Pistorius: „Ich bin froh und dankbar, dass wir rund 2.800 Schutzbedürftige aus den erbärmlichen Flüchtlingslagern holen konnten. Weitere Aufnahmekontingente sind dringend notwendig“
Hannover (pm).
Gut ein Jahr ist es her, als am 18.04.2020 die ersten unbegleiteten Minderjährigen aus den griechischen Flüchtlingslagern auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen landeten. Die ersten von ihnen wurden zunächst für zwei Wochen in Bad Essen im Landkreis Osnabrück untergebracht, bevor sie auf verschiedene Bundesländer und auf niedersächsische Kommunen verteilt wurden. Mit dem Flug am heutigen Donnerstag (22.04.2021) endet die Aufnahmeaktion des Bundes aus Griechenland.
„Ich bin sehr froh und dankbar, dass es uns in einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Bund und Ländern gelungen ist, 2.765 Menschen aus den erbärmlichen Zuständen der Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln herauszuholen, darunter viele besonders schutzbedürftige Kinder. Wie menschenunwürdig die Bedingungen in den Lagern sind und wie ausweglos die Situation gerade für Kinder erscheint, hat mich seit meinen Besuchen vor Ort nicht losgelassen. Dass zahlreiche Schutzbedürftige jetzt in Deutschland und Niedersachsen ein neues Zuhause finden, freut mich sehr“, sagt der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius. „Ich danke allen beteiligten Behörden für ihr besonderes Engagement, gerade auch unter den Herausforderungen der Corona-Pandemie.“
An Bord der Maschine, die am Vormittag in Athen gestartet war, befanden sich insgesamt 103 Personen, die zunächst im Grenzdurchgangslager Friedland der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen untergebracht werden. Daran anschließend werden sie auf verschiedene Bundesländer verteilt. In Niedersachsen sollen acht Menschen aus Afghanistan und Syrien ihr neues Zuhause finden.
Niedersachsens Innenminister setzt sich seit seinem Besuch des inzwischen abgebrannten Flüchtlingslagers Moria auf der griechischen Insel Lesbos im Herbst 2019 in besonderem Maße für die Aufnahme besonders schutzbedürftiger Kinder ein. In der Folge hat Deutschland in enger Absprache mit den Bundesländern sowie den internationalen und europäischen Institutionen (IOM, UNHCR, EASO) seit dem Frühjahr vergangenen Jahres begonnen, zunächst unbegleitete Minderjährige, dann behandlungsbedürftige Kinder mit ihren Familienangehörigen aus griechischen Flüchtlingslagern nach Deutschland auszufliegen. Nach dem Brand von Moria hatte die Bundesregierung entschieden, in einem dritten Schritt ein Kontingent von bereits in Griechenland als schutzbedürftig anerkannten Menschen in Deutschland aufzunehmen. Niedersachsen hat einschließlich des heutigen Fluges insgesamt 329 Menschen aus Griechenland aufgenommen.
Die Lage auf der griechischen Insel Lesbos ist für die dort aufhältigen Flüchtlinge jedoch nach wie vor prekär, wie jüngste Medienberichte zeigen. So ist das neue Camp auf Lesbos, das europäischen Standards genügen soll, immer noch nicht fertigstellt. Entsprechenden Berichten zufolge harren noch knapp 7.000 Menschen in einem provisorischen Zeltlager aus.
Minister Pistorius: „Solange hier noch keine akzeptablen Zustände herrschen, müssen wir weiterhin humanitäre Verantwortung übernehmen. Ich fordere daher den Bundesinnenminister auf, die Aufnahme jetzt nicht zu beenden, sondern weitere Flüchtlinge von griechischen Inseln nach Deutschland zu holen. Wir haben dafür ein hervorragend eingespieltes Verfahren. Niedersachsen ist weiterhin aufnahmebereit.“