Region und Stadt erinnern an ermordete Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter
Hannover (pm/red).
Von Nazis des Diebstahls beschuldigt und am Galgen hingerichtet: Die 19-jährige Irina Wolkowa kam am 22. März 1945 im damaligen Polizeisondergefängnis der Gestapo in Ahlem auf brutale Weise ums Leben. Ihre Ermordung durch die Nationalsozialisten war kein Einzelfall. Irina Wolkowa gehört zu den mindestens 59 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, die hier im März 1945 erhängt wurden. Am Ende der systematischen Ausbeutung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus allen Teilen Europas stand der Tod – auch in den Lagern in Osteuropa hatte diese Mordmethode Prinzip und forderte unzählige Opfer.
In Hannover haben heute die stellvertretende Regionspräsidentin Petra Rudszuck und Belit Onay, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover, im Rahmen einer nicht-öffentlichen Gedenkstunde, um 12.00 Uhr, in der Gedenkstätte Ahlem, an die ermordeten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter erinnert.
Die Gedenkveranstaltung und die Redebeiträge konnten ab 12 Uhr in einem Live-Stream mit dem Link https://youtu.be/Li_jHnC8sYY auf dem YouTube-Kanal der Region Hannover verfolgt werden.
Das Programm des Gedenktags für die ermordeten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter gestaltet die Gedenkstätte Ahlem traditionell gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern. In diesem Jahr liegt der Fokus der Beiträge auf der Auseinandersetzung mit Zwangsarbeit im Lagersystem.
Wegen der Pandemie wurden die Beiträge vorab als filmische Präsentation geplant und entwickelt. Den Auftakt macht eine künstlerische Lesung: Marlene Rehbein und Andreas Mischok lesen Auszüge aus der Biografie von Ivan Moscovich, der als Zwangsarbeiter die Konzentrationslager Ausschwitz, Bergen-Belsen und Ahlem überlebt hat.
Die Gruppe „Polenflug“ aus Hannover hat einen Podcast produziert zu den Erinnerungen von Natalia Tulasievicz. Die Polin war Zwangsarbeiterin in den damaligen Günther Wagner-Verpackungswerken in Hannover und engagierte sich in der polnischen Widerstandsbewegung. In einer filmischen Collage dokumentiert Shaun Hermel von der Gedenkstätte Ahlem das Schicksal des niederländischen Zwangsarbeiters Jan-Dirk van Exter, der seine Erlebnisse in Ahlem in eigenen Zeichnungen festgehalten hat. „Leid und Gasmasken“ heißt der Film, den die Medienwerkstatt Hannover zusammen mit dem Arbeitskreis „Ein Mahnmal für das Frauen-KZ Limmer“ über die Entstehung eines Gedenkplatzes am ehemaligen Frauen-KZ am Standort der Continental AG in Limmer produziert hat. Im Podcast „Der Baum der Gummi weint – Kautschuk für Hannover“erzählt der Historiker Hubert Brieden von kolonialen Praktiken der Zwangsarbeit.
Die Beiträge werden im Anschluss an die Gedenkfeier auf der Seite der Gedenkstätte Ahlem unter www.gedenkstaette-ahlem.de abrufbar sein.