich bereits bei vielen großen und kleinen Einsätzen zu einem wichtigen Werkzeug in der Gefahrenabwehr erwiesen: Ob bei der Erkundung von Einsatzstellen, der Suche nach Vermissten oder dem Entdecken von Brandnestern mit Hilfe von Wärmebildkameras – die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und bieten Spielraum für innovative Ideen. Drei Beispiele auf der INTERSCHUTZ: Das Deutsche Rettungsrobotik Zentrum (DRZ) informiert in Halle 17 am Stand D06 über Roboter- und Drohnen-Einsatzbeispiele. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) stellt unter anderem ein Projekt mit dem Namen „Live-Lage – Einsatz von Drohnen zur schnellen Aufklärung von Einsatzlagen“ vor, das gemeinsam mit der Feuerwehr Duisburg entwickelt wurde (Halle 16, Stand E/F/G16). Ganz andere Ideen hat ein Start-Up aus dem brandenburgischen Ludwigsfelde: Das Unternehmen NatureTec befasst sich mit der Entwicklung unbemannter Lastdrohnen für die Waldbrandbekämpfung (Halle16/F48).

Digitale Vernetzungslösungen für eine verbesserte Kommunikation

Digitale Anwendungen sind buchstäblich grenzenlos. Ein paar weitere Beispiele: Hexagon/Intergraf zeigt Digital-Reality-Lösungen, die Sensor-, Software- und autonome Technologien kombinieren. Das Unternehmen stattet seit über 30 Jahren Polizei, Feuerwehr, Rettungswesen, Katastrophen- und Werkschutz mit Technologien zur Einsatzleitung und Ressourcenzuteilung aus (Halle 16/G42). Sinus Nachrichtentechnik zeigt Leitstellentechnik für BOS und Industrie, außerdem digitale Alarmierung, VoIP-Telekommunikationsanlagen, Einsatzleitwagen- (ELW) Lösungen, Funknetzsysteme und vieles mehr (Halle 16/E15). Swissphone zeigt die gesamte Bandbreite an umfassenden Alarmierungslösungen für die verschiedensten Branchen und die unterschiedlichsten Aufgaben – ob für Blaulichtorganisationen wie die Feuerwehren, die Rettungsdienste und die Polizei oder für Behörden und Verwaltungen. (Halle 16/A06).

Digitale Vernetzungslösungen bieten drei weitere Unternehmen an, die auch untereinander eng vernetzt sind: Divera ermittelt zum Beispiel die Verfügbarkeit von Mitarbeitern und Einsatzkräften. Dabei geht es unter anderem um die Alarmierung mit Rückmeldefunktion oder die Planung von Personalverfügbarkeit (Halle 16/E08). rescueTablet präsentiert gleich nebenan (Halle 16/ E06) Software, die aktuelle Informationen zu Einsatzlage und –ort liefert, Kartenmaterial und Hydrantenpläne abbildet, Rettungskarten zur Verfügung stellt und eine zentrale Lösung für benötigte Informationen bietet. Und Status 3 IT (Halle 16/E12) bietet Hard- und Softwarelösungen zur Steuerung von Digitalfunkgeräten in Fahrzeugen und Funkzentralen an.

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