MHH-Projekt: Erfolgreiche Rückkehr in den Beruf nach psychischer Erkrankung

Professor Dr. Gregor Szycik (links) und Professor Dr. Stefan Bleich. - © Karin Kaiser / MHH

Klinik für Psychiatrie und Kooperationspartner erhalten 4,3 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses

Hannover (pm). Psychische Störungen sind die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit. Nach einer langjährigen schweren psychischen Erkrankung verlieren sehr viele der Betroffenen ihren Arbeitsplatz. Ein wesentlicher Teil von ihnen geht in die Frühberentung. Hier setzt das Projekt „Intensivierte Return to Work – Nachsorge in psychiatrischen Institutsambulanzen von Versorgungskliniken (RTW-PIA)“ an. Dabei untersucht die Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gemeinsam mit anderen Einrichtungen, wie längere Ausfallzeiten und das Risiko einer Erwerbsminderung mit einer besseren Rückfallvorsorge reduziert werden können. Das Projekt wird mit 4,3 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert und wissenschaftlich begleitet.

Betreuung nach dem Wiedereinstieg

„Arbeitsunfähigkeit  ist nicht nur für die einzelnen Betroffenen und ihre Familien ein großes Problem, sie ist auch gesellschaftlich und volkswirtschaftlich eine große Herausforderung“, sagt Professor Dr. Gregor Szycik von der Klinik  für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie. Er leitet das Projekt RTW-PIA. Bisher habe sich die Forschung hauptsächlich auf den Zeitraum bis zur Rückkehr psychisch Erkrankter in den Beruf und weniger auf die Zeit danach konzentriert. Das soll sich mit der neuen Untersuchung ändern. „Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer  werden beim Wiedereinstieg in den Beruf intensiv begleitet“, erklärt Professor Dr. Stefan Bleich, Direktor der Klinik und stellvertretender Projektleiter. In die umfassende Nachsorge sind nicht nur Fachleute aus der Psychiatrie, Ergotherapie und Sozialarbeit, sondern auch Verantwortliche aus den Betrieben eingebunden. „Treten Konflikte am Arbeitsplatz auf, können diese frühzeitig erkannt und gelöst werden“, erläutert Professor Bleich.

Analoge und digitale Maßnahmen

In RTW-PIA sind fünf Versorgungskliniken eingebunden. An der Studie nehmen je 253 Personen in der Interventions- und in der Kontrollgruppe teil. Das Nachsorgekonzept besteht aus einer Kombination von persönlichen einzel- und gruppentherapeutischen Maßnahmen sowie internetbasierten Anteilen. Dafür ist eine Homepage geplant, auf der die Patientinnen und Patienten beispielsweise Aufgaben lösen sollen. Das Projekt ist Anfang dieses Jahres gestartet. Professor Szycik hofft, dass im kommenden Herbst die ersten Patientinnen und Patienten einbezogen werden können.

Bundesweiter Standard wäre „ein Meilenstein“

Die Förderung in Höhe von 4,3 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses bezieht sich auf die Projektdauer von vier Jahren. Der Innovationsfonds ist ein Werkzeug zur Förderung und Erforschung sogenannter neuer Versorgungsformen. Verläuft RTW-PIA erfolgreich, soll es in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Das heißt, es stünde bundesweit allen gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten zur Verfügung. „Das wäre ein Meilenstein bei der Behandlung psychisch erkrankter Menschen“, sagt Professor Dr. Szycik.

Kooperation mit sechs Partnern

Die MHH-Klinik für Psychiatrie ist bei dem Projekt federführend. Sie arbeitet mit folgenden Kooperationspartner zusammen: Asklepios Klinikum Harburg, Burghof-Klinik GmbH & Co. KG, Rinteln, Klinik Wittgenstein, Bad Berleburg, Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin Weißensee GmbH, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund.

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