Ehrenamt im Bevölkerungsschutz bleibt stark – Organisationen schlagen dennoch Alarm

Großübung / Medizinische Task Force
Themenfoto: Medizinische Task Forces beweisen Einsatzbereitschaft bei Katastrophen. - © Müller / LGHNews

Neue Studie zeigt: Trotz stabiler Engagementzahlen wächst der Personalbedarf in Zivil- und Katastrophenschutzorganisationen

Berlin (pm/redk). Eine aktuelle Studie von ZiviZ im Stifterverband im Auftrag des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) belegt: Das freiwillige Engagement im Zivil- und Katastrophenschutz in Deutschland ist ungebrochen hoch. Rund 1,76 Millionen Erwachsene engagieren sich ehrenamtlich in diesem Bereich – das entspricht etwa drei Prozent der Wohnbevölkerung und einer konstanten Quote seit 1999.

Trotz dieser stabilen Zahlen sehen sich viele Organisationen mit steigenden Herausforderungen konfrontiert. Nur etwa ein Drittel der befragten operativ tätigen Einrichtungen wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) oder der Malteser Hilfsdienst geben an, ausreichend Personal zur Bewältigung der wachsenden Anforderungen zu haben. Der Klimawandel, zunehmende Extremwetterereignisse sowie die schwierige Besetzung von Leitungsfunktionen verschärfen den Handlungsdruck zusätzlich.

Strukturen stärken, Vielfalt fördern

„Wir in Deutschland dürfen zurecht stolz sein auf unser ehrenamtlich getragenes Hilfeleistungssystem und die zahlreichen Helfenden, die sich Tag für Tag für uns alle einsetzen“, erklärt BBK-Präsident Ralph Tiesler. Um dem gestiegenen Bedarf gerecht zu werden, brauche es jedoch verbesserte Rahmenbedingungen, mehr Wertschätzung und gezielte Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung.

Auch ZiviZ-Studienleiter Peter Schubert betont die Notwendigkeit struktureller Verbesserungen: „Viele Organisationen geraten zunehmend unter Druck. Es braucht eine bessere Vereinbarkeit von Ehrenamt und Beruf, weniger Bürokratie und eine stärkere Öffnung gegenüber unterrepräsentierten Gruppen – insbesondere Frauen und Menschen mit Migrationsgeschichte.“

Finanzierung und Gleichstellung im Fokus

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Öffentliche Fördermittel decken derzeit nur acht Prozent der Einnahmen operativer Organisationen. Der Großteil finanziert sich über Mitgliedsbeiträge. 85 Prozent der befragten Organisationen wünschen sich daher eine verlässliche staatliche Finanzierung bei gleichzeitiger Eigenverantwortung.

Zudem werden steuerliche Erleichterungen, versicherungsrechtliche Absicherungen sowie gezielte Maßnahmen zur Gleichstellung als wichtige Stellschrauben genannt, um das Ehrenamt attraktiver zu machen – insbesondere für neue Zielgruppen.

Initiativen für mehr Engagement

Das BBK engagiert sich bereits mit verschiedenen Maßnahmen für ein zukunftsfestes Ehrenamt, etwa durch die bundesweite Kampagne „Egal was du kannst, du kannst helfen“, die auf einer interaktiven Karte konkrete Engagementmöglichkeiten aufzeigt. Der Förderpreis „Helfende Hand“ lobt 2025 zudem einen Sonderpreis für inklusive Projekte aus.

Die vollständige Studie „Engagement im Ernstfall – Zahlen und Fakten zu freiwilligem Engagement und zivilgesellschaftlichen Organisationen im Bevölkerungsschutz“ ist ab sofort unter www.bbk.bund.de/engagement-ernstfall abrufbar.

Über das BBK:
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ist die zentrale Einrichtung des Bundes für die zivile Sicherheit in Deutschland. Es unterstützt Bund, Länder und Kommunen beim Schutz der Bevölkerung vor Katastrophen und großen Notlagen.

Über ZiviZ:
Zivilgesellschaft in Zahlen (ZiviZ) ist ein Forschungsbereich im Stifterverband, der mit empirischen Studien datenbasierte Einblicke in Strukturen, Entwicklung und Herausforderungen des zivilgesellschaftlichen Engagements liefert.

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