Zwei Zwillingspärchen engagieren sich im Bundesfreiwilligendienst
Langenhagen (pm). Was für ein Glück! Die Chancen, Zwillinge als Bundesfreiwillige bei den Johannitern zu haben, sind verschwindend gering. Beim Nordhannoverschen Ortsverband (NOV) mit Sitz in Langenhagen haben in diesem Herbst zwei engagierte Zwillingspaare einen Freiwilligendienst begonnen. Davon waren sogar die Mitarbeitenden im Team überrascht. Eines der Paare ist genetisch identisch, lässt sich aber durch die Haarfarbe unterscheiden.
Jette und Minje Jüttner starteten zusammen mit Stephanie und Niklas Rihm im September ihren Bundesfreiwilligendienst (BFD) im Rettungsdienst. Gleich an ihren ersten zwei Tagen bekamen die Zwillinge viel Input – ihre Aufregung war zu spüren. Thomas Franz, stellvertretender Rettungswachenleiter, führte die vier durch die vielen Räume der Langenhagener Rettungswache, übergab ihnen ihre Einsatzkleidung und erklärte in aller Ruhe, was sie erwartet. Einen Tag später fuhren sie zu allen Krankenhäusern mit, die sie in den kommenden Monaten mit Patienten anfahren werden. Nach diesen ersten Einblicken vor Ort ging es für die vier in die Johanniter-Akademie Niedersachsen/Bremen, wo sie den theoretischen Part ihrer Ausbildung zum Rettungssanitäter absolvieren. Das heißt: Drei Monate büffeln im Unterrichtsblock ehe es in die Praxis geht.
Erst vor einigen Monaten haben die vier 19-Jährigen ihr Abitur abgeschlossen. Was sie nach der Schule machen wollten, war ihnen klar. „Als Übergangsphase ist der BFD eine sehr gute Option. So können wir sicherstellen, ob uns der Bereich wirklich gefällt“, sagt Minje. Kopfnickend stimmen ihr die anderen drei Freiwilligendienstleistende zu. „Und wir bekommen Orientierung und natürlich unsere ersten Erfahrungen in der Arbeitswelt“, ergänzt Jette. Für die vier blieb nach der Schule nur die Frage, wo sie sich ein ganzes Jahr engagieren würden. Dabei hatten die angehenden Rettungssanitäterinnen und der Rettungssanitäter gewisse Präferenzen für Hilfsorganisationen. „Wir sind ein wenig von zuhause geprägt. Denn unser Vater Björn arbeitet im NOV als Notarzt. Außerdem engagieren meine Schwester und ich uns gefühlt schon immer bei der DLRG. Daher haben wir hier und dort bereits Verbindungen“, so Minje. Stephanie und Niklas, die eigentlich sogar mit ihrem Bruder Alex Drillinge sind, engagieren sich ebenfalls seit Jahren ehrenamtlich. „Seit gut zwei Jahren bin ich Teil der Ortsjugendleitung hier im NOV und seit knapp vier Jahren bin ich ehrenamtlich im Katastrophenschutz. Vor einigen Monaten wurde ich kommissarische Gruppenführerin der Verpflegung“, sagt Stephanie lächelnd. Ihr Zwillingsbruder Niklas: „Ich bin erst seit etwa einem Jahr aktiv im Katastrophenschutz. Bei dem großen Einsatz auf dem Musikfestival Deichbrand konnte ich schon mithelfen.“ Ihre Vorlieben für die Johanniter haben Niklas und Stephanie auch ihrer Mutter zu verdanken, die selbst eine langjährige Johanniterin ist. Jennifer Rihm ist Leiterin des Jugendzentrums in Langenhagen und schon seit sieben Jahren Koordinatorin der Kleiderkammer „Nahtstelle“.
Wenn alles gut läuft, sind Jette und Minje, Stephanie und Niklas im Dezember als ausgebildete Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter zurück in der Rettungswache. Nach den insgesamt 520 Stunden für den theoretischen Unterricht, einem klinischen Praktikum, einem weiteren in der eigenen Johanniter-Lehrrettungswache in Langenhagen und einem Abschlusslehrgang dürfen sie den Rettungswagen fahren und die Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter bei den Einsätzen unterstützen. Darauf freuen sich besonders Rettungswachenleiterin Michaela Zach und ihr Stellvertreter Thomas Franz. „Mit der neuen Rettungswache hatten wir erstmals die Möglichkeit, vier Stellen für BFDler anzubieten. Anders als in den vorherigen Jahren, wo nur eine Stelle zur Verfügung stand. Es freut mich sehr, dass junge Menschen diese Gelegenheit nutzen“, sagt Michaela Zach. Thomas Franz ergänzt: „Dies ist ein riesiger Vorteil für den Rettungsdienst, möglichen Nachwuchs zu begeistern. Uns tut es auch gut, neue und junge Menschen im Team zu haben. Sie bringen viel Input, ticken anders und bringen ihre eigenen Erfahrungen mit.“
Jette und Minje, Stephanie und Niklas teilen viele Gemeinsamkeiten, wissen aber jetzt schon, dass sie nach ihrem BFD unterschiedliche Wege einschlagen werden. „Ich möchte ein Musikstudium absolvieren“, sagt Niklas. Seiner Schwester Stephanie weiß zwar noch nicht was, möchte aber auf jeden Fall „im Ausland studieren“. Jette sagt: „Ich möchte wie mein Vater Medizin studieren.“ Ihre Zwillingsschwester Minje dagegen möchte „eine Ausbildung zur Polizistin absolvieren.“