Hannover (pm). Das Gartentheater im Großen Garten wird in zwei Bauabschnitten in seinen ursprünglichen Zustand von 1690 zurückversetzt. Im vergangenen Winter ist zunächst der Zuschauerbereich umgebaut worden. Seit heute (10. Dezember) und bis voraussichtlich Mai 2021 ist die Bühne samt Kulissen an der Reihe. Im Mittelpunkt stehen dabei Fäll- und Pflanzarbeiten sowie die Herstellung neuer Wegeverbindungen. Die Kosten für die komplette Sanierung belaufen sich auf rund 500.000 Euro. Das Gartentheater wird für die Dauer der Arbeiten für Besucher*innen gesperrt.
Die goldenen Figuren sind bereits von der Bühne verschwunden – zu ihrem Schutz sind sie abgebaut worden. Sie werden noch einmal überarbeitet, damit sie im nächsten Frühjahr wieder glänzen können. Um dem Originalzustand so nah wie möglich zu kommen, müssen die Linden auf der Bühne gerodet und ersetzt werden. Die neuen Bäume erhalten künftig wie zu Kurfürstin Sophies Zeiten einen kegelförmigen Schnitt. Der Kronenansatz liegt dann über den Hecken, so dass ein Streifen Himmel frei bleibt. Gemeinsam mit den Figuren fungieren die Linden nach der Neupflanzung wieder als wichtiges Bindeglied zwischen Zuschauerraum (Amphitheater) und Bühne.
Auch ein Teil der Hainbuchenhecken muss gerodet und neugepflanzt werden. Dadurch können zwei ursprünglich vorhandene Durchgänge durch die Kulissenhecken wiederhergestellt werden. Auf der Balustrade der Kleinen Kaskade am Ende der langgezogenen Bühne stehen nach der Sanierung wieder vier goldene Figuren. Es sind drei Bronzerepliken der vorhandenen Figuren aus den 1970er Jahren und eine originale Bleifigur. Seit etwa zweihundert Jahren standen hier keine Statuen mehr.
Das um 1690 errichtete Gartentheater Herrenhausen ist nach derzeitigem Stand der Forschung das älteste Heckentheater in der Gartenkunstgeschichte und war von wegweisender Bedeutung für die Entstehung weiterer Gartentheater, die aber alle nicht mehr vorhanden sind. Es wurde als barocke Kulissenbühne angelegt, aber auch als Festraum, in dem gefeiert wurde. Weltweit einmalig sind seine Größe, seine reiche Ausstattung, die Verbindung von Zuschauerraum und Bühne sowie die Eingliederung in die gesamte Gartenanlage. Im 20. Jahrhundert hat man jedoch Veränderungen vorgenommen, die sich vor allem in der Raumaufteilung und der räumlichen Wirkung ausdrücken.
Die Sanierungsmaßnahmen sind in intensiver Abstimmung mit der städtischen Denkmalpflege, dem Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) der Leibniz Universität Hannover und dem Landesamt für Denkmalpflege entwickelt worden. Unterstützung leistete das Hamburger Planungsbüro Dittloff + Paschburg.