Strategien für Baumneupflanzungen in der Landeshauptstadt Hannover
Hannover (pm). Der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Landeshauptstadt Hannover verfolgt zurzeit parallel drei Strategien, um die Anzahl von Gehölzen in der Stadt qualitativ und quantitativ zu erhöhen. Auf diese Weise können aktuell in der Stadt jedes Jahr rund 1.000 Bäume neu gepflanzt werden. In den vergangenen Jahren und in Zukunft werden zunehmend sogenannte „Zukunftsbäume“ gepflanzt. Dabei handelt es sich um Baumarten, die steigende Temperaturen und Trockenheit besser vertragen und klimaresilienter sind als die klassischen Stadtbaumarten. Um eine größere Resilienz und Biodiversität zu erreichen, wird darüber hinaus eine größere Vielfalt von Baumarten gepflanzt. Zu den „Zukunftsbaumarten“ gehören unter anderem die Blumenesche, Schnurbaum, Kegelakazie, Amberbaum, Purpur-Erle, Traubeneiche, Zerreiche, Hopfenbuche und die Brabanter Silberlinde.
Baumersatzpflanzungen im Verhältnis 1:3 auf Grünanlagen, Spiel- und Freizeitflächen
Der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün hat sich selbst dazu verpflichtet, die auf den eigenen Grünflächen aus Verkehrssicherheitsgründen gefällten Bäume im Verhältnis 1:3 – das heißt 3 neue Bäume für einen entnommenen Baum – neu zu pflanzen.
Gehölzpflanzungen sind eine von mehreren Maßnahmen (neben Entsiegelung, Dach- und Fassadenbegrünungen) zur Anpassung an den Klimawandel, durch die die Lebensqualität und Abkühlungseffekte in der Stadt langfristig erhalten und verbessert werden können. Bäume in der Stadt bieten umfangreiche Chancen und Potenziale: Sie kühlen die Luft durch Schatten und Verdunstung, sie binden CO2 und Feinstaub, bieten Lebensraum für viele Arten und Lebensgemeinschaften (z. B. Vögel und Insekten), haben wichtige stadtgestalterische Funktionen, verbessern die Aufenthaltsqualität und tragen damit maßgeblich zur Gesundheitsvorsorge und zum Wohlbefinden der Bevölkerung bei.
Die Maßnahme der Baumersatzpflanzungen nimmt auch Bezug auf das Freiraumentwicklungskonzept „Stadtgrün 2030“, das ebenfalls den Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels thematisiert und bereits am 13. Februar 2020 vom Verwaltungsausschuss der Landeshauptstadt Hannover beschlossen wurde.
Das Konzept für Ersatzpflanzungen wird in den städtischen Park- und Grünanlagen, auf Spiel- und Freizeitflächen, Stadtplätzen, Landschaftsräumen sowie auf den städtischen Friedhöfen umgesetzt. Dafür wurden in den vergangenen Monaten alle öffentlichen Grünflächen einer Vorprüfung hinsichtlich möglicher zusätzlicher Baumstandorte unterzogen. Die Recherche erfolgte anhand von Karten, Luftbildern und Planungsunterlagen. Die Ergebnisse wurden auf Übersichtskarten für alle 13 Stadtbezirke dokumentiert und dargestellt.
Zunächst wurden insgesamt 250 Flächen im Stadtgebiet identifiziert, auf denen mindestens das Potenzial für rund 2.700 Neupflanzungen von Bäumen besteht. Darüber hinaus wurden seit Beginn der Bearbeitung im Frühjahr 2021 bereits mehr als 500 Pflanzungen, zum Beispiel auf der Alten Bult und am Bemeroder Anger, realisiert.
Weitere 400 Bäume sollen auf den städtischen Friedhöfen gepflanzt werden, von denen bereits 90 Pflanzungen umgesetzt wurden, unter anderem auf den Stadtfriedhöfen Ricklingen und Seelhorst.
