ver.di-Studie zur Arbeitsintensität im Dienstleistungssektor: Neue Methoden der Leistungssteuerung führen zu mehr Stress

Symbolbild - Quelle: Pixabay

Berlin (pm). Hohe Arbeitsintensität und Arbeitsstress sind für viele Beschäftigte im Dienstleistungssektor nicht erst seit Ausbruch der Corona-Pandemie Realität; und sie werden durch eine Steuerung der Arbeitsleistung verschärft, mit denen die Arbeitgeber die Verantwortung für das Erreichen der geforderten Ziele an Beschäftigte delegieren, oft ohne diese mit den notwendigen Ressourcen und Handlungsspielräumen auszustatten. Das ist das Ergebnis der ver.di-Studie „Leistungssteuerung und Arbeitsintensität im Dienstleistungssektor“, die auf der Grundlage des DGB-Index Gute Arbeit 2019, eine vor Corona durchgeführte repräsentative Beschäftigtenbefragung, erstellt wurde.

Demnach führen indirekte Formen der Leistungssteuerung wie die Steuerung durch vorgegebene Ziele und Ergebnisse zu einer höheren Arbeitsbelastung. So fühlen sich 60 Prozent der Beschäftigten, deren Arbeitsleistung über Ergebnisse gesteuert wird, sehr häufig oder oft bei der Arbeit gehetzt oder unter Zeitdruck. Bei Beschäftigten, die dieser Form der Leistungssteuerung nicht unterliegen, fällt dieser Anteil mit 44 Prozent deutlich geringer aus. Zudem erleben Beschäftigte, deren Leistung durch Ergebnisse gesteuert wird, häufiger Störungen bei der Arbeit, widersprüchliche Anforderungen und gesteigerte Arbeitsmengen, als dies bei Beschäftigten ohne Ergebnissteuerung der Fall ist.

Zu hohe Leistungsanforderungen und hohe Arbeitsintensität können laut Studie zudem zum Verzicht auf Pausen, zu Mehrarbeit zu Hause, zu Arbeit trotz Kranksein und zum Verzicht auf Urlaubstage führen. Dies hat nachweislich einen negativen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen: Sie können häufiger auch in ihrer arbeitsfreien Zeit nicht richtig abschalten und sich nicht richtig erholen, und sie fühlen sich nach der Arbeit eher leer und ausgebrannt. Zudem ist die häufig zu geringe Personalausstattung ein weiterer Stressfaktor.

Christoph Schmitz, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand, fordert, Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen der Studie zu ziehen:
„Beschäftigte brauchen Entlastung, Gesundheitsschutz, mehr Kolleginnen und Kollegen. Dafür setzen wir uns ein – in Tarifverhandlungen, auf betrieblicher Ebene und gegenüber dem Gesetzgeber.“ Nötig seien auch stärkere Mitbestimmungsrechte der betrieblichen Interessenvertretungen. Sie müssten Einfluss nehmen können auf die zu erbringende Arbeitsmenge, und sie seien bei der Einführung neuer Technik und Arbeitsmethode n frühzeitig und umfassend einzubeziehen. „So kann Arbeit auf ein gesundes und nachhaltiges Maß begrenzt werden.“

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