Familienfreundlich, international, vielfältig – und nicht ohne Diskussion
Hannover (pm/redk). Mit der heutigen Abschlussvorstellung endet das Kleine Fest im Großen Garten nach 18 intensiven Festivaltagen. Unter dem Motto „Es ist angerichtet“ verwandelte sich der Große Garten in Herrenhausen auch 2025 wieder in ein weitläufiges Freilufttheater, das internationale Kleinkunst, humorvolle Walkacts und poetische Installationen für ein breites Publikum erlebbar machte.
Rund 120 Künstlerinnen und Künstler aus 20 Nationen boten in diesem Jahr ein abwechslungsreiches Programm – von Comedy über Clownerie und Artistik bis hin zu Urban Dance. Besonders Kinder und Familien fanden mit fantasievollen Mitmachaktionen, Walkacts und interaktiven Installationen ein Angebot, das zum Staunen und Mitmachen einlud. Ergänzt wurde das Festivalprogramm durch FerienCard-Angebote und Workshops mit Künstlerinnen, die neue Nähe zwischen Publikum und Akteur*innen ermöglichten.
Publikumslieblinge wie die Riesenschnecke Boris, die motorisierten Grannys, die jonglierende Miss Margherita oder die niederländische DJ Frietmachine sorgten ebenso für Begeisterung wie vertraute Gesichter: Eis Ali, Desimo, Sascha Korf oder Wolfgang Moser. Besonders eindrucksvoll waren auch Rückkehrer aus dem Vorjahr wie Alex Barti oder die poetische Performance „Omâ“ von Roxana Küwen Arsalan. Insgesamt präsentierte das Festival zehn Deutschlandpremieren und zwei Neuproduktionen.
Auch wenn das Wetter sich während der Festivalzeit vom 8. bis 27. Juli oft unbeständig zeigte, waren nur zwei Vorstellungen betroffen. Viele Abende boten dennoch angenehme Sommerstimmung, bei der Gäste bis nach dem Finale im Garten verweilten.
Inhaltlich neu ausgerichtet, thematisch vertieft
2025 war das zweite Jahr unter der künstlerischen Leitung von Casper de Vries. Die neue Handschrift wurde deutlich: Neben einem bunten, familienfreundlichen Programm bot das Kleine Fest auch tiefere Inhalte. Performances wie „Bee Happy“ zum Bienensterben, „Animal Love“ zur Tierethik oder das sozialkritische „Abattoir Blues“ eröffneten dem Publikum neue Perspektiven. Die Zirkusnummern rückten Themen wie Beziehung, Herkunft und Identität in den Fokus – ohne den unterhaltenden Charakter zu verlieren.
Ein ehrlicher Wandel mit Herausforderungen
Der Wechsel von Harald Böhlmann zu Casper de Vries brachte strukturelle und konzeptionelle Veränderungen mit sich. Neue Ticketverkaufsmodelle ermöglichten spontane Besuche, was allerdings auch dazu führte, dass nicht alle Vorstellungen ausverkauft waren – ein Novum in der Geschichte des Kleinen Festes. Trotzdem wurden insgesamt rund 50.000 Besucher*innen gezählt, was einer Auslastung von etwa 70 Prozent entspricht.
Casper de Vries erklärt: „Ein Festival wie das Kleine Fest darf sich nicht im Stillstand einrichten. Und der Wandel muss nicht Verlust bedeuten. Die Öffnung für neue Zielgruppen, ein vielfältiges Programm und auch eine klare gesellschaftspolitische Haltung sind Faktoren, die das Fest relevant und zukunftsfähig machen.“
Auch Kulturdezernentin Eva Bender zieht ein positives Fazit: „Es war lebendig, kreativ, poetisch, immer wieder überraschend – und geprägt von einer ganz besonderen Nähe zwischen Publikum und Darbietenden.“
Positive Resonanz – aber auch kritische Stimmen
Trotz der insgesamt positiven Bilanz äußerten sich auch einige Gäste kritisch zur neuen Ausrichtung. Manche langjährige Besucher*innen empfanden die programmatische Schwerpunktverlagerung als Verlust des vertrauten Fest-Charakters. Die stärkere thematische Tiefgründigkeit wurde zwar vielfach gelobt, aber vereinzelt als weniger „leichtfüßig“ und „spielerisch“ wahrgenommen. Auch die geringere Zahl an Acts mit klassischem Varieté-Charakter oder opulenter Ausstattung wurde thematisiert. Zudem empfanden einige Gäste das weitläufigere Gelände-Konzept als weniger atmosphärisch dicht.
Diese kritischen Stimmen sind Teil eines transparenten Entwicklungsprozesses, den Festivalleitung und Stadt ausdrücklich begrüßen. Die Rückmeldungen fließen in die Weiterentwicklung des Festivals ein – mit dem Ziel, auch in Zukunft ein vielfältiges, zugängliches und relevantes Kulturangebot im Herzen Hannovers zu bieten.
Das nächste Kleine Fest im Großen Garten ist für den 7. bis 26. Juli 2026 geplant.