Die absolute Anzahl der neuen Baumstandorte kann, in Abhängigkeit von den Ergebnissen von Leitungs-, Altlasten- und Kampfmittelabfragen, noch variieren. Darüber hinaus sind der gesetzliche Biotop- und Artenschutz (§ 30 und § 44 Bundesnaturschutzgesetz), die Vorgaben von Schutzgebietsverordnungen zu beachten.
Ziel ist es, in jedem Stadtbezirk geeignete Flächen und Standorte vorzuhalten und Pflanzungen zur Stärkung der Grünstrukturen durchzuführen.
Die Sektoralpläne für jeden Stadtbezirk werden kontinuierlich fortgeschrieben und aktualisiert. Darüber hinaus sollen weitere städtische Liegenschaften, wie zum Beispiel die Außenanlagen von Schulen und Kindertagesstätten, auf ihr Potenzial für zusätzliche Gehölzpflanzungen untersucht werden.
Das „1.000-Bäume-Programm“ für Neupflanzungen von Straßenbäumen in Verkehrsflächen
Das 1.000-Bäume-Programm wurde vom Rat der Landeshauptstadt bereits 1998 beschlossen und 2018 erneut aufgelegt, um gezielt den Straßenbaumbestand im direkten Wohnumfeld in den Stadtteilen zu vermehren. Waren die Gründe zu Beginn vor allem stadtgestalterischer und stadtökologischer Art, nimmt heute der Aspekt der Klimaanpassung eine wachsende Bedeutung ein. Die Bezeichnung „1.000-Bäume-Programm“ ist dabei eher symbolisch zu verstehen. Mittlerweile wurde die Zahl von 1.000 neu gepflanzten Bäumen deutlich überschritten.
Der Schwerpunkt des 1.000-Bäume-Programms liegt darin, auf Vorschläge von Einwohner*innen und politischen Gremien zu reagieren und mögliche Pflanzungen in Straßen zu realisieren, für die auf absehbare Zeit keine Ausbauplanungen des Fachbereichs Tiefbau vorgesehen sind.
Die Planung der Neupflanzungen von Straßenbäumen im urbanen Bereich ist ein komplexer Vorgang und setzt umfangreiche Prüfungen der örtlichen Verhältnisse voraus. Zu beachten sind insbesondere unterirdische Ver- und Entsorgungsleitungen, die Breite von Fuß- und Radwegen, der fließende und ruhende Verkehr, die Straßenbeleuchtung, der bestehende Baumbestand, der Abstand zu Fassaden, die Zugänglichkeit der Grundstücke, die Entwässerung und die Belange der Feuerwehr, des ÖPNV und der Müllentsorgung. Dennoch können jedes Jahr kontinuierlich Baumpflanzungen realisiert werden und rund 50 zu bepflanzende Standorte identifiziert und Neupflanzungen realisiert werden. Für das Jahr 2022 ist hier vor allem die Pflanzung von 42 neuen Bäumen an der Hamburger Allee zu nennen. Zudem ist im Bereich des Mittelstreifens der Hamburger Allee eine großflächige Entsiegelung und Blühwiesenansaat im Herbst dieses Jahres vorgesehen.
Bepflanzung des Cityrings in Hannover
Aktuell wird im Fachbereich Umwelt und Stadtgrün ein Konzept für Entsiegelungsmaßnahmen und Baumneupflanzungen im Bereich des Innenstadtrings erarbeitet. Aus dem Konzept ergibt sich derzeit ein Potenzial von circa 120 neuen Baumstandorten am Innenstadtring.
Das Entsiegelungs-Potenzial an den Verkehrsflächen beträgt circa 4.500 Quadratmeter.
Auf einem Teil der dann entsiegelten Flächen und auf vorhandenen Rasenflächen werden dann Wildblumen-Einsaaten erfolgen.
Die ersten Entsiegelungen in einzelnen Mittelstreifen am Cityring sind für Frühjahr 2023 geplant. Erste Baumpflanzungen werden dann zur Pflanzsaison im Herbst/Winter 2023/24 umgesetzt. Mit den Maßnahmen wird eine notwendige ökologische und stadtgestalterische Aufwertung des Innenstadtrings und ein Beitrag zur Klimaanpassung erfolgen.