Region Hannover modernisiert Rettungsdienst: Neuer Bedarfsplan stärkt Versorgung

Rettungsdienst Hannover - 112
Symbolbild: Rettungsdienst Hannover - 112 - © Müller/LGHNews

Mehr Effizienz, Transparenz und Qualität durch gezielten Einsatz von Notfall- und Rettungsfahrzeugen

Region Hannover (pm/redk). Die Region Hannover hat ihren Bedarfsplan für den Rettungsdienst aus dem Jahr 2022 fortgeschrieben, um auch künftig schnelle und zuverlässige Hilfe im Notfall sicherzustellen. Der Ausschuss für Feuerschutz, Rettungswesen und allgemeine Ordnungsangelegenheiten hat dem Plan am 9. Oktober einstimmig zugestimmt. Die abschließende Entscheidung trifft die Regionsversammlung am 11. November. Der neue Bedarfsplan soll am 1. Januar 2026 in Kraft treten.

„Unsere Priorität ist und bleibt eine schnelle und hochwertige Hilfe für alle Menschen in medizinischen Notfällen. Mit dem neuen Bedarfsplan legen wir gemeinsam mit unseren Partnern den Grundstein dafür, dass die Rettungsdienstversorgung in der Region noch effizienter und transparenter wird – und dabei wirtschaftlich sinnvoll und nachvollziehbar bleibt“, betont Christine Karasch, Dezernentin für Öffentliche Sicherheit, Zuwanderung, Gesundheit und Verbraucherschutz.

Ressourcen gezielter einsetzen

Seit 2024 ergänzt der Notfallkrankentransportwagen (NKTW) die rettungsdienstliche Versorgung. Er übernimmt nicht zeitkritische Notfalltransporte und entlastet so die Rettungstransportwagen (RTW). Derzeit decken die NKTW rund ein Drittel dieser Einsätze ab. Mit der Fortschreibung des Bedarfsplans soll die Nutzung deutlich ausgeweitet werden, um RTW gezielt für akute, zeitkritische Notfälle freizuhalten.

Zahlen und Fakten

Die Zahl der zeitkritischen Einsätze stieg seit 2022 um rund zwei Prozent, nicht zeitkritische Einsätze um 3,7 Prozent:

  • Zeitkritische Einsätze: 61.752 (2022) → 63.028 (2024)
  • Nicht zeitkritische Einsätze: 23.247 (2022) → 24.105 (2024)
  • Gesamte Notfallrettung: 84.999 (2022) → 87.133 (2024)

Ab 2026 erhöht sich die Wochenstunden-Vorhaltung im Rettungsdienst um rund 3,5 Prozent, die Vorhaltung für NKTW steigt von 420 auf 1.002 Stunden. Die RTW-Vorhaltung sinkt leicht, bleibt jedoch auf hohem Niveau. Die zusätzlichen Kosten tragen die gesetzlichen Krankenversicherungen und Unfallversicherungsträger vollständig.

Mehr Qualität und Transparenz durch standardisierte Notrufabfrage

Ein zentraler Bestandteil ist die Einführung einer standardisierten und strukturierten Notrufabfrage (SSNA) in der gemeinsam mit der Landeshauptstadt betriebenen Regionsleitstelle. Damit sollen Rettungsmittel gezielter zugeordnet werden – zeitkritische Einsätze, Notfalltransporte und Low-Level-Einsätze lassen sich so besser unterscheiden und priorisieren.

Die Region und die Landeshauptstadt haben in Zusammenarbeit mit den Kostenträgern ein Forschungsprojekt mit der Universität Maastricht gestartet. Der Abschluss ist für Ende des Jahres vorgesehen, danach beginnt die Umsetzung.

Gemeinsame Verantwortung

Den Bedarfsplan erarbeitete die Region gemeinsam mit den Rettungsdienstleistern Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsches Rotes Kreuz (DRK) und Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH). Ziel ist die Weiterentwicklung von Qualität, Transparenz und Wirtschaftlichkeit der rettungsdienstlichen Versorgung in der Region.

Alle Beteiligten betonen, dass steigende Einsatzzahlen nicht allein durch weitere Vorhalte-Erhöhungen kompensiert werden können. Der Fachkräftemangel, insbesondere bei Notfallsanitäterinnen und Rettungssanitäterinnen, ist ein drängendes Problem. Neben der SSNA sollen auch ambulante und stationäre Angebote gestärkt werden, damit der Rettungsdienst nicht zur Auffanglösung für alle medizinischen Bedarfe wird.

Stimmen der Geschäftsführer der Rettungsdienste

Torsten Bierbrauer, Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH): „Mit der Fortschreibung des Bedarfsplans bauen wir die Zusammenarbeit aller Partner weiter aus. Uns ist wichtig, dass die Versorgung auch in Spitzenzeiten gesichert bleibt – dafür brauchen wir innovative Konzepte und eine enge Verzahnung mit anderen Bereichen des Gesundheitswesens.“

Anton Verschaeren, Deutsches Rotes Kreuz (DRK): „Verlässliche Rettung beginnt mit einer präzisen und fundierten Entscheidung in der Rettungsleitstelle. Nur durch klare Strukturen und verantwortungsbewussten Einsatz unserer Ressourcen können wir Leben schützen, das Vertrauen der Menschen stärken und die Zukunft der Notfallversorgung sichern.“

Florian Soot, Arbeiter-Samariter-Bund (ASB): „Die klare Trennung von zeitkritischen und nicht zeitkritischen Notfällen – und damit der differenzierte Einsatz von Rettungsmitteln – ist mit der Weiterentwicklung der Disposition ein zentraler Schritt, um die Notfallversorgung zukunftsfähig aufzustellen. Sie gewährleistet, dass Hilfe effizient dorthin gelangt, wo sie am dringendsten benötigt wird – und sichert so die höchste Qualität der Notfallversorgung auch in Zeiten steigender Anforderungen.“

Richtige Rufnummer im Notfall

Im akuten Notfall – etwa bei Herzinfarkt, Schlaganfall oder schweren Unfällen – ist die 112 zu wählen. Für gesundheitliche Probleme ohne akute Lebensgefahr – wie hohes Fieber oder Schmerzen außerhalb ärztlicher Sprechzeiten – hilft der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Rufnummer 116 117. So bleiben die Kapazitäten des Rettungsdienstes gezielt für lebensbedrohliche Notlagen frei.

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