Am Tag der Organspende eingeweiht: Neue Skulptur im Patientengarten erinnert an Menschen, die ein Organ oder Gewebe gespendet haben
Hannover (pm). Geschenke sind etwas Schönes. Sie können liebevoll, persönlich und wertvoll sein. Viele Geschenke allerdings sind noch viel mehr als das. Sie sind unbezahlbar. Und manchmal können sie sogar ein Leben retten. Spenden von Organen, Geweben oder Blut sind solche Geschenke. Ohne sie könnten viele Kliniken ihren Patientinnen und Patienten nicht ausreichend helfen und die Betroffenen nicht oder nur mit großen Einschränkungen leben. Wer für diese meist anonymen Spenden Danke sagen möchte, kann das jetzt im Patientengarten der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) tun. Auf Initiative des Klinischen Ethik-Komitees (KEK) der MHH ist dort das „DankeMal“, eine interaktive Skulptur des Künstlers Andreas Rimkus entstanden. Am Sonnabend, 5. Juni 2021, dem Tag der Organspende, ist das überwiegend aus Spenden finanzierte Kunstwerk eingeweiht worden.
Erfolgsgeschichte Transplantationsmedizin
Bei der Einweihung betonte MHH-Vizepräsident Professor Dr. Frank Lammert, zuständig für das Ressort Krankenversorgung: „Organspende ist wichtig und lebensrettend. Mehr als 1.000 Menschen warten aktuell allein in der MHH auf ein neues Organ.“ Seit 1968 seien in Hannover bereits mehr als 15.000 Organe transplantiert worden, in diesem Jahr waren es bisher mehr als 150. „Die Transplantationsmedizin an der MHH ist eine Erfolgsgeschichte“ – bislang habe aber ein Ort gefehlt, an dem Transplantierte danke sagen konnten. Der ist nun geschaffen worden.
Organspende ist ein Geschenk
„Das ,DankeMal‘ soll ein Ort der Stille und des Dankes sein“, sagte Dr. Gerald Neitzke, KEK-Vorsitzender. Die Besucherinnen und Besucher sollen dort zur Ruhe kommen, ihre Gedanken und Gefühle ordnen und, wenn sie möchten, einen Dank formulieren. So hatte es sich auch die Ideengeberin gewünscht, die MHH-Professorin Dr. Roswitha Müller. „Frau Müller kam es darauf an, den ganz besonderen Charakter dieser Spenden zu betonen. Denn hier verschenkt ein Mensch aus menschlicher Solidarität einen eigentlich unverfügbaren Teil seines Körpers“, erklärte Dr. Neitzke. Organspende sei ein Geschenk. Bis zu ihrer Emeritierung hatte sich Professorin Müller für Projekt eingesetzt.
Tag der Organtransplantation ist für Betroffene wie ein zweiter Geburtstag
Professor Dr. Axel Haverich, Leiter des Transplantationszentrums der MHH und Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, dankte ebenso wie Professor Lammert den Initiatoren und dem Künstler. „Organspende schafft neues Leben“, betonte er. „Viele Organempfänger feierten den Tag ihrer Transplantation wie einen zweiten Geburtstag.“ Peter Fricke, Vorsitzender des Bundesverbands der Organtransplantierten e.V und selbst seit mehr als 30 Jahren herztransplantiert, hob hervor, dass man als Betroffener nicht nur bei dem Spender und dessen Angehörigen bedanken wolle. „Auch den Krankenschwestern und Ärzten gebührt unser Dank.“
Drei Meter hoch, 700 Kilogramm schwer
Das „DankeMal“ ist drei Meter hoch und etwa 700 Kilogramm schwer. Die Basis bildet eine Stele aus Cortenstahl, ein Material, das gewollt rostet und dadurch eine stumpfe braune Farbe hat. Obenauf befindet sich ein großer stilisierter Trichter. Im Kontrast zur Stele ist er aus glänzendem Edelstahl gefertigt. Der Trichter erinnert an ein Megafon. „Besucherinnen und Besucher können ihren Dank hineinsprechen oder auch einfach nur hindurchsehen und ihre Gedanken sammeln“, erläuterte Andreas Rimkus, der das Kunstwerk in seiner Werkstatt in Springe bei Hannover geschaffen hat.
Ein Trichter Richtung Himmel
Der Trichter ist gen Himmel gerichtet. „Dort, wo man Gott vermutet. Welcher Gott auch immer damit gemeint ist. Das ,DankeMal‘ soll konfessionsfrei sein“, erklärte der Künstler. Auch das war ein Wunsch von Roswitha Müller. Alle Menschen sollen dort ihren Dank formulieren können, unabhängig davon, ob sie gläubig sind oder nicht, welcher Religion sie angehören und welche Sprache sie sprechen. Deshalb versah Rimkus den Trichter mit Symbolen unterschiedlicher Religionen und sägte das Wort „Danke“ in zwölf Sprachen in die Stele.
Danksagende gestalten das Kunstwerk mit
Auf der Rückseite der Skulptur ragt eine zierliche vergoldete Hand aus der Stele. Berühren die Gäste diese, hören sie Danksagungen von Patientinnen und Patienten – beispielsweise von einer Frau die eine Stammzellspende erhalten hat oder von einem Mann, der dank einer gespendeten Leber lebt. Die Tonaufnahmen können durch weitere Texte ergänzt werden. „Dieser Teil der Skulptur soll noch wachsen“, erklärte Rimkus. „Theoretisch können Menschen aus aller Welt mitmachen. Sie können ihre Nachricht zu Hause aufsprechen und nach Hannover schicken.“ So gestalten die Danksagenden selbst das Kunstwerk mit.