Lagebild 2024: Gewalt gegen Einsatzkräfte bleibt hoch – Niedersachsen ruft zu friedlichem Jahreswechsel auf

Blaulicht
Symbolbild Blaulicht - Quelle: Pixabay

Innenministerin Behrens würdigt Leitstelle Weserbergland und kündigt weitere Schutzmaßnahmen an

Hannover (pm/redk). Das neue Lagebild „Gewalt gegen Einsatzkräfte 2024“ zeigt: Trotz eines leichten Rückgangs bei Verletzten bleibt die Zahl der Angriffe auf Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst alarmierend hoch. Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Silvesternacht mahnt Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens zu einem friedlichen Jahreswechsel und würdigt die Bedeutung guter behördlicher Zusammenarbeit und zielgerichteter Schutzmaßnahmen.

Ministerin besucht Kooperative Regionalleitstelle Weserbergland

Am heutigen Mittwoch, 03. Dezember 2025, besuchte Niedersachsens Ministerin für Inneres, Sport und Digitalisierung, Daniela Behrens, die Kooperative Regionalleitstelle Weserbergland in Hameln, um sich einen Eindruck vom Arbeitsalltag der dortigen Beschäftigten aus Polizei und Feuerwehr zu verschaffen. Im Fokus standen unter anderem die Vorbereitungen auf den bevorstehenden Jahreswechsel und die damit verbundene Einsatzlage.

Die 2008 gegründete Kooperative Regionalleitstelle Weserbergland war die erste ihrer Art in Deutschland und gilt bis heute als Musterbeispiel für behördenübergreifende Zusammenarbeit. Moderne Infrastruktur, gemeinsame Einsatzsteuerung und enge Verzahnung zwischen Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei ermöglichen schnelle, effiziente Hilfe – gerade in einsatzreichen Nächten wie Silvester.

Behrens appelliert an Bevölkerung: „Gerne ausgelassen, aber unbedingt friedlich“

Ministerin Behrens sagte bei ihrem Besuch in Hameln: „Die gemeinsame Arbeit der Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten in der Kooperativen Regionalleitstelle Weserbergland ist ein hervorragendes Beispiel für eine enge und gut abgestimmte Zusammenarbeit innerhalb der Blaulichtfamilie. Diese enge Kooperation kommt dabei sowohl der Sicherheit der Menschen hier in der Region sowie auch der Einsatzkräfte direkt zu Gute. So kann die Polizei die Kolleginnen und Kollegen der Feuerwehr bei kniffligen Einsätzen, die zu eskalieren drohen, unmittelbar unterstützen und schützen. Dies kann auch am kommenden Silvesterabend wieder eine wichtige Rolle spielen. Ich appelliere deshalb eindringlich an alle Niedersächsinnen und Niedersachsen, den Jahreswechsel gerne ausgelassen, aber unbedingt friedlich zu begehen und die Einsatzkräfte ihren wichtigen Job machen zu lassen.“

Lagebild 2024: Zahl der Angriffe nochmals gestiegen

Das aktuelle Lagebild, das am Tag des Leitstellenbesuchs veröffentlicht wurde, zeigt einen erneuten Anstieg der Gewaltdelikte:

  • 4.570 Fälle (+103 zum Vorjahr)
  • 10.460 Opfer, davon 9.982 Polizeikräfte
  • Opferzahlen bei Feuerwehren: +30 Prozent (83 Personen)
  • Opferzahlen bei Rettungsdiensten: +20 Prozent (395 Personen)

Damit erreichen Feuerwehr und Rettungsdienst einen neuen Höchststand. Als Tatverdächtige wurden überwiegend erwachsene, deutsche Männer identifiziert, rund die Hälfte stand bei der Tat unter Alkoholeinfluss.

Innenministerin Behrens: „Die Zahl der Angriffe ist zu hoch. Wir können und dürfen es niemals hinnehmen, dass diejenigen, die uns schützen und ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren, im Gegenzug angegriffen und verletzt werden. Das gilt für unsere Polizistinnen und Polizisten ebenso wie für die Einsatzkräfte bei den Rettungsdiensten und Feuerwehren, insbesondere für diejenigen unter ihnen, die sich ehrenamtlich engagieren.“

Weniger Verletzte, aber weiter hoher Handlungsbedarf

Die Zahl der verletzten Einsatzkräfte ging 2024 leicht zurück (2023: 1.628; 2024: 1.601). Die Zahl der Schwerverletzten sank von zehn auf drei Personen. Gleichzeitig intensiviert das Niedersächsische Innenministerium seine Maßnahmen zur Prävention, Nachsorge und rechtlichen Absicherung.

Neue Maßnahmen für mehr Sicherheit und bessere Nachsorge

Die Ministerin verweist auf eine Reihe organisatorischer und gesetzlicher Weiterentwicklungen:

  • Einrichtung einer Koordinierungsstelle „Gewalt gegen (nichtpolizeiliche) Einsatzkräfte“ innerhalb der neuen Abteilung für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen
  • Ausbau der psychosozialen Notfallversorgung und Vorbereitung des Niedersächsischen Gesetzes über die psychosoziale Notfallversorgung (NPSNVG)
  • Stärkere Verankerung von Deeskalations- und Kommunikationsmodulen in der Feuerwehrausbildung und an Rettungsschulen
  • Geplante Erweiterung des Bodycam-Einsatzes auf Wohnungen durch die NPOG-Novelle
  • Konsequente Strafverfolgung nach Angriffen auf Einsatzkräfte

Ministerin Behrens weiter: „Mit der Einrichtung der Abteilung für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen haben wir zum Jahresbeginn 2024 gleichzeitig eine Koordinierungsstelle ‚Gewalt gegen (nichtpolizeiliche) Einsatzkräfte‘ etabliert. Darüber hinaus verbessern wir unsere Nachsorgeangebote für Einsatzkräfte und werden im kommenden Jahr das Niedersächsische Gesetz über die psychosoziale Notfallversorgung (NPSNVG) auf den Weg bringen. Die Ausbildung der Feuerwehrkräfte wird mit Blick auf die Themen Deeskalation und Kommunikation fortwährend angepasst und auch die Rettungsschulen in Niedersachsen bieten entsprechende Module an. Mit der Novelle des Niedersächsischen Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes (NPOG), das sich in der parlamentarischen Beratung befindet, soll zudem die Möglichkeit geschaffen werden, Bodycams auch in Wohnungen einzusetzen. Hiervon erhoffe ich mir vor allem in hoch emotionalisierten Einsatzlagen noch besseren Schutz für unsere Polizeibeamtinnen und -beamten. Ich halte es bei diesem Thema zudem für entscheidend, dass diejenigen, die unsere Einsatzkräfte angreifen, auch eine entsprechende Antwort des Rechtsstaats erhalten. Das bedeutet, dass Verfahren nicht eingestellt werden und die Strafe auf dem Fuße folgt.“

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