Fokus liegt auf Erweiterung der Malerei in andere Medien hinein / Ausstellung bis zum 24. Oktober 2021
Region Hannover/Neustadt a. Rbge. Wie lassen sich malerische Ansätze in technische Medien wie Film, künstliche Intelligenz, Farberkennungs- und Animations-Software übertragen? Antworten auf diese Frage zeigen die Arbeiten von Franz Betz, Sebastian Biskup, Hauke Johanna Gerdes, Stefan Lang und Anne Nissen, die ab Sonntag, 19. September 2021, in Schloss Landestrost zu sehen sind. Eröffnet wird die Ausstellung mit dem Titel „Malerei ff.“ am Samstag, 18. September 2021, um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Für Besucherinnen und Besucher gilt die bekannte 3G-Regel – geimpft, genesen oder getestet.
Die Ausstellung „Malerei ff.“ ist ein gemeinschaftliches Projekt der Städtischen Galerie KUBUS Hannover, der Gesellschaft für Kunstförderung in Niedersachsen (Galerie vom Zufall und vom Glück), der Region Hannover (Schloss Landestrost) und der Städtischen Galerie Lehrte und knüpft an die Ausstellung „MALEREI – 31 Positionen“ von 2019 an. Dabei geht sie noch einen Schritt weiter und hinterfragt den Ursprung von Malerei. Ist es der Umgang mit Farben und Flächen? Ein Wechselspiel zwischen Oberflächenhaftung und räumlicher Tiefe? Wie könnte Malerei aussehen, wenn sie sich vom klassischen Tafelbild verabschiedet und mit Alltagsmaterialien im Raum realisiert wird? Die Künstlerinnen und Künstler aus Hannover und der Region eröffnen einen frischen Blick auf eine klassische Kunstgattung.
Die Ergebnisse und die inhaltlichen Ansätze der einzelnen Positionen sind sehr vielfältig, die in den Arbeiten stattfindenden Transformationsprozesse entfalten zum Teil eine stark absorbierende Wirkung.
Franz Betz zeigt die Arbeit „fern von nah“, die in Kooperation mit Birte Hölscher und Masha Kashyna (Klang) entstanden ist. Die Bilder basieren auf einer künstlichen Intelligenz, die durch „machine learning“ trainiert wurde, Bilder mit malerischen Eigenschaften selbstständig zu erzeugen. Grundlage sind Bilder von isländischen Webcams, die im Schloss Landestrost auf einen Fadenvorhang projiziert und damit deutlich abstrahiert werden. Dennoch lässt sich das gezeigte Material noch als Landschaft identifizieren und lässt Bezüge zu bekannten Landschaftsgemälden wie beispielsweise von Claude Monet erkennen.
Die Animation von Sebastian Biskup erzeugt eine Wirkung, die man zunächst als bewegte Farbfeldmalerei beschreiben könnte. Tatsächlich sind es formale Reduktionen von Werbeunterbrechungen eines Samstagabendspielfilms. Biskup spaltet die einzelnen Bilder in ihre kompositorischen Bestandteile (Farbe, Form und zeitlichen Ablauf) auf und lässt diese in der Animation, durch die Erzeugung von Zwischenbildern (Tweening), in eine flüssige Bewegung übergehen. Hinterfragt wird der Raum, der beim Fernsehen als gemeint angenommen wird. Beim Betrachten der in Grafiken übersetzten Fernsehbilder setzt man automatisch bestimmte Farben und Formen in einen räumlichen Kontext.
Hauke Johanna Gerdes kommt ursprünglich aus der Malerei und widmet sich nun der Fotografie und dem Film. Im Schloss Landestrost zeigt sie in einem eigens erstellten Projektionssaal drei Filme (Evaporation, Lascaux, Verwandlung), die in Zusammenarbeit mit Abel Boukich, Rafael Vogel und Klaus Weingarten sowie dem Sector 16-Filmlabor entstanden sind. Hauke Johanna Gerdes versteht sich in der Tradition der Maler, die in den 1920er Jahren dem Film neue, künstlerische Impulse gaben. In „Evaporation“ etwa löst sich die Filmschicht eines Zelluloid-Films durch chemische Einwirkungen auf das Trägermaterial für acht Sekunden auf. Auf diese Weise entstehen Zwischenbilder der sichtbaren und unsichtbaren Welt.
Stefan Langs Arbeiten haben sich aus dem Nachdenken über die Farbe im klassischen Tafelbild entwickelt. Seine Gemälde bilden den Ausgangspunkt für die Erforschung der räumlichen und zeitlichen Dimension von Farbe sowie deren Interaktion mit dem Klang. Lang greift dabei auch auf Software zurück die ursprünglich für blinde Personen entwickelt wurde, um Farben in Sprachinformation zu übersetzen.
Anne Nissen zeigt mit „Laminar“ eine Videoinstallation auf zwei 4K-Monitoren. Dort wird synchron die Ausbreitung farbiger Tuschetropfen in Richtung der Bildmitte eines quadratischen Bildraumes gezeigt. Die schwerelos erscheinende Bewegung und die sich langsam überlagernden, feinen Linien bilden Formen, die ähnlich eines Mandalas eine fast meditative Wirkung entfalten.
Die Ausstellung findet an drei weiteren Orten statt: Städtische Galerie Lehrte, Städtische Galerie KUBUS (Hannover), Galerie vom Zufall und vom Glück (Hannover). Zu sehen sind Werke von Eduardo Flores Abad, Nina Aeberhard, Constanze Böhm, Maja Clas, Anette Haas, Andreas Linke, Maximilian Neumann, Gaby Taplick, Antje Smollich und Christina Stolz. Die Ausstellungsdaten variieren an den jeweiligen Orten.
Eröffnung: Samstag, 18. September 2021, 18 Uhr
Dauer: Sonntag, 19. September, bis Sonntag, 24. Oktober 2021
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, 14 bis 18 Uhr, sowie zu den Konzerten
Eintritt: frei